Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 183 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954395194 |
„Der Wind schralt“, sagte er. „Es ziehen immer mehr Wolken herauf, und ich schwör’s euch, bald ist der Himmel über uns dicht. Wir kriegen ein Wetter um die Ohren, das ist mal sicher – und die verfluchte Insel finden wir sowieso nicht mehr.“
„Donegal.“ Der Seewolf drehte sich langsam zu dem Alten um. „Du weißt schon, was ich dir jetzt sagen will.“
„Ja. Daß ich mal wieder die Geduld und das Vertrauen verloren habe.“
„Eben.“
„Aber das stimmt nicht. Die Geduld, schön, die geht mir abhanden, das will ich gern zugeben. Aber das Vertrauen in dich und unser Schiff fehlt mir natürlich nicht, soweit führt’s bei mir auch im allerdicksten Schlamassel nicht.“ Der Alte schnaufte verdrossen. „Nur das eine will ich dir verklaren, Sir: Allein mit dem Vertrauen und dem Glauben an das Glück ist es nun mal nicht getan. Und herzaubern kannst du die Insel, die wir suchen, auch nicht.“
„Dann tu du es doch, Donegal“, meldete sich eine unfreundliche Stimme von achtern. Big Old Shane trat auf sie zu. Der ehemalige Schmied und Waffenmeister von Arwenack-Castle hatte sich am Heck aufgehalten und offenbar den Befehl des Seewolfs abgewartet, die große Achterlaterne anzuzünden. „Streng dich an und zaubere sie her, die Insel, Donegal“, fuhr er fort. „Du bist doch so ein alter Hellseher und Geistermann, vielleicht hast du ja magische Kräfte. Statt so laut und beleidigt herumzuquaken wie ein alter Ochsenfrosch, würde ich an deiner Stelle lieber was Brauchbares unternehmen.“
Er blieb dicht vor Old O’Flynn stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ben Brighton und Ferris Tucker stiegen gerade den Backbordniedergang hoch, der das Achterdeck mit dem Quarterdeck verband. Sie hatten das meiste von dem Gesprochenen gehört, vor allem die Sätze von Old O’Flynn und Shane. Sie tauschten einen Blick und grinsten belustigt.
Donegal Daniel O’Flynns Züge verfinsterten sich noch mehr. „Paß mal auf, Shane, was es gleich für einen Zauber gibt, wenn du dein Lästermaul nicht hältst“, sagte er drohend.
„Lästermaul?“ Shane senkte den Kopf ein wenig und fixierte den Alten grimmig. „Das mußt du auch gerade sagen, du Stint. Soll ich dir mal verraten, was du bist?“
„Ja. Kann’s kaum erwarten, die Wahrheit über mich zu erfahren“, sagte der grantige Alte.
Siri-Tong lachte auf und sagte: „Nun hört aber auf, euch zu streiten, ihr beiden. Damit kommen wir auch nicht weiter. Donegal, auf was willst du überhaupt hinaus? Meinst du, es wäre besser, wenn wir umkehren?“
„Umkehren? Nein, das nicht. Aber wir können nach Westen ablaufen. Der Wind dreht immer mehr und bläst bald aus Südosten, wie’s mir scheint. Mit der steifen Brise laufen wir bei westlichem Kurs verdammt gute Fahrt.“
„Da schau mal einer an“, sagte Ben Brighton, der jetzt hinzugetreten war.
„Jetzt schlägt’s aber dreizehn“, fügte Ferris Tucker hinter seinem Rücken ziemlich aufgebracht hinzu.
Und Big Old Shane stemmte die Fäuste in die Seiten und rückte noch einen Schritt näher auf Old O’Flynn zu. Seine Stimme sackte tief in den Keller ab, klang grollend und unheilverkündend. „So ist das also. Nach Westen, wie? Womöglich nach den Ladronen, den gottverfluchten Diebes-Inseln, hinüber und alte Bekannte besuchen, was? Das könnte dir so passen …“
„He!“ stieß der Alte verblüfft aus. „Was glotzt ihr mich denn alle so an? Ihr tut ja fast so, als hätte ich euch zur Meuterei aufgefordert.“
Ferris Tucker ließ einen dumpfen, grunzenden Laut vernehmen. „Hölle und Teufel, Donegal“, sagte er. „Bist du dir dessen, was du eben erklärt hast, überhaupt bewußt?“
„Wenn du damit sagen willst, daß ich nicht richtig im Oberstübchen bin, kannst du dich auf was gefaßt machen!“ fuhr der Alte ihn an.
