Seewölfe - Piraten der Weltmeere 616. Jan J. Moreno

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 616
Автор произведения Jan J. Moreno
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966880305



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Selbst wenn zwei von ihnen wie Greise wirkten und er einen der anderen mit der Pistole niederstreckte.

      Die Alten trugen keine Bemalung, aber die Federn im schmalen Haarschopf wiesen sie als Anführer oder gar Häuptlinge aus. Sie zogen zwei eigenartige Gestelle – aus Leder und Fellen zusammengebundene Tragen, die sie über den Boden schleiften. Auf jeder ruhte ein Indianer, und einer war fast noch ein Kind.

      Jeff Bowie erkannte, daß beide tot waren.

      Die Wilden entführten Benjamin Dunsay. Sobald sie ihn in ihr Dorf brachten, wo immer dieses sein mochte, würde er die Zivilisation nie, wiedersehen.

      Jeff durfte nicht einfach tatenlos abwarten. Wenn er einen der Häuptlinge niederschoß, konnte er die entstehende Verwirrung vielleicht nutzen, um Benjamin zu befreien.

      Noch war die Entfernung nicht zu groß. Jeff legte die Pistole am Stamm an, um jedes Zittern auszugleichen.

      Daß er seine Umgebung sträflich vernachlässigte, wurde ihm erst klar, als er von hinten umgerissen wurde. Der Schuß entlud sich ungezielt.

      Bowie verspürte einen heftigen, stechenden Schmerz im Hinterkopf. Ein ganzes Pulverfaß schien in seinem Schädel zu explodieren. Dann versank die Welt um ihn her in Finsternis.

      Wie lange er bewußtlos gelegen hatte, vermochte er später nicht zu sagen. Als er langsam die Besinnung zurückerlangte, fühlte er sich jedenfalls, als wäre er gekielholt worden. Jede einzelne Faser seines Körpers schmerzte.

      Eine prächtige Beule zierte seinen Hinterkopf. Jeff ertastete Blut, das noch nicht geronnen war. Aber er lebte, und das war unter den gegebenen Umständen schon eine ganze Menge.

      Mühsam stemmte er sich hoch. Ihm wurde erneut schwarz vor Augen, und der Baum, an dem er sich festhalten wollte, schien zu einem lebenden, sich windenden Geschöpf zu werden. Es bedurfte schon etlicher tiefer Atemzüge, ihn das Gleichgewicht wiederfinden zu lassen. Aber dann stand er halbwegs sicher auf den Beinen und kehrte zu den Gefährten zurück. Bevor er etwas sagen konnte, wirbelte Big Old Shane herum.

      Jeff Bowie blickte geradewegs in die Pistolenmündung.

      „He …“ Er schluckte schwer. „Ich bin keine Rothaut, Mister Shane.“

      „Das sehe ich“, erwiderte der Schmied, ohne die Waffe zu senken. Gleich darauf herrschte er Bowie an: „Sag bloß, du bist abgehauen, während wir den Kopf hingehalten haben.“

      Jeff fuhr sich lediglich mit der Hand in den Nacken und hielt Shane die blutverschmierten Finger unter die Nase.

      „Tut mir leid“, gestand der Schmied zerknirscht. „Ich habe es nicht so gemeint.“

      Jeff Bowie nickte verbissen. Die Arwenacks waren eine verschworene Gemeinschaft, in der jeder sich auf den anderen verlassen konnte. Gerade deshalb tat Shanes unbedachte Äußerung weh.

      „Die Indianer haben Benjamin“, stieß er hervor. „Ich wollte dem Jungen helfen, aber …“

      Er verdrehte die Augen und fiel in sich zusammen wie ein nasser Sack. Diesmal trat er für längere Zeit weg. Auf diese Weise entging ihm, daß Big Old Shane sich rührend um ihn sorgte und einer der verschwundenen Mannen zurückkehrte. Mit Quellwasser wusch der Schmied die Platzwunde. Anschließend verband er sie, so gut es ging. Jeff Bowie hatte danach allerdings verblüffende Ähnlichkeit mit einem arabischen Wüstenscheich.

      Er brauchte lange, um in die Welt der Lebenden zurückzufinden. Ein Stapfen und Rollen wie bei schwerer Dünung war das erste, was er wieder wahrnahm. Unbewußt versuchte er, die Bewegung auszugleichen, doch seine Muskeln gehorchten ihm nicht.

      Von irgendwoher vernahm er eine befehlende Stimme: „Alle Mann an Deck!“

      Die Schwäche hinderte ihn daran, aufzuspringen und zur Kuhl aufzuentern. Er brachte nicht einmal die Klüsen auf.

      „Klarschiff zum Gefecht!“ dröhnte es lauter als zuvor in seinen Ohren. „Zeigt den verdammten Dons, wer wir sind!“

      „Aye, aye, Sir“, drang es halb im Tran und kaum verständlich über Jeffs Lippen.

      Es blieb bei dem Bekenntnis.

      „Bowie, du Lahmarsch!“ brüllte die Stimme. „Ich werde dich in die Wanten jagen, bis dir Hören und Sehen vergeht. Und dann darfst du das Deck schrubben …“

      Jeff Bowie erkannte die Stimme. Im allgemeinen war er eher zurückhaltend, aber daß sich Big Old Shane anmaßte, so mit ihm umzuspringen, das schlug dem Faß den Boden aus.

      „Du bist wohl vom wilden Affen gebissen …“ Jeff richtete sich so abrupt auf, daß er ums Haar den Halt verloren hätte und außenbords gegangen wäre.

      Shanes hallendes Gelächter brachte ihn vollends zur Besinnung.

      Er hockte auf einer provisorischen Trage aus ineinandergesteckten Ästen. Shane und einer von der „Pilgrim“ trugen ihn. Daher also das Empfinden starken Seegangs.

      „Willkommen an Bord.“ Der Schmied versuchte ein Grinsen, was ihm aber gründlich mißlang.

      „Laß mich runter“, fauchte Jeff. „Ich kann gut allein gehen.“

      „Maul halten!“ erwiderte Big Old Shane.

      Bald darauf erreichten sie den Strand – eine geschlagene Truppe, die von den Pilgern förmlich erdrückt wurde. Jeder wollte als erster erfahren, was geschehen war.

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