"Die Bergpredigt" ist so bekannt wie «Die Zehn Gebote». Beide zeigen uns, wie wir in dieser Welt mit Gott und Mensch und uns selbst in Frieden leben können. Beide stehen nicht gegeneinander, sondern gerade hier wird deutlich, wie sich Altes und Neues Testament die Hand reichen. Ich gehe nicht näher auf einen Vergleich ein, denn wer «Die Zehn Gebote» kennt, dem fallen die Parallelen sofort ins Auge. Der Jude Jesus war Kind seiner Zeit, d.h. er hat das Alte Testament quasi «mit der Muttermilch» aufgesogen. Aber Jesus hat nicht unkritisch die Frömmigkeit seiner Zeit geschluckt, sondern die jüdische Tradition, also seine eigene, kritisch hinterfragt und ihren Kern offengelegt. Auf die Frage nach dem höchsten Gebot antwortet er (Mk 12,28ff): Liebe Gott und liebe deinen Nächsten. Jesus reduziert die jüdische Tradition auf das Wesentliche, weil er das Wesen Gottes, den er seinen Vater nennt, kennt und als sein Sohn verkörpert. Ist es nicht paradox? Jesus hat zu einfachen Menschen gesprochen, und wir meinen wir müssten erst 100 Bücher lesen um ihre wesentlichen Aussagen verstehen zu können. Ich habe durch meine langjährige theologische Abstinenz fast wieder zu einem Laienverständnis der Bergpredigt zurückgefunden, und bin mittlerweile wieder davon überzeugt, die Theologinnen und Theologen mögen jetzt lächeln, dass die Bibel, liest man sie mit offenem Herzen, im Wesentlichen auch ohne die Theologie verständlich ist. Selbst wenn Sie dieses Buch nicht lesen und Sie befassen sich vorurteilsfrei mit der Berpredigt, werden Sie durch sie eine große Bereicherung für Ihr Leben erfahren.