Seewölfe - Piraten der Weltmeere 343. Davis J.Harbord

Читать онлайн.
Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 343
Автор произведения Davis J.Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397402



Скачать книгу

      Mac Pellew reckte den Hals und begann loszukichern. Es klang wie das Gackern eines Huhns und wurde in der Tonlage auch immer höher.

      Der Kutscher hätte gern mitgegackert, bezwang sich aber, weil ihm klar wurde, daß diese beiden Killigrew-Schelme dann noch neugieriger werden würden.

      Statt dessen fragte er streng: „Von wem habt ihr denn diesen Quatsch aufgeschnappt?“

      „Das ist kein Quatsch“, sagte Philip junior zornig. „Darüber haben Dad, Mister Brighton und Mister O’Flynn eben gesprochen.“

      „Jawohl, haben sie“, bestätigte auch Hasard junior. „Wir wissen genau, was wir gehört haben.“

      „Jawohl“, sagte Philip junior trotzig. „Wir wissen genau, was wir gehört haben.“

      Mac Pellew war jetzt am Schnaufen und wischte sich über die Augen. Er hatte gegackert, bis ihm die Tränen kamen. Für einen Miesgram wie ihn war das eine unerhörte Leistung.

      Der Kutscher deponierte das Omelette mit einem eleganten Schwung auf dem Stapel der bereits gebratenen Speckeierkuchen und hantierte mit der zweiten Pfanne auf der anderen Feuerstelle im Holzkohleherd, wo auch bereits Speckwürfel brutzelten. Er war ziemlich wütend über Mac, über die verdammte Fragerei und über die Ausweglosigkeit, diesen hellen Bürschchen Rede und Antwort zu stehen über ein Thema, bei dem man garantiert auf Glatteis geriet. Außerdem war das reichlich wirre. Wieso sollte Old O’Flynn die „Oberaufsicht über ein Etablissement übernehmen“, Himmel, Arsch und Eierkuchen?

      Verzeihung, verbesserte sich der Kutscher im stillen, ich denke schon so ordinär, wie sich der Profos auszudrücken pflegt.

      Und er fuhr die beiden Bürschchen an: „Wollt ihr jetzt schon euren Anteil verspeisen oder die fertigen Omeletten erst an die Männer und die Flitt… äh – die Ladys verteilen?“

      Hasard junior hakte sofort nach und benutzte auch den Trick mit der Gegenfrage. „Wolltest du Flitzer sagen, Mister Kutscher? Meinst du damit die Ladys?“

      „Flitzer! Huhu-hi-hi!“ Mac Pellew gackerte schon wieder los. Der war heute morgen reineweg aus dem Häuschen.

      „Mister Pellew!“ fauchte der Kutscher und geriet jetzt so richtig in Rage. „Ich habe keine Lust mehr, mir dein dämliches Kichern anzuhören. Nimm bitte die beiden Knaben und die fertigen Omeletten, die Crew und die Ladys wollen frühstücken. Soll ich vielleicht die Dinger austeilen?“

      „Sehr zu Diensten“, sagte Mac Pellew begeistert, „aber ich werde zuerst die Ladys bedienen, wie sich das gehört.“ Und er war schon wieder am Tänzeln, pfiff dazu etwas Unmelodisches und sah verzückt aus – oder was man bei ihm für verzückt halten konnte. Eine Zitrone würde es nie zum lächelnden Vollmond bringen.

      „Hau bloß ab, du – du Bock!“ sagte der Kutscher erbittert.

      „Warum ist Mister Pellew ein Bock?“ fragte Philip junior begierig. „Hat das was mit den Flitzern zu tun?“

      „Raus!“ brüllte der Kutscher und schwenkte die Pfanne.

       2.

      „Was der wieder mal hat“, brummelte Edwin Carberry und schob sich auf die Kombüse zu. „Brüllt schon am frühen Morgen, dieser spillerige Windmacher, und versaut einem den ganzen Tag …“

      Er brach sein Selbstgespräch ab, weil Mac Pellew aus der Kombüse tänzelte. Mac balancierte auf der rechten Hand einen Holzteller, auf dem sich schöne runde, knusprig braune Omeletten stapelten. Der Duft von gebratenem Speck wehte den Profos an.

      „Hallo!“ rief Mac, wedelte dem Profos jovial mit der linken Hand zu, wandte sich nach links und tänzelte den Steuerbordniedergang von der Kuhl zur Back hoch.

      Oben auf der Back kicherten die Ladys – die „Flitzer“, wie Jung-Hasard und Jung-Philip gemeint hatten.

      Edwin Carberry war am Stieren – zu dem hochtänzelnden Mac und zu den kichernden Ladys.

