Als von Jugend auf religiös Suchender geriet ich mit 65 Jahren in eine psychische Katastrophe, deren Ergebnis die Erkenntnis dessen war, worum es im Leben geht. Was ich ursprünglich als Suche nach Gott verstand zeigte sich als die Aufgabe, das Ich zu transzendieren. Da die Befreiung aus der Ego-Verhaftetheit vom Ich her nicht bewerkstelligt werden kann, wurde ich bis an die Grenze des menschlich Erträglichen geführt, was man durchaus als Tod des Ichs bezeichnen kann..
Wer danach fragt, was die Ursache dafür ist, dass der Mensch unzufrieden und in der Tiefe seines Wesens unglücklich ist und warum Beziehungen nicht gelingen, wird in diesem Buch die Antwort finden: Der Grund für das Missglücken des Lebens in allen Bereichen – persönlich und gesellschaftlich – ist die Tatsache, dass sich der Mensch als Ich (Ego) vorfindet. Was das für Folgen hat und wie das überwunden werden kann, wird in dem Buch aufgezeigt.
Die Advaita-Lehre erweckt den Eindruck, dass die Welt eine Illusion ist und dass das Durchschauen dieser Tatsache gleichzusetzen ist mit Erleuchtung. Dem stellt der Autor eine Sicht entgegen, die diese Welt und das Menschsein ernst nimmt. Er zeigt auf, dass das Grundübel des menschlichen Daseins die Befindlichkeit im Ich ist, und die ist nur durch den Tod des Ichs zu überwinden und nicht durch ein Erkennen der Einheit mit dem Absoluten.
Europa gleicht einem Scherbenhaufen, Terrorismus und Flüchlingswelle stellen unsere und die europäischen Demokratien vor eine Zerreißprobe. So, wie die westlichen Demokratien verstanden werden, sind sie zum Untergang verurteilt. Damit Demokratie möglich ist, ist ein neues Verständnis vom Menschsein notwendig
Das Missverständnis, dass Spiritualität den Verzicht auf die Genüsse des Lebens bedeuten würde, wird durch die Unterscheidung zwischen Ich und Individuum beseitigt. In der Regel identifiziert sich der Mensch mit den Mustern des Ichs, und es bedarf eines erheblichen Aufwandes zu durchschauen, dass ich mehr bin als nur ein Ich. Im Ich erhofft sich der Mensch die Erfüllung von den Dingen und bindet sich deshalb an sie, während er als Individuum frei ist und alle Dinge des Lebens genießen kann.
Rassismus und Nationalismus haben ihre Wurzel in einem Selbstwertproblem. Der Mensch fühlt sich wert, wenn er besser ist als andere, dadurch Anerkennung erfährt und sich dadurch anderen überlegen fühlen kann. Die primitivste Form der Überlegenheit besteht in der Nationalität und im Mann-Sein. Aber die Wertschätzung durch andere erweist sich als Illusion und führt zu Gier und Unzufriedenheit. Nur wer den Wert in sich selbst entdeckt, findet das, was er durch nichts von Außen bekommen kann.
Es ist unser Denken, das unserem unmittelbaren Erleben im Wege steht. Wenn es gelingt, das Denken und damit unser Ich zu übersteigen, würden wir der Wirklichkeit begegnen, wie sie ist. Die volle Beanspruchung beim Jonglieren von Bällen kann es ermöglichen, dass diese Mauer des Denkens durchbrochen wird.
Markus Gabriel glaubt, dass es eine vom Bewusstsein unabhängige Wirklichkeit gibt. Das ist naiver Realismus. Alles ist immer zuerst im Bewusstsein, bevor ich eine Aussage darüber machen kann. Durch die Gehirnforschung wird heute unwiderleglich gezeigt, dass die Wahrnehmung, die Voraussetzung allen Erkennens, absolut unzuverlässig ist und wir somit keine sichere Erkenntnis über die Wirklichkeit gewinnen können.
Die Angst ist eine Grundbefindlichkeit des menschlichen Lebens. Die Einsicht, dass alle Ängste auf eine Urangst – dem drohenden Verlust des Ichs – zurückgeführt werden können, kann dazu beitragen, den Tod des Ichs auszuhalten, um somit zur Befreiung von der Angst zu gelangen.
Wenn Sie sich für Buddhismus, insbesondere Zen-Buddhismus interessieren,, könnte dieses kleine Büchlein für Sie wertvoll sein: Oft muss man in einem Buch viele Seiten lesen, bis man auf etwas stößt, was für einen Bedeutung hat, d. h. 80 % von dem Gelesenen ist nur Beiwerk zu den 20 %, die einem etwas bedeuten. Nun habe ich aus verschiedenen zen-buddhistischen Werken ein Lesebuch erstellt, das diese wesentlichen Stellen enthält – ohne einen mit Beiwerk zu belasten. Einzelne Stellen sind mit einem Kommentar versehen.