Helmut Lauschke

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    Als der Nagel eingeschlagen wurde

    Helmut Lauschke

    Schließlich stellte er die afrikanische Frage. Da erzählte ich die Geschichte von den menschlichen Nöten und Erbärmlichkeiten. Die Arbeit zog sich in die Länge, begrenzt von den feuerroten Sonnenauf- und -untergängen. Die Gefühle trieben das Innerste hin und her. Die afrikanische Gewichtung der Dinge war mit der ersten Betrachtung des Bodens und der Menschen nicht mehr von den Augen wegzuwischen. Diese Betrachtung erschütterte durch die Kargheit und die dünnen Arme und Beine, die aufgetriebenen Kinderbäuche und die großen Augen in den eingefallenen Gesichtern. Die Sicht mit der unverwischbaren Einsicht in die Armut drückte den Stempel des Niedergangs in der sozialen Verformung und Entartung mit der Hilflosigkeit tief ins Hirn. Die Frage einer Rückkehr zu jenen Gemeinschaftsstrukturen ließ sich nicht beantworten, wo die Achtung vor dem Wert und der Würde des Menschen noch galt. Heinz Töpfer sagte: «Dann gibt es in Afrika aber noch viel zu tun, wenn das Leben für alle gerechter, menschenwürdiger und lebenswerter werden soll.»

    Grenze und Wortdurchbruch

    Helmut Lauschke

    Es ist der Atemzug der Erinnerung einer großen Liebe, die du gabst in grenzenloser Weise. Ja, es war eine wunderbare Reise durch die Jahre, durch die Tage. Groß war der Augenblick ohne die letzte Frage nach dem Wohin und dem Warum.
    Das Leben geht in Zügen, im Zählen der Züge tust du dir schwer, besonders bei rasendem Herzen, wenn die Liebe dir weitere Schmerzen gibt, dass du die Orientierung verlierst und dir die Sicht und Sinne entgleiten und du verstört dastehst in den Zwischenzeiten.
    Was kommen wird, du hast es geahnt, es nimmt deine Kräfte und drückt dich zu Boden, als gäb es den Wald, den jungen, zu roden, der doch erst im Wachsen ist mit seinen Stämmen, den dünnen mit den zarten Rinden und den Wurzelästen, die zu greifen beginnen in einem Boden, der dir freundlich entgegenblickt.
    Es bleibt dabei, der letzte Atemzug, er ist für dich. Mein letzter Lidschlag wird dich mit dem Mantel der Freude und Sehnsucht umhängen. Übersieh, dass er abgetragen ist und die Flicken des Schmerzes und der Einsamkeit an den Ärmeln hat.
    Was neu entstehen kann, das ist etwas ganz anderes, dessen Namen keiner kennt, und dessen Form aus dem Ungeformten keiner ahnt und keiner zeichnet.
    So ist's, und so wird's bleiben: Die Idee ist groß und mächtig, gegen sie kommen wir nicht an, doch weit werden wir auf ihr getragen. Es ist ein Flug, der auch nach uns kein Ende nimmt.
    Zieh den Splitter aus meinem Atem und halt ihn fest, binde die Fessel von deinem Atem los, dass wir etwas von der Freiheit in den Lungen atmen und schmecken.
    Es ist die Trauernde um den Schweigenden, den einst Tapferen und frohen Helfer, den Freund der Kinder und der Alten. Er wird uns fehlen auf den Feldern der Saaten und Ernten, auf den Plätzen und Straßen des einfachen Lebens.
    Nun liegt die Sprache vollendet oder unvollendet im Gegangenen, als schlafe sie der Ewigkeit zu im Schweigenden mit dem guten Herz, der nun stumm die Vergangenheit in die Zukunft trägt und an eine Rückkehr zur Erde nicht mehr denkt. Vorstellbar ist, dass der Freund der Kinder und der Alten aus dem Raum der großen Freiheit herab beobachtet, um was sich die Menschen hier unten verständlich und unverständlich und oft gegensätzlich bemühen.

