Название | Der Engel an meiner Seite |
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Автор произведения | David Frei |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783941435827 |
»Manchmal legt er sich zu mir ins Bett, wenn es mir nicht gut geht«, sagte ich. »Aber mein Bett ist ein bisschen größer als deins. Wie wär’s, wenn wir ihn auf einen Stuhl neben dein Bett setzen?«
»Okay.« Linda lächelte immer noch und ihre Augen wurden größer und strahlender. Wenn Augen wirklich das Fenster zur Seele sind, dann zeigte uns Linda, dass ihre Seele ein Stück verdiente Zufriedenheit empfand.
Ich zog einen Stuhl an ihr Bett und setzte Cody mit dem Hinterteil darauf. Dann legte ich ein Handtuch aufs Bett, und er legte die Vorderpfoten und den Oberkörper neben Linda auf die Matratze. Es war zwar nicht gerade ein Kunstwerk, aber es funktionierte einwandfrei. Während sie ihn eifrig streichelte, blieb er ruhig liegen.
»So hat sie nicht mehr gelächelt, seit sie hier ist«, sagte ihre Mutter mit brüchiger Stimme.
»Und uns ist das Lächeln auch vergangen«, fügte ihr Vater hinzu. »Sie bekommt die maximale Stärke an Schmerzmitteln, die ihr System vertragen kann, und die Ärzte geben ihr nicht mehr. Ich glaube, das hier könnte fast so gut wirken wie Schmerzmittel.«
Danach sagten wir nicht mehr viel. Wir standen still da und schauten zu, während Linda Cody streichelte, bis sie irgendwann einschlummerte. Ich hob ihn sanft vom Stuhl und wir gingen hinaus in den Flur, wo ich ihn lange umarmte. Dann vergrub ich das Gesicht tief in sein weiches rotblondes Fell und weinte.
♦ ♦ ♦
Physiotherapie kann ein langer, mühsamer Prozess sein, der von Wiederholungen und Schmerzen dominiert wird. Manchmal lässt sich der Patient nur schwer dazu bringen, die vielen Bewegungen immer wieder auszuführen und durchzuhalten.
Wie viele medizinische Fachleute bestätigen, haben sie es leichter, ihre Patienten - vor allem Kinder - zu motivieren, wenn ein Tier dabei ist. Eine Physiotherapeutin berichtete mir, dass ihre Patienten in Dakotas Anwesenheit ihre Aufgaben sofort bewältigten, statt wie gewöhnlich zwei bis drei Tage zu brauchen, bis sich ein Erfolg bei ihnen einstellte. Ein Hund wie Dakota kann die Alltagsroutine lebendiger machen: Wenn er sich um seine Patienten kümmerte, wedelte er mit dem Schwanz, gab ihnen feuchte Küsse, und dann war der Raum von Gelächter erfüllt. Es war keine Arbeit für den Patienten, sondern ein glückliches Erlebnis.
Statt jemanden dazu zu bringen zu laufen, sagte der Therapeut zum Beispiel: »Bring Dakota den Hundekuchen.« Um einen Patienten dazu zu bringen, den Arm zu bewegen, forderte der Therapeut ihn auf: »Wirf den Ball für Dakota«, und so fort.
Und die Reaktion der Patienten änderte sich von »Das will ich nicht tun« in »Ja, das kann ich«.
Ich habe Kinder gesehen, die nur wegen Cody ihre ersten Schritte des Reha-Prozesses machten. Ich habe gehört, wie Schlaganfallpatienten ihren ersten vollständigen Satz als Antwort auf eine Frage über meinen Hund sagten - und das nach vielen Wochen einsilbiger Antworten. Ich habe Kinder lächeln gesehen, die nichts mehr hatten, worüber sie lächeln konnten, bevor Dakota schwanzwedelnd in ihr Leben trat. Glauben Sie mir: Die gehobene Stimmung ist für den Heilungsprozess genauso wichtig wie jeder körperliche Fortschritt.
Die Motivierung funktioniert auch für Schulkinder. Cody und ich besuchten zum Beispiel die T. H. Rogers Schule in Houston, in der Kinder mit schweren geistigen Behinderungen unterrichtet wurden.
Jan fragte mich, ob wir Interesse hätten, dort zu arbeiten. »Sie brauchen einen besonderen Hund, und so habe ich ihnen gesagt, wir hätten einen für sie.«
Ohne zu zögern, stimmte ich zu.
Cody hatte eine besondere Art, mit Kindern umzugehen, die möglicherweise von unseren Spaziergängen in der Nachbarschaft herrührte. Und obwohl er bei Kindern in seinem Element war, würde dieses Projekt nicht ganz einfach werden. Das merkte ich an der Begrüßung, die wir an unserem ersten Schultag erhielten. Es gab sechs Kinder im Alter zwischen sechs und neun Jahren und die meisten von ihnen hatten große Angst vor ihm. Ein paar weinten sogar bei seinem Anblick. Doch Cody zuckte nicht mit der Wimper, und das half uns Erwachsenen, dieselbe richtige Einstellung zu bekommen.
