Der Offizier Schilin dient im Kaukasus. Die Mutter möchte den Sohn noch einmal sehen, weil es mit ihr zu Ende geht. Schilin erhält im Sommer von seinem Oberst Urlaub, spendiert seiner Mannschaft vier Eimer Schnaps und macht sich mit dem beleibten Offizier Kostylin zu Pferde auf den Weg. Kaukasus-Tataren unter Kasi Muhamed überfallen die Reisenden und verschleppen sie in ihr Aul. Kasi Muhamed verkauft Schilin und Kostylin an Abdul Murad. Letzterer will für die Freilassung beider einen ordentlichen Batzen Lösegeld erpressen.
Die Selbstbiografie ›Jünglingsjahre‹ erzählt, geschrieben in der Ich-Perspektive, die Jugend- und Jünglingszeit des Nikolai Petrowitsch Irtenjew, eines Jungen aus einer russischen Adelsfamilie. Der Schriftsteller Tolstoi verbindet darin autobiografische und fiktive Erzählungen. ›Jünglingsjahre‹ ist Teil der Trilogie ›Kindheit, Knabenjahre, Jünglingsjahre‹; Hermann Hesse nannte sie «eine der schönsten Dichtungen Tolstois und eine der schönsten, liebenswertesten russischen Dichtungen überhaupt.»
Der Schlitten, eine Troika, in die sich der Erzähler zusammen mit einem gewissen Aljoschka des Abends setzt, gleitet in die schneebedeckte Kosakensteppe hinein. Als über dem Ödland ein Schneesturm aufzieht und kein Werstpfahl mehr zu sehen ist, möchte der Erzähler nicht umkehren. Er hat zum Kutscher allerdings wenig Vertrauen, weil dieser kein Einheimischer ist. Angesichts des Unwetters ordnet der Erzähler doch Umkehr an. Als den Reisenden Kurierschlitten in scharfem Trab entgegenkommen, befiehlt er erneute Umkehr: Einfach den frischen Spuren dieser Troikas hinterdrein! Der ungeschickte Kutscher fährt beim Wenden in eines der Dreigespanne hinein. Losgerissene Pferde des betroffenen Postwagens müssen im Schneenebel eingefangen werden. Der Kutscher überredet den Erzähler zum Schlittenwechsel. Nach Mitternacht kommt zum Sturm die Kälte hinzu. Eine der bekanntesten Geschichten Tolstois, hinreißend und meisterhaft erzählt.
Der kluge Jegor Michailowitsch verwaltet seit zwei Jahrzehnten umsichtig im Dorf Pokrowskoje das Landgut seiner Herrin Awdotja Nikolajewna. Pokrowskoje soll drei junge Männer für den Wehrdienst stellen. Zwei stehen namentlich fest. Es geht um den dritten Mann. Michailowitsch empfiehlt den Trinker Polikei Iljitsch, der bei den Bauern im Dorf als Dieb verschrien ist. Awdotja Nikolajewna, die Polikeis Sanftmut kennt und schätzt, lehnt den Vorschlag ab. Die Gutsherrin will beweisen, wie vertrauenswürdig Polikei ist und schickt ihn allein über Land. Er soll eine größere Summe Geldes abholen. Polikei gehorcht und verliert auf dem Rückwege das Kuvert mit den 1617 Rubeln in Banknoten.
›Worin besteht mein Glaube‹ ist eine philosophische Auseinandersetzung des Schriftstellers Lew Tolstoi mit Glauben und Religion. Er beschreibt darin seinen persönlichen Entwicklungsgang, die Beeinflussung seines Glaubens durch kirchliche Lehrer und setzt sich kritisch mit dem christlichen Glauben und der Bibel auseinander; beschreibt etwa Christi Lehre von den Gläubigen als unerreichbares Ideal, der als Wahn von den Ungläubigen aufgefasst wird, diskutiert den Gegensatz der christlichen und jüdischen Sittenlehre oder die Ausführbarkeit der christlichen Gebote.
›Krieg und Frieden‹ zeichnet vor dem Hintergrund einer ausschweifenden Familienchronik ein gesellschaftliches und historisches Porträt Russlands in der Zeit von 1805 bis 1812, wobei personale Beziehungsgeschichten und Staatsaktionen miteinander wechseln. In seiner Mischung aus historischem Roman und militär-politischen Darstellungen sowie Analysen der zaristischen Feudalgesellschaft während der napoleonischen Ära in Russland und den Kriegen mit der Invasion Russlands nimmt er die Montagetechnik moderner Romane des 20. Jahrhunderts vorweg und gilt als eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur.
Zwei Erzählungen des russischen Schriftstellers Lew Tolstoi. Der Morgen eines Gutsbesitzers: Fürst Dmitri Nikolajitsch Nechljudow hat seine Universitätsstudien nach dem dritten Studienjahr an den Nagel gehängt. Er will sich fortan lieber vor Ort um das Wohl seiner siebenhundert leibeigenen Bauern kümmern. Im Einvernehmen mit dem Gemeinderat unterstützt er Hilfsbedürftige unter seinen Bauern. So macht er sich eines sonnigen Junisonntags nach dem Morgenkaffee mit einem Bündel Geldscheinen in der Tasche auf den Weg. In seinem Notizbuch stehen drei arme Bauern. Die Dekabristen: Tolstoi plante einen großen Roman, in dem die Dekabristen eine Rolle spielen sollten, die Führer des Aufstandes, der bald nach dem Tod Alexanders I. in Russland ausgebrochen war. Bei den Vorarbeiten zu diesem Roman kam er auf den Gedanken, zuerst ein großes Werk über die Zeit der Napoleonischen Kriege zu verfassen; so entstand «Krieg und Frieden»; der Roman «Die Dekabristen» aber blieb unvollendet, wenngleich Tolstoi auch später einige Kapitel davon niederschrieb. Im Band sind die ersten drei Kapitel in der allerersten Fassung wiedergegeben.
Der wohlhabende Grundstückseigentümer Wassilij Andrejewitsch Brechunov reist mit seinem demütigen und folgsamen Knecht Nikita bei einem Schneegestöber durch die Steppe. Wassilij ist ungeduldig und möchte die Stadt schnell erreichen, um dort vor anderen Interessenten ein Stück Wald zu kaufen. Der Schneesturm wird immer stärker und es wäre besser, zu rasten, doch der Herr Brechunov will weiter. Sie verirren sich und drohen, an Unterkühlung zu sterben. Im Angesicht des Todes werden Ungleichheit und Standesunterschiede irrelevant.
Posdnyschew hört auf einer längeren Zugfahrt, wie die Reisenden über Liebe als Grundbedingung für eine glückliche Ehe diskutieren. Posdnyschew erzählt daraufhin seine eigene Geschichte: Mit 30 Jahren, nach Jahren der sexuellen Ausschweifung, beschließt er zu heiraten. Er bekommt fünf Kinder, dann wird seine schöne, junge Frau unfruchtbar und wendet sich der Musik zu. Posdnyschews Eifersucht ist geweckt durch ihr anhaltendes Musizieren mit dem Geiger Truchatschewskij. Sein Wahn eskaliert und kumuliert in einer schrecklichen Tat.