Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 8
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954394975



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ein Mann der sich beherrschen konnte, aber wenn es die Umstände erforderten, konnte er ebenso schnell explodieren.

      Noch war er ganz der kühle überlegene Mann, der wohl die Gefahr kannte und das Risiko abzuschätzen vermochte, der sich diesem Gegner aber in seiner leicht überheblichen Art doch stark überlegen fühlte. Als gewieftem Taktiker unterlief ihm dabei der Fehler, einen Gegner zu unterschätzen, selbst wenn der offensichtlich zu schlafen schien.

      So wurde es für den Admiral eine bittere Lehre.

      Als es auf der ranken Galeone plötzlich aufblitzte, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. In der ersten Sekunde hielt er den gewaltigen Blitz für eine Sinnestäuschung, doch als der Donner dröhnend über die See rollte, strafften sich seine Schultern.

      Das war der Augenblick, in dem sich alles gleichzeitig abzuspielen schien und sich die Ereignisse überschlugen.

      Er hörte das ohrenbetäubende Krachen bis aufs Achterdeck, er sah, wie der Bugspriet auseinanderbarst, wegknickte und, die obere und untere Blinde mit sich reißend, in der See an der Steuerbordseite verschwand.

      Sofort gierte das Flaggschiff aus dem Kurs, das Heck schwang herum, die Galeone fiel nach Steuerbord ab, weil die Last der beiden Segel und der Bugspriet hemmend wirkte, bis sie sich endlich durch die letzten Tampen vollständig lösten.

      Drake war zutiefst erschüttert. Sekundenlang stand er da, unfähig sich zu rühren, dann wurde sein Gesicht weiß vor Wut. Er drehte sich um und brüllte den Rudergänger an, den nicht die geringste Schuld traf.

      „Auf Kurs bleiben, habe ich gesagt!“ schrie er. „Verlassen Sie den Kurs nicht, Mann, oder ich lasse Sie auspeitschen!“

      „Sir, ich …“

      „Halten Sie den Mund!“ schrie Drake. „Wagen Sie es nicht, mir zu widersprechen! Zurück auf den alten Kurs!“

      Zornbebend sah er, wie der vermeintliche Don sofort nach dem Treffer abdrehte und ihnen das Heck zeigte.

      Francis Drake beugte sich über die Schmuckbalustrade. Seine grauen Augen schleuderten wütende Blitze, und die Männer duckten sich unter der peitschenden harten Stimme, die erbarmungslos wie eine Geißel auf sie einhieb.

      „Unfähiges Pack!“ schrie der Admiral außer sich. „Mister Fenner, sofort aufs Achterdeck!“

      Fenner, noch überraschter als der tobende Admiral, hastete mit fliegendem Atem die Holzstufen des Niedergangs hoch und fuhr sich nervös mit der Hand über das Gesicht.

      „Damit hat keiner gerechnet, Sir, wir …“

      „Schweigen Sie! Lassen Sie feuern, sofort!“

      Drake wußte selbst, daß der beim Gegner keinen Treffer mehr landen konnte, aber seine Wut war grenzenlos, daß der Don ihn einfach so übertölpelt hatte, und darum tobte er seinen englischen Dickschädel auf dem Achterkastell aus.

      Fenner gab den Befehl zum Feuern sofort weiter, und die verstörten Leute befolgten ihn blindlings, aus Angst vor der scharfen, erbarmungslosen Stimme des Admirals und seines Stabschefs.

      Die „Elizabeth Bonaventura“ erbebte unter dem Abschluß einer gewaltigen Breitseite, die tonnenweise Eisen und Blei wahllos in die Gegend spie.

      Eine Pulverwand entstand vor dem Schanzkleid, die der Wind jedoch rasch auseinandertrieb.

      Fenner registrierte aus den Augenwinkeln, daß die Kugeln in einer Entfernung von mindestens zweihundert Yards in die See klatschten und dort gewaltige Fontänen hochrissen.

      Er wollte sagen: Nicht getroffen, Sir, aber das verkniff er sich im letzten Augenblick, als er Drakes Gesicht sah. Das hatte jetzt seine weiße Farbe verloren und wirkte blutrot.

      „Das ist mir noch nie passiert“, fauchte Drake. „Dabei hatten wir das Überraschungsmoment einwandfrei auf unserer Seite. Wie konnte das geschehen, Mister Fenner? Was sind das für Satansbraten, die uns mit einem einzigen Schuß den Bugspriet einschließlich der Segel wegschießen?“

      „Ein Zufallstreffer, Sir“, versuchte Fenner den aufgebrachten Admiral zu beruhigen, aber Drake war noch lange nicht so weit, daß er seine Ruhe wiedergefunden hatte.