    Tremolo

    Helmut Lauschke

    Dichtung braucht dort ein neues Wort, wo die Lücke zu schließen ist. Abgenutzte Worte fallen aus dem Kontext und grammatischen Wortnetz. Der Wind fegt durch den Spalt, und der Regen wäscht das Innere aus, was die Reste sind, die mit Achtung und Sorgfalt durch einige Leben aufbewahrt wurden, wie das weiße Kleid zur heiligen Kommunion. Von der alten Palme steht nur noch der Stamm. Längst wurden ihm die Blätterarme abgeschlagen und zu Körben und anderen Dingen verarbeitet. Vom Tod erschrocken und erstarrt steht der Stumpf. Wo sind die jungen Palmen? Die alten sterben aus. Wo sind die jungen Hände, Kultur zu pflegen und das Haus? Schräg schneidet der Lichtstrahl scharf wie ein Skalpell durch den Traumknoten, der sich nicht löste trotz Geduld und Geschicklichkeit. Es war dort, wo der Mensch sich niederwarf und nicht mehr aufstand. Es war die Zeit, als die Blätter sich verfärbten und abfielen, als der Herbst die Tage kürzer machte und die Kinder mit den Ziegen früher zurückkehrten. Klippen kennen viele Geschichten von Kindesbeinen an bis zum letzten Sturz. Dazwischen haben Stürme alte Bäume gebrochen, und die Jahreszeiten sind an ihnen schweigend vorbeigezogen. Tage, Nächte und wieder Tage, da gibt es keine Frage: Heftige Gewitter schlugen nieder, was sich sperrte. Poetry needs a new word there, where the gap has to be filled. Hackneyed words fall out of the context and the grammatical net of words. Wind rushes through the gap and rain washes out the inside, what is the rest kept with respect and care through some lives as the white dress for the Holy Communion. Of the old palm tree remains only the trunk. The leaf arms were cut down long ago and used for making baskets and other things. Shocked from death and stiffened stands the stump. Where are the young palm trees? The old ones are dying out.

    Im Anbruch des Tages

    Helmut Lauschke

    Eine Vollendung kennt die Ethik nicht, solange der Mensch auf dem Planeten steht, denkt und sich bewegt. Der Vollendung stehen zu viele Egoismen entgegen, die den Sinn der Ethik bis zur Unkenntlichkeit verdrehen, dass Störfaktoren die Pflichten blockieren und die ethischen Prinzipien ruinieren. Philosoph: Im Zeitalter der Hochtechnologie muss menschliches Tun in der Wertigkeit und den Folgen besonders eng mit dem Warnzentrum der Ethik kommunizieren. Der Mensch müht sich in der Adaptation an das äußere Leben mit den sich ständig ändernden Umweltbedingungen, um den Ausgleich nach 'Augenmaß' zwischen 'gut' und 'schlecht' auf den Stand der Zeit zu bringen. Die Taten müssen ins Licht der Wahrheit gerückt werden, um das Sein im Bewusstsein und im Wissen zu festigen. Bezüglich der Ethik ist der Mensch unvollendet und damit im Leben unvollkommen geblieben. Was sich früh erhebt, kann früh versinken, stärker sind, die das Wasser von der Quelle trinken. In allem ist's das Lernen mit dem Streben, um einzuweben die Vernunft ins Leben. Träume, hohe und noch höhere Bäume, aus denen Vögel zwitschern in den frühen Tag, Lieder aus den Kinderjahren kommen wieder, dass Tränen mit Gesängen sich vermischen. Glocken läuten ins Gedächtnis, dass das Wort geschrieben ist. Glocken läuten in den Morgen, dass neu das Wort geschrieben wird. Kehat: Menschen schlagen sich, und Völker morden sich zu Tode. Die Welt reißt aus den Fugen, es fehlen die Köpfe, die wirklich klugen. Sophon: Gesichter bluten, es schwitzt der Chirurg, der durch Tag und Nächte die Wunden versorgt, doch kann er allein die Blutung nicht stillen trotz Totaleinsatz und Gottes Willen. Kehat: Es spritzt das Blut hoch ins Gesicht, das quer durch alle Völker. Wo sind die Richter, ob sie noch schlafen, den Betrug an den Völkern zu strafen? Sophon: Das Hören und Sehen wird ihnen vergehen, wenn sie lernen und anfangen zu verstehen, dass sich die Wahrheit nicht betrügen lässt und die Gesellschaft sich aus den Fugen löst, wenn Völker reihenweise sterben. Kehat: Sie sind des Wahnsinns blinde Erben, sie sind gelähmt, und keiner weckt sie wieder auf. Jede Anmaßung, dem Menschen das Denken zu verwehren, ist teuflisch und Ursache der Entzündungen und finanzierter Revolutionen und Stürze, die Völker vertrieben und vernichtet haben. Die Knebelung der Zungen zeigt, wie weit in der jüngsten Zeit der Versklavung das Geld die Herrschaft über die Demokratie übernommen hat.

