Lautlos und ungesehen beobachtete Der-den-Bären-jagd die fremden Jäger. Sie waren hellhäutig und größer oder kleiner als er selbst. Sie hielten lange und kurze Rohre aus schwarzem Metall in den Händen, zielten damit auf Hirsche oder Rehe und bewegten die Finger. Aus dem vorderen Ende des Rohres fuhr ein Blitz. Ein fürchterlicher Knall folgte wie ein Donner, dann brodelte eine Rauchwolke auf. Wie von einem unsichtbaren, gewaltigen Hieb getroffen, brach das Wild zusammen. Aber da waren auch zwei Männer, die mit großen Bogen und langen Pfeilen besser schossen als er. Neid packte ihn, als er sah, wie der bärtige Riese und ein ebenso großer Fremder mit schwarzer Haut ihre Waffen handhabten. Und sie hatten ein riesenhaftes Kanu mit drei Bäumen drauf. Es lag in der Bucht. Dorthin brachten sie das Wild in einem kleinen Kanu mit großen Paddeln.
Al Conroy, der Stückmeister der Arwenacks, feuerte das Buggeschütz ab, nachdem er den Gegner anvisiert hatte. Mit einem Sprung setzte er vom Vorschiff herunter, kauerte sich hinter dem Schanzkleid neben das vorderste Steuerbordgeschütz und hielt den Luntenstock ans Zündloch. Ohne sich um den Schuß zu kümmern, hastete er weiter und zündete die nächste Culverine. Stichflammen und Rauch, der unbarmherzige Donner, das Rumpeln der Lafetten und die aufgeregten Rufe der Männer nahm er nur am Rande wahr. Schließlich krachte die letzte Steuerbord-Culverine und entlud einen vernichtenden Hagel von Eisenschrot und gehacktem Blei über das Deck der spanischen Kriegs-Karavelle…
Als Ed Carberry, Ferris Tucker und Dan O'Flynn nach Mitternacht aus der Schenke in Venedig aufbrachen, um an Bord zurückzukehren, hatten sie voll aufgebraßt, was mit dem schweren Wein zusammenhing. Und als sie den Platz vor der kleinen Kirche Santi Giovanni e Paolo überquerten, saß der mächtige Kondottiere Colleoni nicht mehr allein auf seinem mächtigen Streitroß, sondern ein Kerl hockte hinter ihm und schien zu pennen. Das Reiterstandbild hatten die drei Arwenacks schon bestaunt, als sie noch nüchtern gewesen waren. Jetzt jedoch staunten sie überkreuz und doppelt. Und der Profos war stur genug, auf das Bronzeroß zu klettern, um den Kerl hinter dem Kondottiere den Marsch zu blasen. Aber der war tot und hatte ein Messer im Kreuz. Da wurde der Profos wieder nüchtern, vor allem, als die Stadtgarde anrückte…
Die «Stern von Indien» trieb im Sturm breitseits ab, die Anker über den Grund mit sich schleppend. Es war eine verteufelte Situation, denn die Arwenacks hatten die Ballaststeine außenbords befördert, um die Prunkgaleere zu leichtern und von der Untiefe zu lösen. Als sich wieder eine Welle heranschob und gegen die Bordwand donnerte, holte die Galeere weit nach Steuerbord über. Aber dann, kam sie doch endgültig frei, und ein gewaltiger Ruck ging durch den Rumpf. Das stehende Gut peitschte sekundenlang wie wild durch die Finsternis. Doch aus dem Schub des Abdriftens wurde gleichzeitig eine Vorwärtsbewegung auf die Anker zu. Die Riemen wühlten das Wasser auf. An beiden Seiten der «Stern» bildeten sich weiße, gischtende Streifen. Die Bewegung setzte sich fort, und wahrscheinlich würde es mit den Ankertrossen eine Wuhling geben…
Auf der ankernden Dhau standen Särge mit Toten, die zum Verbrennen an Land geschafft werden sollten. Die Arwenacks hatten sich erboten, bei dieser grausigen Aufgabe zu helfen, und waren bei der Dhau längseits gegangen, auf der offenbar kranke Männer vermummt herumtorkelten. Und da passierte es. Die Vermummten rissen sich plötzlich die dunklen Umhänge und Kapuzen fort und zogen Messer und Dolche hervor. Und während sich die ersten Kerle über das eigene Schanzkleid schwangen und auf die tiefer gelegenen Decksplanken der Schebecke sprangen, flogen die Deckel der Särge hoch, und die Toten wurden mit überraschender Schnelligkeit lebendig. Da wußte jeder Arwenack, daß es jetzt ums Ganze ging. Sie waren üblen Halsabschneidern in die Falle gegangen…
