Erich Glaubmirnix. Gregor Kastner

Читать онлайн.
Название Erich Glaubmirnix
Автор произведения Gregor Kastner
Жанр Исторические приключения
Серия
Издательство Исторические приключения
Год выпуска 0
isbn 9783961455492



Скачать книгу

Führung fort.

      „Wir befinden uns hier im Jagdzimmer der Uhlenburg. Hier haben der Burgherr und seine Gäste oft nach erfolgreicher Jagd gespeist und bis zum nächsten Morgen gezecht.“ Erich schaute auf eine lange Tafel. Sie war mit Geschirr und Essbesteck eingedeckt. Zwanzig Stühle standen am Tisch und an jedem Platz war ein Trinkhorn. In der Mitte thronte ein großes Eichenfass. Heidi stand neben ihm als er zu sich sagte: „Da hätte ich auch gerne mal mitgefeiert.“

      „Typisch Männer, immer nur das Saufen im Kopf!“

      Verärgert über den Kommentar, ging Erich in eine Ecke und wollte den gedeckten Tisch mit dem Eichenfass fotografieren. Jetzt fiel ihm eine goldene, fast lebensgroße Figur auf. Es war eine hübsche Frau mit einem Bogen in der Hand. Augenblicklich war der Schmerz vergessen, denn seine Augen waren von der Schönheit regelrecht geblendet. Die Figur zog ihn magisch an. Er ging auf sie zu und entdeckte am Sockel den Namen: „Diana, Göttin der Jagd“. Der Blick wanderte von den Füßen über den ganzen Körper bis zum Kopf. Diese Figur ist einfach nur anmutig. Sie strahlte für Erich sogar eine gewisse Erotik aus. Die Körperhaltung – Wahnsinn! Wie sie den Bogen hält, einfach klasse! Die Figur war so toll bearbeitet, dass es so aussah, als wäre die Figur mit dem Bogen lebendig.

      Erich war so von der Figur begeistert, dass er nicht merkte, wie Kerstin angerannt kam und Wolfgang hinterher flitzte. „Kerstin, ich sag’s nicht noch mal! Hier gibt es kein Rapunzel!“

      „Vorsicht!“, konnte Erich noch rufen. Aber die Warnung kam leider zu spät. Kerstin wurde von Wolfgang geschubst und prallte genau gegen die Figur. Diana wackelte, knallte gegen die Wand und die Sehne vom Bogen löste sich aus der Hand und der goldene Pfeil schnellte los, genau in Erichs Richtung. Erich war so schockiert, dass er wie versteinert da stand! Der Pfeil schoss heran, streifte den linken Oberarm und flog weiter, bis er im Holz vom gegenüberstehenden Schrank stecken blieb.

      Erich blickte zum Schrank, sah den Pfeil und blickte entsetzt wieder zur Figur. Sie stand am alten Platz, so als wäre nichts gewesen. Nur der Bogen war entspannt und der Pfeil fehlte. Die Kinder rannten sofort zur Mutter.

      Erich schaute hilflos zu Heidi rüber. Die stand in der ersten Reihe und bekam wie immer von allem nichts mit.

      Erich musterte seine Verletzung. „Gott sei Dank, nur ein Streifschuss!“ Die Schmerzen waren wieder da und er ließ es sich nicht anmerken.

      Nicole bekam vom Vorfall auch nichts mit, denn die war schon im nächsten Zimmer. „Hier befinden wir uns in der Kemenate …“, hörte Erich durch die Tür.

      Nur schnell weg, denn er wollte aus besagtem Grund nicht der Letzte sein. In der Kemenate schaute er erstmal zur Frau und sah, dass die Kinder bei ihr waren.

      „Gott sei Dank!“

      Erich beruhigte sich und begutachtete noch mal seine Verletzungen. Seine Gedanken schweiften wieder ab und er überlegte sich, was gewesen wäre, wenn Kerstin nicht gegen die Figur geknallt wäre und wie leicht der Pfeil auch seinen Körper oder den Kopf hätte treffen können. Dann würde er wohl am Boden liegen und alle Gäste ständen drumherum und würden blöd gaffen und keiner würde helfen.

      „Vati, wann kommen wir endlich zu Rapunzel?“

      Mit diesem Satz wurde er wieder aus seinen Gedanken gerissen. Erich streichelte Kerstin über den Kopf und sagte: „Geduld, wir sind bald da!“

       Zwei Bilder

      Erich versuchte sich wieder zu konzentrieren und schaute zu Nicole.

      „… und aus diesem Grund schaut die Gräfin so lieblich und der Graf so bitterböse!“

      „Hä, was hat die gerade gesagt, die Gräfin schaut so lieblich?“ Erich schaute sich das Bild mit der Gräfin genauer an und sah, dass ihr Gesichtsausdruck unbeschreiblich hasserfüllt war. Ihre Augen versprühten regelrecht Blitze. Er konnte den Anblick nicht länger ertragen und schaute sich das zweite Bild an. Hier sah er den Grafen freundlich lächeln. Sein Gesichtsausdruck war eindeutig gutmütig. Wenn Erich nicht genau gewusst hätte, dass es ein Gemälde ist, so würde er denken, der Graf auf dem Bild ist froh ihn zu sehen.