    Women of education and of humanity

    Helmut Lauschke

    Mrs. Lydia Grosz: "The Germans have remained a mystery to me. They are educated and hard working, have produced a Bach, Beethoven, Brahms, a Goethe, Schiller, and Lessing, but they have not understood the Faust, the Bell, or the Nathan. Take the ring parable in Nathan. It's the legacy of tolerance and justice. The punch line comes in the question of which son is right. Nathan says the right ring is not demonstrable, almost as unknowable as the right faith is. The father had the copies made with the intention that the rings are indistinguishable. That is the lesson we have to draw from Nathan: the commandment to tolerance and magnanimity. The hubris of the Nazis has gone severely out of hand, as if there were only Germans who have «culture and the right faith.» Boris: "For their mistakes and assessments, German people have been severely punished. Mrs. Grosz: «I agree with you, because many good Germans were also met terribly.»
    Ünett appreciated the understanding and affection by her teacher Adele Bardenbrecht that stabilized her personality and gave her trust. The encounter brought the deeper consensus regarding the fundamental problems and the real values in life. The friendship lasted through the years of life of both like a red thread and became the cornerstone and foundation of practiced humanity.

    Der Arzt Björn Baródin

    Helmut Lauschke

    Vom Werdegang und der Persönlichkeit eines Arztes in seiner vielseitigen Tätigkeit im Spannungsfeld zwischen Seele und äußerer Wirklichkeit. Die Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Auf die Zunahme der Streepsychosen hat die Psychiatrie im besonderen Maße einzugehen.

    For Justice, Understanding and Humanity

    Helmut Lauschke

    Everyone was hopeful that people of Namibia would go the solidly paved way into a promising future longed-for after the many years of colonialism, discrimination and oppression. The book gives insight into life and the medical work. It demonstrates the exercises of learning and hard work by understanding the people in need and for re-evaluating the challenges in fulfilling the responsibilities and tasks by meeting their expectations. To put the good intentions into practical perspectives, education must improve to strengthen the willpower for enhancing the capability and skills and the standard of work performances considerably. The prerequisites remain, which is humbleness, honesty, respect and hard work to elevate the attitude in assessing the social problems related to freedom, peace, equality and justice. The story likes to motivate the young generation in learning to understand the situation in depth by considering and analyzing the facts. It is of great importance to become a citizen by taking part in the process of building and consolidating the nation to an educated, just and responsibility bearing nation in keeping up and defending the fundamental values of humanity. The biggest goal is true humanity. To reach this goal, the prerequisites are personal modesty, true honesty, tolerance, dedication, passion and determination in social commitments and high ethics in the performance. The principles comprise mutual respect and understanding, the willingness to help people in need and to educate children to the best level, and to keep and cultivate the values of humanity, which has to be praised and practiced from generation to generation. Everybody is responsible to act accordingly that life maintains its deeply rooted meaning.

    Das zweite Gleis

    Helmut Lauschke

    Yasmeen Kanuz [seven years of age], Aleppo, 15 December 2016: «This may be the last time you see me or hear my voice. I have been living here for two years with my parents, who were killed by Syrian warplanes. I appeal to human rights organisations all over the world to help us get out of Aleppo right now.» Yasmeen, joined by babies and toddlers, found 47 children in the only surviving orphanage. Their parents were victims of the relentless bombing campaign by regime forces. "Die Rückkehr zu klaren sittlichen Grundsätzen, zum Rechtsstaat, zu gegenseitigem Vertrauen von Mensch zu Mensch, das ist nicht illegal, sondern umgekehrt die Wiederherstellung der Legalität. Ich habe mich im Sinne von Kants kategorischem Imperativ gefragt, was geschähe, wenn diese subjektive Maxime meines Handelns ein allgemeines Gesetz würde. Darauf kann es nur eine Antwort geben: Dann würden Ordnung, Sicherheit, Vertrauen in unser Staatswesen zurückkehren. Jeder sittlich Verantwortliche würde mit uns seine Stimme erheben gegen die drohende Herrschaft der bloßen Macht über das Recht, der bloßen Willkür über den Willen des sittlich Guten." (Kurt Huber [1893-1943], Professor für Philosophie und Psychologie an der Universität München: Aus seinem Schlussplädoyer vor dem Volksgerichtshof am 19. April 1943 – am 13. Juli 1943 hingerichtet) Propst Heinrich Grüber [1891-1975] am 7.8.1945 über das Vertreibungselend der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg an den englischen Bischof George Bell in Chichester: "Ich kenne die Leiden der Nichtarier; ich habe die Qualen der Konzentrationslager mitgetragen, aber was sich jetzt vor unseren Augen abspielt, überschreitet in Form und Umfang alles bisher Dagewesene.

