Seewölfe - Piraten der Weltmeere 586. Davis J.Harbord

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 586
Автор произведения Davis J.Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966880008



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und spuckte verächtlich zur Seite. Als ihn der Blick eines Burgknechtes streifte, starrte er unbeteiligt in den Himmel.

      Kaum waren Maultiere und Knechte an ihm vorbei und am Ende der Gasse, nahm er die Hände aus den Taschen. Jetzt hatte er in der Rechten eine Steinschleuder und in der Linken einen Kieselstein. Er blickte sich kurz um, war aber unbeobachtet, legte den Stein in die Schleuder, schwang sie und schoß den Kiesel ab.

      Auf den Treffer wartete er nicht. Er glitt um die Ecke, nahm die Beine in die Hand und fegte durch eine andere Gasse hinunter zum Hafen.

      Der Kiesel traf die linke Hinterhand des letzten Maulesels. Das Tier protestierte mit einem schrillen Trompetenton, warf den Kopf hoch und sprang mit einem wilden Satz dem vor ihm trottenden Maultier fast aufs Kreuz. Der Kerl, der das getroffene Tier am kurzen Zügel geführt hatte, wurde umgerissen und mitgeschleift, weil er den Zügel nicht losließ. Er brüllte wie am Spieß, was sich keineswegs auf Tier und Mensch beruhigend auswirkte.

      Kurz, der Treffer mit dem Kiesel erzielte genau die Folgen, die das hellhaarige Bürschchen beabsichtigt hatte. Eine Art Stampede brach unter den Viechern aus.

      Sie tobten los, bockten vorn und hinten, verstärkten die Trompetenmusik des getroffenen Tieres, überrannten ihre Betreuer, keilten nach allen Seiten und fegten dorthin, wo Platz war – hinunter zum Hafen. Im Nu verteilten sie sich. Zwei donnerten über die Pier, setzten von dort auf den Strand und fegten am Ufer entlang, drei schlugen sich seitwärts ins Dünengelände, zwei andere wiederum durchbrachen einen Zaun am Hafenrand und zertrampelten einen Gemüsegarten, in dem Kohl angepflanzt war, und eins verfing sich hoffnungslos in einem ausgespannten Fischernetz, das dabei zum Teufel ging.

      Das Bürschchen hieß Donegal Daniel O’Flynn und saß zu diesem Zeitpunkt bereits mit Unschuldsmiene auf einem steinernen Poller am Rand der Pier, wo die „Empress of Sea“ ihren Liegeplatz hatte. Es drehte Däumchen und spähte mit scharfen Augen seewärts, von wo die vier Karavellen, hart am Wind liegend, auf die Hafeneinfahrt zuhielten.

      Am Hafen erschienen humpelnd und fluchend die Burgknechte. Sie waren arg zerbeult und zerrupft. Und schon begann das Theater. Die erste, die loszeterte, war die alte Odelia Footmaker, die Haare auf den Zähnen und einen Knüppel in der Faust hatte. Ihr gehörte der Gemüsegarten. Er war sozusagen ihr ein und alles.

      Furchtlos ging sie die beiden Maultiere an und drosch sie mit ihrem Knüppel aus dem verwüsteten Garten, und dann waren die Burgknechte an der Reihe.

      „Ihr Saukerle!“ schrie sie empört und schwang den Knüppel. „Seid ihr zu dämlich, auf eure Mistviecher aufzupassen? Meine Kohlpflanzen sind zerstört, und wer ersetzt mir den Schaden?“

      „Scheiß auf deinen Kohl“, sagte einer der Kerle. Er hieß Dudley, und ihm unterstanden die Maultiere auf Arwenack Castle.

      Er hatte kaum ausgesprochen, da knallte ihm Odelia Footmakers Knüppel an den Hals, und er geriet ins Trudeln, ganz abgesehen davon, daß er Schwierigkeiten mit dem Luftschnappen hatte. Die alte Footmaker drosch weiter drauflos, und als Dudley keuchend und würgend an Donegal O’Flynn vorbeitorkelte, streckte dieser blitzschnell den linken Fuß vor.

      Dudley stolperte, konnte sich nicht mehr fangen und sauste kopfüber ins Wasser.

      „Danke, Dan“, sagte Odelia Footmaker.

      „Gern geschehen, Ma’am“, sagte Donegal Daniel O’Flynn artig und schielte nach links, wo Dudley im Wasser herumzappelte und noch mehr Atemnot hatte, weil ihm Wasser in die verkehrte Kehle geraten war – der blöde Hund! Jeder wußte, daß man das Maul schließen mußte, wenn man ins Wasser fiel, aber Dudley hatte es aufgerissen.