Zwar konnten die Arwenacks in Trivandrum ihren Proviant ergänzen, aber für den Ärger sorgte ein portugiesischer Tenente, der sie für mindestens fünf Tage unter Quarantäne stellen wollte und dreist behauptete, sie hätten den Schwarzen Tod ins Land gebracht. Da konnten die Arwenacks nur lachen, doch als der Tenente zur Festnahme schreiten wollte, platzte dem Profos Carberry der Kragen. Er holte blitzartig aus, sein Profoshammer raste in einem Halbkreis durch die Luft und traf haargenau das Kinn des Portugiesen. Der überschlug sich halb zwischen seinen Soldaten, flog in den Sand und rührte sich nicht mehr. Die anderen Arwenacks blieben auch nicht faul. Es dauerte nur fünf Atemzüge lang, dann waren die Soldaten entwaffnet…
Matt Davies, der sich mit der linken Hand an einem Fall festhielt, rammte den Haken seiner Kunsthand in den Magen eines Inders, der ihn ansprang. Mit einem würgenden Schrei sackte der Mann zusammen. Matt fing ihn ab, drehte sich halb herum und kippte den zappelnden Burschen über das Backbordschanzkleid. Der Körper klatschte zwischen zwei Boote ins Wasser. Matt wirbelte herum und suchte den nächsten Gegner. Ein halbnackter Inder, das Messer zwischen den Zähnen, stürzte sich auf Bob Grey. Matt Davies sprang zwischen zwei kämpfenden Gruppen hindurch und packte den Kerl noch in der Luft am Bein. Der Inder verfehlte sein Ziel, glitt von der Schulter Bobs ab und krachte mit dem Kopf gegen das Dollbord des Beibootes…
Dan O'Flynn hatte das Tau an dem Ast über sich gepackt, zog sich bis zum Stamm zurück und nahm auf dem nassen Moos des Astes, auf dem er stand, einen Anlauf von drei Schritten. Er sprang zwischen den Blättern hervor und schwebte etwa sieben Yards weit durch die Luft. In dem Augenblick, als der portugiesische Stückmeister die funkensprühende Lunte auf das Zündloch senkte, war Dan über ihm. Die Mündung der Drehbasse wies genau auf die stürmenden und enternden Seewölfe auf der Steuerbordseite. Ein Stiefel traf den Stückmeister zwischen die Schultern, der andere schlug gegen den Griff der Drehbasse. Ein scharfer Schmerz zuckte durch Dans rechtes Schienbein. Der Stückmeister wurde nach vorn katapultiert, er flog über den Niedergang hinweg und krachte auf die Planken. Der Schuß der Drehbasse dröhnte auf, aber die Ladung fuhr schräg in den Himmel …
Aus den Stollenlöchern pufften kleine Wolken von Schwefelstaub hervor. Fast gleichzeitig schien von überall her dumpfer Donner zu grollen. In das Grummeln mischte sich das scharfe, ohrenbetäubende Schmettern einer lauten Explosion. Kurz darauf tobte eine zweite Detonation durch den Berg, und aus den Stollenzugängen schossen waagrechte Feuerzungen. Aus dem Hauptstollen wurden zwei Körper, die sich überschlugen, durch die Luft gewirbelt und auf die Rampen geschmettert. An einigen Stellen schienen sich Gase oder Schwefelstaub entzündet zu haben, denn aus den Löchern schlugen mächtige Flammen, die nach allen Seiten loderten. Noch eine mächtige Explosion ertönte im Innern des Bergwerks. Die Arwenacks duckten sich, als sich der Explosionsdruck durch die heiße Luft fortsetzte und überall Staubwirbel erzeugte…
Hasard holte tief Luft und brüllte: «Vorwärts, Arwenacks! Klar zum Entern! Werft sie ins Meer!» An vielen Stellen schwangen sich die Seewölfe an Bord der Galeere. Neben Hasard griff Don Juan in die Sprossen der Jakobsleiter. Von der Schebecke dröhnten die Abschüsse der Musketen. Carberry flankte über das Schanzkleid, und während er herumwirbelte, trat er einem Inder, der sich mit dem Säbel auf ihn stürzen wollte, gegen die Brust. Der Mann überschlug sich und flog zwischen die Bordgeschütze. Batuti und Big Old Shane kämpften sich Schulter an Schulter zum Achterdeck der Galeere durch. Sie schlugen mit Säbeln um sich und räumten das Achterdeck binnen weniger Sekunden leer. An Backbord sprangen zwei Inder entnervt und schreiend ins Dunkel. Ihre Körper klatschten ins Wasser…