    Spurengang

    Helmut Lauschke

    Um die Achse flieht die Höhe. Auf und ab zischen schlagende Schlingen am federnden Stab. Kräfte stählen sich in Biegungssprüngen, während Zugleinen sich von einem Ende zum anderen spannen. Es stürmt der Wind, dass Köpfe in zerschlissne Krägen eintauchen, und Augen hinter engen Schlitzen über verwehte Ränder blinzeln. Seegras hängt an Kettenschlössern, um die die Schlammdecken schlieren, die der Anker beim Losmachen zerriss. Als hinge der Atem am dünnen Fetzen der zerlaufenen, versessenen und verluderten Hose mit dem langen Riss über dem Gesäß. Als stiege der Atem im frühen Hauch steil in die frische Brise hinauf. Ein spätherbstlicher Morgen mit dem unerwarteten Wintereinbruch. Erst, wenn der Knoten verschlissen ist, kommt mit dem Hauch, der die Brise im dunklen verschlafenen Morgen verfehlt hat, die vage Hoffnung auf einen Frühling, auch wenn er noch weit entfernt ist. Pflügt die harte Scholle für Mahangu und Mais. Pflügt sie vor der Regenzeit, dass die Saat den Boden fasst und keimt. Die Ernte ist vonnöten, denn die Körbe stehen leer. Kilometerweit zieht der Pfad durchs Buschwerk an den wenigen, verbliebenen Bäumen vorbei. Umringt wird der Brunnen von Zaubersprüchen, dass er genug Wasser habe in der Trockenzeit. In Eimern wird das Wasser seit Generationen Tag für Tag auf den Köpfen zum Kraal getragen. Wasser ist kostbar, ist Wein auf der Zunge. Dieser Geschmack ist eng mit dem Boden verhaftet. Schräg schneidet der Lichtstrahl skalpellscharf durch den Traumknoten, der sich nicht löste trotz Geduld und eingeübter Geschicklichkeit, dort, wo sich der Mensch dann niederwarf und nicht mehr aufstand. Es war die Zeit, als die Blätter sich verfärbten und abfielen, als der Herbst die Tage kürzer machte und die Kinder früher mit den Ziegen zurückkamen. Die Dichtung braucht ein neues Wort dort, wo die Lücke zu schließen ist. Belanglos fallen abgegriffene Worte aus dem Zusammenhang.

    Tag und Nacht

    Helmut Lauschke

    Der Kern meiner späten Prägung als Arzt bildete sich durch den Blick in die Armut der Menschen und in die Härte der Kinderschicksale mit dem vielen Sterben. Bitter war das Abtrennen von Händen, Armen und Beinen bei Kindern, die eine Minenexplosion überlebt hatten. Die meisten von ihnen waren an der Unfallstelle gleich tot. Das Bild dieser Trostlosigkeit erschütterte mich tief. Es gab mir Anlass, unter den miserablen und gefährlichen Bedingungen die Arbeit an diesen Menschen aufzunehmen. Die Grenze der Leistungsfähigkeit bestimmte erst der Zustand der Erschöpfung. Anders wäre die Anforderung von der Höhe des kaum Vorstellbaren nicht zu schaffen gewesen und den Menschen in Not wäre nur ungenügend geholfen worden.
    Die Not der Menschen unter der Apartheid und danach haben die Schale zum Überlaufen gebracht. Vieles von dem ist versickert. Doch sollte das, was die Schale gefüllt hatte, nicht ganz in Vergessenheit geraten. Die Augen der Menschen sollen weiter geöffnet werden, die sich für andere Menschen interessieren und sich für jene in Not einsetzen wollen. So sind es die Menschen, jene in Armut und Not auf der einen Seite, und die anderen auf der anderen Seite, die es sehen und helfen wollen, aber es nicht tun, und die in der kleineren Zahl, die sich für andere Menschen einsetzen. Diese Menschen gaben mir den Anstoß zum Schreiben. Sie waren der Inhalt meines Arztseins. Nun sind sie Grundlage und Inhalt meiner Bücher.
    Es besteht kein Zweifel, dass das Wissen um die Menschen in Armut und Not nicht nur erweitert, sondern auch vertieft werden muss. Menschen in ihren armseligen Behausungen und tristen Aussichten auf den nächsten Tag müssen ernst, d.h. ernster denn je, genommen werden. Mit der Erweiterung und Vertiefung des Wissens sollen Mut und Ansporn hervorgebracht und soweit gestärkt werden, dass die Hürde überwunden wird, um sich für diese Menschen, die doch die große Mehrheit der Bevölkerung sind, einzusetzen.