Название | Ein Sommer mit Percy und Buffalo Bill |
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Автор произведения | Ulf Stark |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783825162399 |
»Wir kennen uns doch inzwischen ziemlich lange, oder?«
»Ja«, sagte ich.
»Wie lange eigentlich?«
»Drei Jahre.«
»Genau«, sagte er. »Drei Jahre. Da ist es höchste Zeit, dass wir Blutsbrüder werden.«
»Blutsbrüder – was ist das denn?«, fragte ich. Da erklärte Percy es mir.
»Blutsbrüder, das ist, wenn jeder sich einen Ritz in den Finger schneidet und das Blut dann mit dem des andern vermischt«, sagte er. »So ein Dusel, dass ich das Messer mitgebracht hab!«
Er wischte die schmutzige Klinge am Hosenbein ab. Plötzlich musste ich an all die Male denken, als man mir Blut abgenommen hatte. Das hatte mir gar nicht gefallen.
»Das wäre toll. Aber so eine Wunde kann sich entzünden«, wandte ich ein, »und an einer Blutvergiftung kann man sterben, schon mal davon gehört?«
Mein Vater war Zahnarzt, daher wusste ich einiges über Bakterien.
»Klar«, sagte Percy. »Aber wenn man die Klinge vorher erhitzt, dann nicht.«
Darauf fiel mir nichts mehr ein. Percy trug immer eine Streichholzschachtel mit sich herum. Er zündete ein Streichholz an und hielt die Messerklinge über die Flamme, bis sie schwarz von Ruß war. Dann ritzte er zuerst seinen eigenen Daumen an und danach meinen. Das brannte, fühlte sich aber trotzdem gut an, irgendwie feierlich.
»So«, sagte er. »Jetzt sind wir Blutsbrüder. Weißt du, was das bedeutet?«
»Nein«, sagte ich.
»Das bedeutet, dass man miteinander in die Ferien fährt«, sagte Percy. »Aber weil ich ja nicht in die Ferien fahre, muss ich bei dir mitfahren.«
Ich wusste nicht, ob ich das wollte. Zwar war Percy mein bester Freund. Aber in den Schären hatte ich eine Menge anderer Freunde. Da gab es Klas, Bengt, Ulf E. und Leif. Und dann war da noch Pia. Ich war mir nicht sicher, ob Percy zu ihnen passte. Außerdem glaubte ich nicht, dass meine Eltern es gut finden würden, wenn er mitkäme. Mein Bruder wäre jedenfalls garantiert dagegen.
Und eins wusste ich bombensicher – Großvater wollte auf keinen Fall noch mehr Kinder im Haus haben.
Mein Bruder und ich waren schon zwei zu viel.
Großvater konnte Kinder nicht ausstehen.
Erwachsene und Tiere mochte er auch nicht besonders.
»Weiß nicht«, sagte ich. »Großvater wird immer so schnell stinkwütend.«
»Das macht nichts«, sagte Percy. »Ich bin noch nie in den Schären gewesen. Und ich hab keine Angst.«
»Versprichst du, ihn nicht zu ärgern?«
»Du kennst mich doch.«
Genau das tat ich. Und genau das machte mir Sorgen. Wenn es jemand gab, der einfach jeden zur Weißglut bringen konnte, dann war das Percy. Aber zu einem frisch gewonnenen Blutsbruder konnte ich nicht gut Nein sagen.
»Gut, aber dann musst du nachkommen«, erklärte ich. »Damit ich alle darauf vorbereiten kann und so.«
»Und wann kann ich dann kommen?«
»Komm am zwölften Juli. An meinem Geburtstag«, sagte ich.
Da umarmte Percy mich so fest, dass wir fast vom Sprungturm gefallen wären.
»Glückwunsch im Voraus!«, sagte er.
Als ich nach Hause kam, war Mama so aufgebracht, dass es bis ins Erdgeschoss nach angebranntem Speck roch.
»Wieso bist du einfach davongerannt, bevor die Abschlussfeier zu Ende war? Warum hast du so was Dummes gemacht? Wie konntest du nur? Jetzt habe ich das Essen anbrennen lassen und alles. Was ist eigentlich in dich gefahren, Ulf?«
»Ich musste aufs Klo«, sagte ich.