      Donegal Daniel O’Flynn kalkulierte kühl die eigenen Chancen. Wenn Dudley wieder auf der Pier erschien – dazu mußte er erst an Land schwimmen –, würde er abzischen müssen und konnte nicht die Leinen von der „Empress“ wahrnehmen, wie er es immer tat, wenn das Schiff seines Vaters einlief.

      Aber es bestand keine Gefahr. Auf dem Plan war Barry Burnaway mit seinen drei Söhnen erschienen – alle vier Klötze von Kerlen. Den Burnaways gehörte die Schaluppe im Hafen – und mehrere Dorys, mit denen sie Fischfang betrieben. Es war ihr Netz, in das der Maulesel gerast war.

      Während Odelia Footmaker bereits die anderen Burgknechte attackierte, die vor der tobenden Alten zurückwichen und nicht wußten, was sie tun sollten, weil Dudley fehlte, bauten sich die vier Schränke am Strand auf, um diesen in Empfang zu nehmen. An ihren grimmigen Mienen war abzulesen, daß es kein freundlicher Empfang sein würde.

      Dudley war viel zu durcheinander, um das zu bemerken. Außerdem hatte er Stroh im Kopf, was aber auch kein Wunder war, denn wer bei Sir John diente, mußte ein bißchen blöd im Kopf sein. Das Wunder war nur, daß sich die Kerle von Arwenack Castle für weiß was Besonderes hielten und das auch ständig herauskehrten.

      Als Dudley an Land watete, versperrte ihm Barry Burnaway den Weg zur Pier und hielt ihm die offene Hand hin.

      „Du schuldest mir zehn Pfund für das zerrissene Netz, Dudley“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, die jetzt grollend klang.

      Zu ihm konnte Dudley nicht sagen: Scheiß auf dein Netz! Aber er war blöd genug, zu sagen: „Das kannst du ja wieder flicken. Im Winter tut ihr doch sowieso nichts anderes.“

      „Was wir im Winter tun oder nicht, geht dich eine feuchte Qualle an, Dudley“, sagte Barry Burnaway und schob ihm die mächtige Faust mitten ins Gesicht, mit Dampf, versteht sich. Dudleys Nase nahm eine andere Form an. Sie war ein Zinken gewesen. Jetzt glich sie einem Pfannkuchen. Im übrigen flog er dieses Mal rücklings ins Wasser. Und er jaulte den Himmel über Falmouth an, verschluckte sich prompt im Wasser und erlitt einen Erstickungsanfall.

      Zu diesem Zeitpunkt machten die vier Burnaways Front zu den anstürmenden Kerlen, die sich entschlossen hatten, Dudley zu Hilfe zu eilen. Sie waren noch blöder als Dudley, denn statt sich jetzt herumzuprügeln, wären sie besser schleunigst auf die Suche nach ihren Maultieren gegangen. Die Karavellen standen nicht mehr weit vor der Hafeneinfahrt, und Sir John liebte es ganz und gar nicht, auf so etwas Lausiges wie seine Knechte zu warten.

      Der jüngste Sproß des Kapitäns O’Flynn feixte bis zu den Ohren und schaute interessiert zu, wie die Burgknechte von den vier Schränken abgetakelt wurden. Klar doch, die Burnaway-Sippe hatte oft genug mit der O’Flynn-Sippe in Fehde gelegen. Die Burnaways fischten seit Generationen, und die O’Flynns fuhren seit Generationen über See, um in anderen Häfen einzukaufen, was es im eigenen Land nicht gab. Wo Kapitän O’Flynn überall mit seiner „Empress of Sea“ gewesen war, das lag bereits jenseits der bekannten Horizonte.

      Die O’Flynns wagten eben mehr.

      Aber die Burnaways waren auch keine Chorknaben. Donegal Daniel O’Flynn hatte bei ihnen anmustern wollen, aber das hatte der Alte strikt verboten – aus welchen Gründen auch immer.

      Es hinderte Donegal Daniel O’Flynn nicht, für die Burnaways Sympathie zu empfinden, als jetzt die Fäuste flogen. Wenn es gegen „die da oben“ von Arwenack Castle ging, dann gab es zwischen den Sippen von „denen da unten“ in Falmouth keine Fehden mehr. Dann hielten „die da unten“ eisern und wie Pech und Schwefel zusammen.

      Die Burnaways am Strand standen wie eine Mauer, und wenn sie sonst Fischgründe abräumten, dann räumten sie jetzt „die da oben“ ab. Vier Männer gegen neun Burgknechte – es focht sie nicht an.

      Als die „Arwenack Castle“ in den Hafen einlief, lagen die neun Kerle wie ausgemergelte Mehlsäcke am Strand, einen zehnten Mehlsack warf Barry Burnaway verächtlich hinzu, nachdem er Dudleys Pfannkuchen noch einmal verbreitert hatte. So flach war noch nie ein Pfannkuchen gewesen.

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