Die Erforschung des Gehirns beschäftigte bereits die Menschen in der Antike. Selbst heute sind längst noch nicht alle seine Geheimnisse gelüftet. Dennoch ist die Hirnforschung eine der erfolgreichsten wissenschaftlichen Unternehmungen der Gegenwart. Ihre Bedeutung liegt aber nicht ausschließlich auf dem medizinisch-praktischen Gebiet. Sie war und ist stets auch ein philosophisches Anliegen. Die vielleicht größte Herausforderung, die seit jeher mit der Hirnforschung verbunden war, besteht in der Hoffnung, aus der Erkenntnis der Struktur und Funktion des Menschenhirns Schlussfolgerungen für die Mechanismen von Wahrnehmung, Gedächtnis, Denken und Sprache ziehen und somit auch den menschlichen Geist erfassen zu können. Erhard Oeser schildert in seinem Buch die fesselnde, mehr als zweitausendjährige Geschichte der Hirnforschung von den Anfängen bis heute. In seiner umfassenden, mit vielen Beispielen und Zitaten sehr anschaulich geschriebenen Darstellung widmet er sich insbesondere der Entdeckung des menschlichen Gehirns als Organ der geistigen Funktionen. Kritisch setzt Oeser sich aber auch mit den Methoden und den teilweise grausamen Experimenten auseinander, die zu den späteren, großen Erfolgen führten. Sie wurden häufig erst durch das Leiden und Sterben unzähliger Tiere ermöglicht. Doch auch die zahlreichen Hirnverletzungen bei Menschen infolge von Kriegen brachten oft neue Erkenntnisse über die Lokalisation der Hirnfunktionen. Dadurch wird deutlich, dass die Geschichte der Hirnforschung nicht nur eine Geschichte der großartigen Erfolge und Fortschritte ist, sondern auch eine Geschichte der Irrtümer, Diskrepanzen, Kontroversen und Grausamkeiten. Das Buch spricht alle an, die mehr über das faszinierende Organ Gehirn und die Geschichte seiner Erforschung erfahren möchten!