      Die Zwillinge tänzelten nicht. Sie latschten mit mürrischen Gesichtern aus der Kombüse, hielten allerdings ihre Holzteller mit den gestapelten Omeletten in beiden Händen, so daß sie nicht dem Profos zuwinken konnten. „Hallo!“ riefen sie schon gar nicht.

      Der Profos löste den Blick von der Back, wo er Rundungen betrachtet hatte – bei den Ladys natürlich, obwohl auch die Back Rundungen vorzuweisen hatte, den runden Fockmast, das runde Spill, den runden Rauchabzug der Kombüse. Aber solche Rundungen sah man täglich, und sie waren ja auch von materieller Substanz. An solche Rundungen verschwendete man keinen Blick, es sei denn, da wäre etwas zu Bruch gegangen.

      Der Profos starrte Hasard junior an, und der starrte aus seinen eisblauen Augen zurück, in denen etwas funkelte, was nicht so leicht zu erklären war. Aber er schien wütend zu sein.

      „Hier!“ sagte das Bürschchen ruppig. „Eierkuchen mit Speck, bitte sehr!“ Und er hielt dem Profos den Stapel unter die Nase, was als Aufforderung zu deuten war, zuzulangen. Sonst war Hasard junior höflicher, wenn er als Backschafter etwas anbot. Philip junior genauso. Aus den Augenwinkeln sah der Profos, wie dieses Bürschchen, ähnlich ruppig, Smoky die Omeletten unter die Nase stieß.

      Oben auf der Back girrten die Ladys. Da war außer Mac auch Blacky. Wer noch? Ha! Jack Finnegan, Sam Roskill, Luke Morgan und Jan Ranse. Die putzten wie die Irren an den beiden Drehbassen herum – nur immer an derselben Stelle. Aber auf diese Stelle schauten sie nicht, nein, sie schauten ganz woandershin. Das war auch kein Schauen, das war Glotzen, jawohl. Die glotzten wie Mondkälber. Sie glotzten genau auf das, was der Profos ebenfalls besichtigt hatte.

      Nun waren es diese Ladys von ihrem Dasein auf der Pirateninsel her gewohnt, von ihren Taillen aufwärts mehr zu zeigen, als schicklich war – schicklich, wenn man den Maßstab sittsamer Bürgersfrauen anlegte. Gewiß war es im alten England nicht so warm wie hier. Aber die Blusen der Ladys waren nun doch zu offenherzig – im wahrsten Sinne des Wortes. Man konnte ihnen bis aufs Herz schauen, jedenfalls dorthin, wo es unter der Haut pochte.

      Dorthin und nach nebenan peilten die Mannen.

      Carberry stieß ein tiefes Knurren aus. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde ihm einiges bewußt. Zumindest wurde ihm bewußt, daß die „Schmalzsegelei“ hier ein Ende zu haben hatte. So ging das nicht weiter!

      Und er pumpte Luft in seinen mächtigen Brustkasten.

      Da sagte Hasard junior, der Lümmel unter ihm: „Mister Carberry, Sir! Was ist ein Etablissement, bitte sehr?“

      Die Luft entwich pfeifend aus Carberrys Brustkasten, und er sackte wieder zusammen, während er auf Jung-Hasard hinunterschaute.

      „Wie bitte?“ fragte er entgeistert.

      „Ein Etablissement, Sir“, wiederholte das Bürschchen und schielte zum Achterdeck hoch, ob man dort eventuell mithörte. Aber Vater Hasard, Mister Brighton und der Großvater waren am Debattieren. Vater Hasard marschierte sogar, die Hände auf dem Rücken, vor der Querbalustrade hin und her und sagte mal dies, mal das, wenn er auf etwas antwortete, was einer der beiden anderen geäußert hatte. Sicher hing das mit der „Oberaufsicht“ zusammen, für die der Großvater Opfer zu bringen bereit war. Was das bloß für Opfer sein mochten? Erwartungsvoll blickte Hasard junior wieder zu dem klotzigen Profos hoch.

      Aber der hatte sich schnell ein Omelette gegriffen und bereits in den Mund gestopft. Und jetzt mampfte er mit vollen Backen und sagte undeutlich: „Gut, diese Dinger, sehr gut, wirklich ausgezeichnet. Wie viele kriegt denn jeder, Söhnchen?“

      „Weiß nicht“, erwiderte Hasard junior mürrisch, „hab sie nicht gezählt.“ Und im stillen dachte er: wenn man hier mal was fragt, kann man drei Tage auf eine Antwort warten, oder die reden gleich von was anderem.

      „Hat der Kutscher noch welche in der Pfanne?“ fragte Carberry.

      „Ja.“

      Carberry