Lehrer, die behinderte Schüler unterrichten, sind selbst etwas Besonderes. Die Lehrer der T. H. Rogers Schule nahmen Dakota sehr herzlich in Empfang. Vielleicht war das aus demselben Grund, aus dem Physiotherapeuten ihn so gern sahen: Er lieferte ihnen den Vorteil, ihnen bei der Motivierung der Kinder zu helfen, ihre Aufmerksamkeit zu fördern und sie dazu zu bringen, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Eine der von den Lehrern entwickelten Aufgaben war eine lustige Übung, die den Kindern die Grundfarben beibringen sollte. Dafür brachten wir Dakota hinter eine Leinwand und steckten einen von verschiedenen bunten Schals in den Rucksack, den er trug. Dann führten wir Dakota zu den Kindern, und eins von ihnen öffnete seinen Rucksack und zog den Schal heraus.
»Welche Farbe ist das?«, fragten die Lehrer dann die Kinder. Das Kind, das die richtige Antwort wusste, durfte Dakota umarmen und ihm ein Leckerchen geben. In den ersten Wochen wussten die Kinder nur selten die richtige Antwort. Doch wenn sie kam, war die Freude so groß, dass das Feiern fast in ein Chaos mündete.
Ein Junge namens Brett war der erste Schüler, der die Farbe ohne hilfreiche Hinweise richtig benennen konnte. Er war darüber so aus dem Häuschen, dass er sie ein Dutzend Mal wiederholte: »Rot, rot, rot, rot ...« Er rannte zu Cody, umarmte ihn und gab ihm ein Leckerchen, während die anderen Kinder jubelten und die Farbe wiederholten.
Die Kinder waren grob, laut und kräftig, und es war nicht einfach, sie zu bändigen. Cody half dabei. Mehr als einmal sah ich ein Kind, das ein Büschel von Dakotas rotgoldenen Haaren in der Hand hielt. Das muss ihm wehgetan haben, doch er rührte sich nicht und knurrte auch nie.
Wir gingen zweimal in der Woche für jeweils zwei Stunden in die Schule. Manchmal schien es, als sei jeder Tag dort unser erster. Natürlich erinnerten die Kinder sich an den Hund, doch die Farben waren für sie immer noch ein Rätsel. Die Nachmittage waren lang und voller Wiederholungen einfacher Übungen und die Kinder ermüdeten rasch. Die Lehrer machten häufig eine Pause, damit die Kinder sich hinlegen und ausruhen konnten. Cody legte sich zu ihnen. Er richtete seine ganze Energie und Konzentration auf die Kinder, und ich tat es ihm gleich. Es wurde mein persönliches Projekt - ich wollte unbedingt, dass diese Kinder einen Lernerfolg hatten.
Wir übten zu Hause. Dafür holten wir jedes seiner Spielzeuge aus dem Rucksack, machten Lärm und tanzten um ihn herum, damit er auf alles vorbereitet war. Wie ich sehr schnell merkte, lenkte ich die Energie, die ich früher darauf verschwendet hatte, mir Sorgen um mich zu machen, auf die Vorbereitung unserer wöchentlichen Besuche.
»Komm, wir gehen in die Schule, Cody«, war alles, was er hören musste, um zur Haustür zu gehen. Und wenn wir dort ankamen, ging er schnurstracks zur Tür des Klassenzimmers. Er liebte die Kinder, und ich glaube, er wusste auch, dass er ihnen half. Über die nächsten paar Monate hinweg machten wir allmählich Fortschritte: Nacheinander begannen die Kinder, die Farben korrekt zu benennen. Wenn sie merkten, dass sie es richtig machten, strahlten ihre Gesichter. Ich sah ihr wachsendes Selbstvertrauen und die Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen. Nichts auf der Welt würde ich gegen den Ausdruck auf ihren kleinen Gesichtern eintauschen, den sie bekamen, wenn sie eine Farbe richtig erkannten und zu Dakota rannten, um ihn zu umarmen.
Bald fingen die Lehrer damit an, Buchstaben in Dakotas Rucksack zu packen, und wir begannen, die Namen der Kinder zu buchstabieren. Für mich war das ein unglaubliches Erlebnis. Sobald die Kinder gemerkt hatten, dass sie mit Dakota lernen konnten, wollten sie mehr davon. Auch sah ich die Begeisterung ihrer Lehrer über die Lernerfolge der Kinder. Ein wichtiger Aspekt von Dakotas Rolle war, den Lehrern dabei zu helfen, in ihrem äußerst schwierigen täglichen Job etwas Lohn und Erfolg zu erfahren.
Cody war nach den zwei Stunden erschöpft, doch die Kinder wollten ihn nie mehr gehen lassen. Sie bettelten ihn an, zu bleiben und noch weiter mit ihnen zu spielen. Und auch wenn ich die Arbeit stressig, doch befriedigend fand, musste ich sie nur zwei Mal in der Woche leisten. Für die Lehrer der Kinder - und für ihre Eltern - war es eine tägliche Herausforderung.
Um die Fortschritte zu feiern, die wir an der T. H. Rogers Schule machten, kaufte ich vor Weihnachten