„Nein, ich meine was anderes“, teilte der rothaarige Schiffszimmermann der „Isabella“ ihm grimmig mit. „Mit dem, was du vorgeschlagen hast, lassen wir Thomas Federmann und die Leute von Hawaii nämlich im Stich. Mit anderen Worten, wir gewähren es diesem französischen Hurensohn Masot, den Deutschen und die einundzwanzig Insulaner – Zegú inbegriffen – abzuschlachten. Verzeihung, Madam.“
„Verzeihung?“ fragte Siri-Tong verwundert zurück. „Warum, Ferris?“
„Wegen des Hurensohnes.“
„Oh, bitte.“ Die Rote Korsarin lachte wieder auf. Sie wollte entgegnen, daß sie ja eigentlich noch ganz andere Ausdrücke gewohnt sei, aber sie unterließ es lieber. Die Männer fluchten auch so schon genug, es war nicht richtig, sie darin noch zu bestärken.
Old O’Flynn hob seine Krücke an und begann damit zu fuchteln. „Du verlauster Quadratschädel, du wurmstichiger Klamphauer!“ wetterte er. „Du hast sie wohl nicht mehr alle, was? Ich bin weder ein Feigling noch ein Verräter unserer Sache, ich will lediglich darauf hindeuten, daß Masot, dieser Bastard, sich mit seiner Scheiß-Galeone ‚Saint Vincent‘ genausogut nach Westen gewandt haben könnte – äh, tut mir leid, Siri-Tong.“
„Soll ich solange in meine Kammer gehen?“ erkundigte sie sich amüsiert. Es schwang aber auch ein wenig Angriffslust in ihren Worten mit, denn allmählich ging ihr die Debatte der Männer auf die Nerven.
Von der Kuhl tönte Carberrys Stimme dröhnend zu ihnen herauf. „Was ist denn los da oben? Sir, ist was nicht in Ordnung? Hölle, wer brüllt denn da herum?“
„Schon gut, Ed“, rief Hasard zurück. „Bleib auf deinem Posten. Donegal meinte nur, es würde wohl Sturm geben.“
„Aber – Schockschwerenot noch mal, das braucht er doch nicht so herauszuposaunen. Wir merken’s schon noch früh genug, wenn wir was aufs Haupt kriegen!“
Old O’Flynn wollte schon wieder aufbegehren, aber der Seewolf fuhr zu ihm herum und sagte: „Ruhe an Deck!“
Der alte Donegal blieb mit offenem Mund stehen, und Ferris Tucker, Big Old Shane und Ben Brighton wußten für einen Moment auch nicht mehr, wie sie sich verhalten sollten. Dann aber beschlossen sie, ein gemeinsames „Aye, aye, Sir“, zu murmeln.
„Männer“, sagte Hasard. „Holt tief Luft und denkt mal darüber nach, was für ein Bild ihr vor der Crew abgebt, wenn ihr herumstreitet. Nun?“
Shane erwiderte: „Verzeihung, Sir, es war wohl meine Schuld. Ich nehme das gerne auf mich und erwarte eine Bestrafung.“
Old O’Flynn hob die rechte Hand. „Augenblick mal. Kommt gar nicht in Frage. Ich hab mich wohl ein bißchen verunglückt ausgedrückt, und das hat Shane und Ferris auf die Palme gebracht.“
„Mich auch“, erklärte Ben Brighton. „Ich schließe mich da nicht aus.“
„Es war also meine Schuld“, sagte der Alte verdrossen. „Wie viele Stock- oder Peitschenhiebe kriege ich verabreicht?“
„Zwanzig, wenn du nicht sofort den Mund hältst“, versetzte der Seewolf lächelnd. „Ist ja gut, ich nehme euch die kleine Diskussion nicht übel. Zugegeben, unsere Geduld wurde in den letzten Tagen auf eine harte Probe gestellt, und ein Ende unserer Suche ist zur Stunde nicht abzusehen. Da kann ich es verstehen, wenn du zu zweifeln beginnst, Donegal. Ich selbst habe auch nicht mehr als die Vermutung, daß wir auf dem richtigen Kurs segeln. Das heißt, ich reise nach Gutdünken und Gefühl.“
„Nicht ganz“, mischte sich die Rote Korsarin ein. „Unser Abstecher nach Kahoolawe hat sich zwar als Schlag ins Wasser erwiesen, zumindest, was die Suche nach den Verschleppten betrifft. Alewas Zeichnung von der Insel Thomas Federmanns war leider höchst unzureichend, so daß wir mehr oder weniger auf Verdacht nach Süden weitergesegelt sind. Aber dann haben wir ja dieses Eiland gefunden.“
„Ja, es lag in direkter Linie südlich von Hawaii“, bestätigte Ben Brighton. „Die