      Erich begriff nicht, warum Nicole behauptet hatte, dass die Gräfin so gutmütig sei und der Graf so böse dreinblicken würde. Und er sah wieder zum Bild der Gräfin, konnte aber dem Blick immer noch nicht standhalten und schaute eingeschüchtert zu Boden. „Es ist doch nur ein gemaltes Bild, nichts wovor du Angst haben musst!“ Erich wollte zu Nicole, um noch mal nachzufragen, was es mit den beiden Bildern auf sich habe. Aber Nicole war bereits im nächsten Zimmer. Erich hörte noch, wie sich zwei Männer über die Gräfin unterhielten.

      „Stimmt’s, Peter, das ist eine niedliche Gräfin, da auf dem Bild?“

      „Jep, die hätte ich auch geheiratet!“

      „Und den wütenden Grafen daneben, den begreife ich sowieso nicht!“

      Die zwei Männer verschwanden nun auch durch die Tür.

      „Sag mal, die zwei müssen doch besoffen sein! Niedliche Gräfin und so! Die sollen mal ihre Glotzen aufmachen und aufhören komisches Zeug zu rauchen!“

      Erich nahm jetzt allen Mut zusammen und schaute noch mal zur Gräfin. So ein hasserfülltes Gesicht. Das hatte Erich in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Die spuckt ja regelrecht Gift und Galle! Unwillkürlich schaute Erich wieder weg. Nun war er wieder der Letzte im Zimmer. Das wollte Erich vermeiden und beeilte sich, zur Tür zu kommen. Jetzt ging alles ganz schnell. Die Tür schlug vor seinen Augen zu. Der Fußboden öffnete sich und Erich sauste in die Tiefe.

       Wo bin Ich?

      Mit einem dumpfen Knall schlug Erich auf den Boden auf und wurde ohnmächtig. Es dauerte lange, bis er wieder zu sich kam. Der Kopf dröhnte und der ganze Körper schmerzte. Er öffnete die Augen und es war dunkel, nein stockdunkel. Nicht der geringste Lichtstrahl erhellte den Raum. Erich sah buchstäblich die Hand vor den Augen nicht! „Ich muss mich jetzt zusammenreißen und erst mal rauskriegen, wo ich bin!“ Erich richtete sich ein wenig auf und seine Hände tasteten den Fußboden ab. Nach einer Weile ertastete er was Rundes. „Hoffentlich ist das ein Knüppel oder ein längerer Stock, damit ich mich aufstützen kann!“ Seine Schmerzen waren unerträglich. Er nahm den Stock in beide Hände und wollte herauskriegen, wie lang der ist. Seine rechte Hand glitt am vermeintlichen Stock entlang und er bemerkte an jedem Ende eine runde Aufwölbung. „Um Gottes Willen, das ist kein Stock, das ist ein Knochen, ein menschlicher Knochen!“ Er warf ihn weit von sich. „Aber irgendwie muss ich mich doch orientieren!“ Erich tastete weiter und griff gleich den nächsten Knochen, legte ihn vorsichtig ab und tastete weiter. Was er auch ertastete, immer waren es Knochen. „Ich muss jetzt einen kühlen Kopf bewahren und erst mal zu einer Wand und dann einen Ausgang suchen!“ Erich kroch langsam auf allen Vieren los. „Verdammt noch mal, was ist denn das?“ Er hatte einen Totenkopf in der Hand. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Erich hielt inne: „Reiß dich verdammt noch mal zusammen!“

      Nun erklang ein leises Rascheln. Erich horchte auf. Es raschelte überall und ausgerechnet im selben Moment krabbelte ihm was über die Beine. Mit einer ruckartigen Bewegung wurde das Tier abgeschüttelt und Erich schrie los: „Scheiße, das können doch nur Ratten sein! Verdammt noch mal! Hilfe! Wo bin ich? Warum hört mich denn keiner?“

      Erich schnappte nach Luft. „Ich muss hier raus!“ Das war sein einziger Gedanke und das trieb ihn an. Erich kroch weiter, bis er mit dem Kopf hart anschlug. „Gott sei Dank, eine Mauer!“ Vorsichtig richtete er sich auf. „Geh ich jetzt nach links oder nach rechts? Was für eine dumme Frage! Ist doch egal, also nach rechts!“ Es dauerte nicht lange und die erste Ecke war erreicht. Zuversichtlich tastete Erich sich weiter und als er nach der sechsten Ecke immer noch keinen Ausgang ertastet hatte, hielt er wieder inne und fing an zu grübeln. „Jeder normale Raum hat vier Ecken. Ich bin schon bei der Sechsten! Also bin ich schon einmal rum und es gibt hier keine Tür!“ Das war die einzige logische Schlussfolgerung.

      „Was nun?“

      Verzweifelt krabbelte Erich