Название | Tatzeit Weihnachten |
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Автор произведения | Edith Kneifl |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854396581 |
Wenn Kinderaugen um die Wette leuchten, Frauen sich Orgien im Keksebacken hingeben und Männer plötzlich Bäume mit nach Hause bringen, dann kann das nur eines bedeuten: Weihnachten steht vor der Tür.
Die „stillste Zeit des Jahres“ inspirierte die Kriminalschriftstellerin Edith Kneifl zu 13 Kurzkrimis. Denn wenn es nach Lebkuchen duftet, allerorten Weihnachtslieder ertönen, Christkind, Weihnachtsmann und Rentier Hochsaison haben, rumort es im Untergrund nur umso heftiger und manchmal passieren schreckliche Dinge.
So erlebt manche Familie am Heiligen Abend die Hölle auf Erden, lichtet sich so manche Freundesschar durch mörderische Hand, rächt sich die eine oder andere gescheiterte Exixtenz ausgerechnet am Fest der Liebe für die erlittene Schmach.
Edith Kneifl
Tatzeit Weihnachten
13 schaurig-schöne Kriminalgeschichten zum Fest
FALTER VERLAG
© 2019 Falter Verlagsgesellschaft m.b.H.
1011 Wien, Marc-Aurel-Straße 9
T: +43/1/536 60-0, E: [email protected], W: www.falter.at
Alle Rechte vorbehalten. Keine unerlaubte Vervielfältigung!
ISBN ePub: 978-3-85439-658-1
ISBN Kindle: 978-3-85439-651-2
ISBN Printausgabe: 978-3-85439-641-3
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2019
Inhalt
Lasst uns froh und munter sein
Die Handlung der folgenden Kurzgeschichten ist frei erfunden. Manche der Krimis sind von wahren Begebenheiten beeinflusst, trotzdem ist jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen rein zufällig.
Treffpunkt Pilgrambrücke
Don’t Bogart That Joint, My Friend
Isabella war trockene Alkoholikerin. Zeitweise. Wenn sie sich einrauchte, vergaß sie manchmal darauf, dass sie trocken war. Danach suchte sie meist ein Treffen der Anonymen Alkoholiker auf, gestand ihren Rückfall und hielt es, gestärkt durch die Gruppe, wieder einige Monate ohne den Teufel Alkohol aus. Das funktionierte nun schon seit einigen Jahren ganz gut.
Eigentlich hatte sie heuer Weihnachten ignorieren wollen. Diese gesetzlich verordneten Feiertage waren ein einziger Horror für verarmte, alleinstehende Menschen wie sie.
Der Gedanke, drei Tage zuhause vor dem Fernseher zu hocken, bis ihre Augen die Form von Quadraten angenommen hatten, erschien ihr nur wenig verlockend. Zum Glück hatte sie noch eine Wohnung und war nicht in der Gosse gelandet, wie ihr einst ein Psychiater prophezeit hatte.
Die ausbezahlte Eigentumswohnung in einem Gründerzeitbau auf der Linken Wienzeile, Nähe Pilgrambrücke, hatte sie von ihren Eltern geerbt. Die Betriebskosten der Altbauwohnung im dritten Stock ohne Lift hielten sich in Grenzen. Ihre Eltern hatten ein winziges Bad und eine Küche im riesigen Vorzimmer einbauen lassen. Heizen musste sie die beiden großen Zimmer allerdings nach wie vor mit Öl. Den elektrischen Strahler im Bad benützte sie nur, wenn es draußen Minusgrade hatte.
Ihre Mindestpension reichte nicht zum Überleben. Isabella war jedoch, trotz langjährigen Alkohol- und Drogenmissbrauchs, noch klar im Kopf und ziemlich erfindungsreich.
Als junge Frau war sie eine zumindest in Wien sehr bekannte Sängerin gewesen.
Als sie mit Anfang vierzig ihre Stimme verlor, verabschiedete sich auch der Gitarrist und Bandleader von ihr. Sie waren zwanzig Jahre lang miteinander liiert, aber nicht verheiratet gewesen. Heiraten galt damals als spießig und kleinbürgerlich, kam in den Kreisen, in denen sie verkehrte, nicht infrage. Nach ihrer Trennung machte er eine große Solokarriere, heiratete eine viel jüngere Frau und produzierte im zarten Alter von fünfzig noch ein Kind. Die übliche Geschichte, doch es war ihre Geschichte und sie tat bis heute weh.
Anfangs hatte sie sich mit jüngeren Männern getröstet und all die Tantiemen, die noch jahrelang von Schallplatten- und CD-Verkäufen eintrudelten, verkokst. Als sie eines Tages wegen Kokainbesitzes verhaftet worden war, hatte ihr ein Anwalt, ein früherer Fan, aus der Patsche geholfen. Sie war eine kurze Affäre mit ihm eingegangen. Obwohl sie beide miteinander um die Wetter soffen, hatte es mit einer Beziehung nicht so recht klappen wollen. Sie waren jedoch Freunde geblieben.
Heute rauchte Isabella nur mehr Haschisch und dealte ein bisschen damit, um sich den eigenen Konsum zu finanzieren. Ihre Pension reichte gerade für die Wohnungskosten und die Handygebühren. Alle Extras, wie Kleidung, Schuhe oder Luxusgüter wie Bücher und Kosmetika, beschaffte sie sich kostenlos.
Isabella war sehr schlank, fast dünn. Sie sparte vor allem beim Essen. Trotz vieler Falten sah man ihr die vierundsechzig Jahre nicht an. Sie hatte große braune Augen und langes graues Haar, das sie im Nacken zu einem straffen Knoten zusammenband, wenn sie bei ihren Diebeszügen einen seriösen Eindruck machen wollte. Bisher war sie nie erwischt worden, außer einmal beim Schwarzfahren von zwei Kontrolleuren in Zivil. Eine vorgeschürzte, mit akutem Gedächtnisverlust einhergehende Herzattacke hatte sie vor dem Schlimmsten bewahrt. Die Schwarzkappler hatten anstatt die Polizei einen Notarzt gerufen. Das Geld, das ihre Eltern für zwei Jahre Schauspielschule ausgegeben hatten, war also nicht völlig verschwendet gewesen.
Um nicht dem Weihnachtsblues zu verfallen, hatte Isabella ihre beiden