Ferris Tucker hatte den gebündelten Brandsatz gezündet, und der stob jetzt los wie eine Horde kreischender Affen. Er raste in die Bucht, hinterließ eine grauweiße Rauch- und Qualmwolke und tobte unter höllischer Geräuschentwicklung ein kurzes Stück in den morgendlichen Himmel. Auf der Kriegs-Galeone «Aguila» vergaßen sie für einen Augenblick das Feuern, und später waren sie dazu nicht mehr in der Lage. Der gebündelte Brandsatz hatte seinen Kulminationspunkt erreicht und barst über der Galeone mit einem ekelhaft lauten und schmerzenden Geräusch auseinander. Die ganze Palette chinesischer Feuerwerkskunst brannte schlagartig ab – rote, grüne, goldene und grellweiße Sterne zerplatzten in einem wilden Regen und ergossen sich über die Galeone der Dons…
Der Seewolf hatte das Gefühl, in einer Arena zu stehen. Er hatte das Tor knapp durchschritten, als er eine wogende Menschenmenge vor sich sah. Geraune wurde laut, ein paar aus der Menge begannen zu johlen. Auf einem prunkvollen Podest stand der Padischah. Er schien höhnisch zu grinsen. Die anderen Arwenacks wurden durch das Tor getrieben. Was sie sahen, ließ sie hart schlucken. Da waren vier prächtig aufgeputzte Elefanten mit ihrem Mahauts. Diese mächtigen Tiere waren dazu ausersehen, Hasard, Ben Brighton und Dan O'Flynn zu Tode zu trampeln. Und links von den Elefanten befanden sich zwei Henker mit nackten Oberkörpern. In der Hand hielten sie krumme Schwerter, mit denen die Mannschaft des weißen Teufels geköpft werden sollte. Es schien keinen Ausweg mehr zu geben…
Old Donegal blickte in dem Sarkophag-Raum des Tempels unbehaglich nach links, und da blieb ihm fast das Herz stehen. Er wagte kaum noch Luft zu holen und glaubte deutlich, seine eigenen Knochen klappern zu hören. Zudem rann es ihm wie Eis durch die Adern. In einer großen Nische, vom Fackelschein kaum beleuchtet, aber dennoch gut zu erkennen, hockten verschrumpelte, eingetrocknete Inder am Boden und blickten aus leeren Augenhöhlen vor sich hin. Bis auf einen dürftigen Lendenschurz waren die Toten unbekleidet. Damit die Leichen nicht verwesten, hatte man sie mit dem gleichen Blattgold überzogen und konserviert, das auch das Dach des Tempels zierte. Es mochten etwa ein Dutzend Mumien sein, die die Ehre hatten, den unteren Teil des Tempels zu bewachen. Old Donegal stand bibbernd an der Wand…
Die «Isabella IX.» schlüpfte elegant über die Sandbank weg – nicht so die viermastige Kriegsgaleone «Casco de la Cruz», deren Capitán scharf darauf war, die «Piraten» zu den Fischen zu schicken. Die ungeheure Masse des Viermasters wälzte sich unter vollen Segeln auf die Sandbank und blieb abrupt stehen. Das Schiff lag plötzlich so fest, als hätte es eine Riesenfaust in voller Fahrt gestoppt. Die Kerle, die in den Webleinen der Wanten hingen, verloren übergangslos den Halt, weil niemand mit dem Aufprall gerechnet hatte. Sie flogen mit erstaunten Aufschrei über Bord. Auch der baumlange, dürre Capitán Don Julio de Vilches auf dem Quarterdeck wurde von den Füßen gerissen und krachte auf die Planken, was seiner Nase gar nicht guttat. Der Fockmast brach wie ein morscher Besenstiel, und durch das Batteriedeck polterten losgerissene Vierzigpfünder…