      „Ja, ein Zufallstreffer!“ schrie er. „Nur nutzt uns diese Erkenntnis verdammt wenig. Wie stehen wir da! Weshalb ließen Sie das Feuer nicht eher eröffnen, Mister Fenner?“

      „Ich handelte nach Ihren Anweisungen, Sir! Sie betonten ausdrücklich, das Feuer erst dann zu eröffnen, wenn …“

      Drake winkte erbittert ab. Er sei ein Mann, wie er sich ausdrückte, der es nicht gewohnt sei, sich hinterrücks und heimtückisch übertölpeln zu lassen.

      „Der Schiffszimmermann soll mir einen genauen Bericht darüber geben, wie es am Bug aussieht, und bis wann der Schaden behoben sein kann. Veranlassen Sie das Mister Fenner!“

      „Sofort, Sir!“

      Fenner schickte einen Läufer nach vorn, der den Schiffszimmermann instruierte, doch der hatte mittlerweile schon aus eigenem Entschluß gehandelt und sich den Schaden besehen.

      Drake griff, immer noch hochrot im Gesicht und vor Zorn bebend, nach dem Spektiv und richtete es auf das andere Schiff, das ihnen diese überraschende und peinliche Niederlage beschert hatte.

      In Drakes Augen war es eine Niederlage, ihm, dem Admiral des Flaggschiffs Ihrer Majestät, den Bugspriet und die Segel wegzuschießen. Und das ohne jede Warnung, überfallartig, „heimtückisch und hinterrücks“. Daß er das gleiche vorgehabt hatte, übersah er dabei in seiner Wut.

      „Wir werden diesen Kerlen folgen, Mister Fenner, auch ohne Bugspriet und Blinde. Er ist auf Ostkurs gegangen und muß zwangsläufig kreuzen. Mit Gottes Hilfe werden wir ihn unter Land erwischen. Die vorderen Drehbassen werden ausgerichtet, und sobald er in deren Bereich gelangt, zertrümmern wir ihm das Heck. Spätestens unter Land werden wir ihn stellen. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich den Kapitän dieser Galeone hier auf dem Achterdeck vor mir knien sehe.“

      „Aye, aye, Sir“, erwiderte Fenner beklommen. Er wurde das dumpfe Gefühl nicht los, es hier mit einem ganz besonders ausgekochten Burschen zu tun zu haben.

      Nein, diesen Makel konnten sie als Engländer nicht auf sich sitzen lassen, solche Kleinigkeiten verkraftete der unbeugsame und harte Sir Francis Drake nicht. Er ließ sich nicht beschämen, zumindest von keinem Spanier oder Portugiesen, dazu hatte er schon zu viele von ihnen vor seinen Rohren gehabt.

      So etwas untergrub seinen guten Ruf und stärkte nicht gerade die Moral seiner Leute. Deshalb setzte er sich verbissen und stur auf die Fährte der Galeone, die ihnen immer noch das Heck zeigte.

      Der Schiffszimmermann erschien auf dem Achterkastell und erstattete seine Meldung.

      „Die Bugspiere einschließlich eines Teiles des Klüverbaumes ist weggeschossen, Sir“, sagte er. „Es läßt sich mit Bordmitteln nur sehr schwer beheben, aber ich werde es selbstverständlich sofort in Angriff nehmen. Wir haben eine Ersatz-Spiere an Bord, und der Segelmacher hat auch noch Rahsegel vorrätig.“

      Drake hörte mit steinernem Gesicht zu. Schließlich nickte er.

      „Gehen Sie gleich an die Arbeit, Mister Blake, und suchen Sie sich so viele Leute aus, wie Sie benötigen. Ich wünsche, daß die Blinde und Oberblinde bald wieder gefahren werden können. Sie werden es schon schaffen, die Bugsprietstange einzusetzen, daran zweifle ich keine Sekunde. Vorrang haben jedoch die Waffenmeister an den vorderen Drehbassen. Passen Sie auf, daß Sie denen nicht ins Gehege geraten, Mister Blake!“

      „Aye, aye, Sir!“

      Der Zimmermann, ein sonst rauhbautziger Bursche, verbeugte sich und eilte davon. Er hatte einen Heidenrespekt vor dem Admiral, und so verärgert wie heute hatte er ihn noch nie erlebt.

      Erst nach und nach beruhigte sich der Admiral, aber jeder sah, daß es innerlich in ihm kochte und brodelte. Von da an ließ er auch die fremde Galeone keine Sekunde mehr aus den Augen.

      Er hatte diesen Gegner