»Und was war mit Percy?«
»Er auch«, sagte ich.
Ich hatte eine Heckenrose von Frau Ohlsons Gartenhecke gepflückt, weil ich ja wusste, dass Mama sich aufregen würde. Die gab ich ihr jetzt, um die Stimmung etwas aufzuhellen. Dazu setzte ich mein allerstrahlendstes Lächeln auf.
»Bitte sehr, Mama«, sagte ich.
»Danke«, sagte sie. »Aber so benimmt sich kein wohlerzogener Junge, das musst du wissen. Vergiss nie, dass dein Vater Zahnarzt ist.«
»Au, das hatte ich vergessen«, sagte ich.
Ich senkte den Kopf, als würde ich mich schämen. Das half fast immer.
»Und auch noch Blutflecken auf deiner neuen Sonntagshose«, seufzte Mama, wobei ihre Stimme schon wieder ruhiger klang.
»Ich hab mich an einem Dorn gestochen, als ich die Rose pflückte«, sagte ich.
»Na schön«, sagte Mama. »Wir haben schließlich eine Waschmaschine. Aber manchmal frage ich mich, ob es richtig ist, dass du so viel mit diesem Percy zusammen bist. Er ist zwar ein lieber Kerl, aber er stellt immer so viel Unfug an. Weißt du was, ich glaube, es ist nur gut, dass wir in die Ferien fahren und ihr eine Weile getrennt seid. Oder was meinst du?«
»Doch, ja, bestimmt ist das gut«, antwortete ich.
»Dann sagen wir Papa lieber nichts von alledem«, meinte Mama.
»Nein, lieber nicht«, stimmte ich zu.
Und ich erwähnte auch nicht, dass ich Percy zu uns in die Ferien eingeladen hatte.
Daher war Papa beim Essen guter Laune. Er freute sich auf den Besuch bei Großmutter und Großvater. Er liebte es, davonzureisen und alle Sorgen hinter sich zu lassen. Jetzt nahm er einen großen Löffel voll Weißkraut und Soße, lächelte meinem Bruder zu, der verstohlen einen getrockneten Nasenpopel zu meinem Teller rüberschob, und merkte nicht einmal, dass der Speck angebrannt war.
Er machte sogar einen Scherz.
»Bald hab ich meine Ruh und Aussicht auf ʼne Kuh«, sagte er.
Niemand lachte.
Ich falle voll angezogen ins Wasser
Ich kam nicht dazu, meinen Eltern vor der Abreise zu erzählen, dass ich Percy zu Großmutter und Großvater eingeladen hatte, weil wir so viel packen mussten. Ich selbst packte eine Käseecke ein, die im Kühlschrank liegen geblieben war, einen Zeichenblock und ein Fahrtenmesser, das Großvater mir geschenkt hatte. Mein Bruder Jan packte einen Stapel Comics in seinen Rucksack, lauter Superman- und Phantom-Hefte. Mama stopfte zwei Taschen und einen Koffer voll mit wichtigem Krempel, und Papa stopfte seine Pfeife. »So, und jetzt fahren wir«, sagte er.
Wir fuhren mit unserem eigenen Boot. Das Boot hieß Pretto. Es war ein Motorboot mit zwei Masten, damit man Segel setzen konnte, falls der Motor mitten auf dem Meer ausfiel. Ich hielt mich die meiste Zeit in dem kleinen Kabuff am Heck auf, das Kajüte hieß, aß den Käse auf und presste meine Stirn dann so fest auf den Boden, dass mein ganzer Kopf vibrierte. Auf die Art vergaß ich, dass ich seekrank war.
Und dann dachte ich an Pia.
Ich holte den Zeichenblock hervor. PIA schrieb ich mit Großbuchstaben an den oberen Rand. Danach ging es mir schon besser. Aber wie sah Pia noch mal aus? Ich wusste noch, dass sie dunkle Haare hatte und eine hübsche Figur. Aber wie sahen ihre Lippen aus? Und ihre Nase und ihre Augen? Wie kann man eine Person gernhaben,