Die Halbstarken. Will Tremper

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Название Die Halbstarken
Автор произведения Will Tremper
Жанр Языкознание
Серия Filme zum Lesen
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783939988137



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ab Einstellung 307). Die eigene Kriminalität wird dabei durch das Verhalten der Eliten entschuldigt und zudem ‚pseudosozialdarwinistisch‘ legitimiert, wenn Freddy Jan erklärt: »Sieh‘ mal, mit den Brüdern musst‘e so umgehen, das ist Pädagogik, verstehst‘e? Wenn Du weiterkommen willst im Leben, dann darfst Du Dich nicht unterkriegen lassen. Wenn ich dem nicht auf den Kopf trete, dann tritt er mir auf den Kopf.« – Zehn Jahre später wird sich eine ganz andere Bewegung formieren…

      Unter formalen Gesichtspunkten ist es Tressler, der für seinen auch kommerziell erfolgreichen Film 1957 das Filmband in Silber als bester Nachwuchsregisseur gewann, relativ überzeugend gelungen, das Lebensgefühl der Jugendlichen einzufangen. Abgesehen von dem pseudo-pädagogischen Vorspann setzt sein Jugend-, Kriminal- und Berlinfilm in medias res ein und stellt uns die Clique vor. Geschickt nähern wir uns der erzählten Welt aus der Perspektive eines Außenseiters: Zusammen mit Jan werden wir in das Gangleben (wie man heute sagt) rund um Freddy eingeführt. Die Figuren sprechen die Sprache der Zeit, ihr Jargon dynamisiert eine Handlung, die auf einen Samstag in der Großstadt Berlin verdichtet ist.

      Der von Wenzel Lüdecke produzierte, nicht immer klischeefreie Schwarzweißfilm kann als temporeich erzählt bezeichnet werden, der Einsatz der Musik ist pointiert. Die modernen Songs charakterisieren den Lebensstil der Jugendlichen, auch wenn sie eher Dixie als Rock ‘n‘ Roll bevorzugen. Symptomatisch steht der Marsch, der versehentlich von den Jugendlichen in der Jukebox angespielt wird, für die Elterngeneration, über die man lacht. Filmisch sticht besonders die Kameraarbeit von Heinz Pehlke hervor, auch lebt das Werk von seinen guten und gutaussehenden Darstellern, allen voran von Horst Buchholz (1933-2003) und der Laienschauspielerin Karin Baal (*1940).

      Die Halbstarken reloaded

      Im Jahr 1996 erlebte das Werk eine Renaissance, wurde es doch unter der Regie von Urs Egger neu verfilmt (Produktion: Bernd Eichinger). Der Fernsehfilm orientierte sich aber zu präzise am Original und fand kaum eigene Zugänge zur Thematik. Bei dieser von der Kritik geschmähten Produktion handelt es sich nicht um eine formale oder inhaltliche Aktualisierung, sondern um eine rein auf Unterhaltung zielende nostalgische Hommage. Folgerichtig beginnt das Werk, nach einer cineastischen Verbeugung vor Horst Buchholz, im Kino. Und als Hommage funktioniert der Film gut; dazu trug auch die damals erste Riege deutscher Jungschauspieler bei.

      Bemerkenswert sind – neben einigen mehr oder weniger gelungenen kleinen Abweichungen – zwei Veränderungen in der nun in Köln spielenden Handlung: So stirbt die weniger intrigant gezeichnete Sissy im Handgemenge am Ende des Films: »Freddy«, sagt sie, »ich glaube, wir haben verloren.« Dazu kommt die formale Abweichung, dass die Geschichte von zwei Voice-Over-Erzählern aus der Rückschau kommentiert wird, nämlich der toten Sissy und dem ‚halbtoten‘ Freddy, der nach seiner kleinkriminellen Karriere tatsächlich als Briefträger bei der Post angeheuert hat und dessen Träume im Spießertum untergegangen sind.

      Die Halbstarken. Ein packender Zeitroman

      Will Trempers Erzählung Die Halbstarken aus dem Jahr 1956 liegt dem Drehbuch zugrunde. Es gibt große Gemeinsamkeiten zwischen Erzählung, Drehbuch und Film; einige der Unterschiede sind schon durch die Drehbuchauszüge aufgezeigt. Auch nimmt der Film deutlicher als der Roman den pädagogischen Warntopos an einigen Stellen im Erzählerkommentar auf und legt Wert auf eine Wandlung der Mitglieder der Gang. So zeigt am Ende der Handlung auch Freddy deutlich Reue: »‘Das…, das wollte ich nicht…, das… nicht…‘, würgt er mühsam hervor.«

      Formal handelt es sich um ein Produkt der Arbeit im Medienverbund, das mit Szenenphotos aus dem Film in der Reihe Der bunte TOXI Film-Roman im Langhelm-Verlag (Hannover) veröffentlicht wurde. Der Roman ist (auch im Vergleich zum Film) konventionell strukturiert, aber handwerklich solide gearbeitet und ebenfalls temporeich. Besonderes Augenmerk wird auf die erzählte Zeit gelegt, gliedern doch 28 exakte Zeitaufrufe (von 15.22 bis 2.05 Uhr) den Text (bei dem man besser von einer Erzählung als von einem Roman spricht). Ähnlich wie den Film zeichnet den »Zeitroman« eine große Dynamik aus, die auch durch die Sprache erzeugt wird: Das Werk entfaltet sich aus einer Mixtur von im Stil einer Reportage berichtender Erzählerrede und von am Jugendjargon orientierten Figurendialogen. (Störend nimmt sich für den heutigen Leser allerdings die lautsprachliche Nachbildung der Rede nicht-muttersprachlicher Figuren aus.)

      Die Halbstarken ist der erste Titel in der neuen E-Book-Reihe Filme zum Lesen, die es sich zur Aufgabe macht, literarische Werke, die Filmklassikern zugrundeliegen, in Form eines neuen Mediums wieder in den Blick zu nehmen. Das E-Book folgt dem ungekürzten Text der Erstausgabe von 1956, die in der Reihe Der bunte TOXI Film-Roman im Langhelm-Verlag (Hannover) erschienen ist. Der Text wurde behutsam der aktuellen Rechtschreibung angepasst.

      Einen guten Überblick über den Kontext von Die Halbstarken bietet der Aufsatz von Jürgen Felix: Rebellische Jugend. Die „Halbstarken“-Filme: Vorbilder und Nachbildungen. In: Schauding, Michael (Hrsg.): Positionen deutscher Filmgeschichte. 100 Jahre Kinematografie: Strukturen, Diskurse, Kontexte. München: Diskurs-Film-Verlag: 1996. (Diskurs Film. 8.) S. 309-328.

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