Bereits der junge Goethe machte sich über die Behauptung lustig, dass der Formenreichtum der Organismenwelt eine «gefallene» Schöpfung repräsentieren soll, deren Urzustand dem biblischen Schöpfungsbericht zu entnehmen sei. Bis heute wird aber von – vornehmlich evangelikalen – Kreationisten versucht, evolutionsbiologische Forschung aus solch fundamentalchristlichem Schöpfungsglauben heraus zu diskreditieren. Die vorgelegte Untersuchung widmet sich besonders der evangelikalen Vereinigung Wort & Wissen, die seit langem behauptet, die Grundlagen einer wissenschaftlichen «Schöpfungsbiologie» gelegt zu haben und vor diesem Hintergrund fordert, Schöpfungsforschung als gleichberechtigte Alternative zur Evolutionsbiologie anzuerkennen. Die bizarre Dimension solcher Forderungen wird vor allem dann deutlich, wenn man aufdeckt, dass Wort & Wissen sich in ihren Pamphleten explizit auf den US-amerikanischen Vordenker Frank L. Marsh (1899-1992) berufen, der nicht nur ein Kreationist, sondern auch ein fundamentalchristlich motivierter Rassist war: was von seinen hiesigen Anhängern bislang erfolgreich verschwiegen wurde. Im Zuge der vorgelegten Argumentation wird außerdem eine (aus fachbiologischer Sicht notwendige) Distanzierung gegenüber sogenannten evolutionsbiologischen Arbeitsgruppen formuliert, welche seit gut 15 Jahren in nicht eben zielführender Weise gegen Wort & Wissen anschreiben. Stattdessen ordneten sich AG Evolutionsbiologie bzw. AK Evolutionsbiologie einem auffällig superfiziellen «Naturalismus» ihres biologistisch agitierenden Wortführers Ulrich Kutschera unter, obwohl dieser schon 2004 einen «vorsätzlichen genetischen Suizid der deutschen Bevölkerung» und ähnliches verkündet hatte. Erst viel zu spät, im Juli 2017, erklärte der VBIO (Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin), dass man mit dem AK Evolutionsbiologie nicht mehr kooperiere: ein unglücklicher Verlauf der Dinge, von dem Wort & Wissen durchaus profitiert haben könnte.