Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 27
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399956



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rief Gerado.

      „So ist es“, erwiderte de Canares. „Er hält uns für Teufel. Er ist total verblendet und betet diesen Affengott an, den sie an die Hütte gemalt haben.“

      „Der Herr stehe uns bei“, sagte Gerado.

      „Kameraden!“ rief Molina. „Wir müssen hier raus! Ich will nicht abkratzen, verdammt noch mal!“

      „Wir auch nicht!“ schrie de Canares.

      „Wir sind zusammen neun Mann!“ stieß Carlos Gerado aus. „Warum versuchen wir es nicht?“

      „Wir haben es versucht“, antwortete Vinicio de Canares, und seine Kameraden nickten mit finsteren Mienen. „Aber wir haben nicht mehr die Kraft. Diese Teufel haben unseren Widerstand gebrochen. Sie geben uns nichts zu essen und zu trinken, nur Fraß, den kein Tier anrühren würde. Sie verprügeln uns. Wir gehen langsam zugrunde. Vielleicht ist das ihr Ziel.“

      „Ich will raus!“ brüllte Pedro Molina.

      „Hör auf!“ Gerado versuchte seinen Kameraden zu beschwichtigen. „Sonst rücken sie wieder an und dreschen erneut auf uns ein.“

      „Ich erwürge sie!“ drohte Molina, dann schüttelte er die Fäuste. „Ich drehe ihnen die Hälse um, verflucht!“

      „Das nutzt alles nichts“, sagte de Canares. „Ich gebe euch einen guten Rat. Versucht, so ruhig wie möglich zu bleiben. Ihr verausgabt euch bloß.“

      „Ich haue ab!“ keuchte Molina, dann kroch er zum Schott und fing an, es zu betasten und zu befingern. „Es muß einen Weg geben! Lieber saufe ich ab, als daß ich mich von diesen gelben Ratten peinigen und quälen lasse!“

      „Das Schott ist fest verriegelt!“ schrie Gerado.

      „Ihr kriegt es nicht auf!“ rief de Canares.

      Inzwischen hatte das Rollen der Dschunke in der aufgewühlten See immer mehr zugenommen. Brecher donnerten gegen die Bordwände. Oben, auf dem Deck, brüllte Fong Chen Huan seine Befehle und trieb seine Kerle zur Eile an. Man mußte sich auf den Sturm vorbereiten. Um die Gefangenen, deren Geschrei Fong sehr wohl hören konnte, konnte man sich jetzt nicht kümmern. Die Sicherheit der Dschunke ging vor.

      Pedro Molina warf sich mit der Schulter gegen das Schott. Er zerrte und rüttelte daran. Sein Körper schmerzte wie Feuer, aber er gab nicht auf. Ich will raus, fort, dachte er immer wieder. Nur weg hier!

       3.

      Es war kein Taifun, der da von Südosten heranraste, wohl aber ein schwerer Sturm, der es in sich hatte. Mit Wucht trieb er die „Santa Barbara“ vor sich her. Der tosende Wind griff fauchend in die Sturmsegel und beutelte sie hin und her. Die Wogen türmten sich hoch und höher, rissen das Schiff mit sich hoch und stürzten es in schwarze Täler.

      Hasard schickte über die Hälfte der Crew ins Logis. Mit den anderen Mannen hielt er die Stellung an Oberdeck. Der Seewolf versuchte, den Sturm abzureiten, um keine weitere Zeit zu verlieren. Aber es war kein leichtes Unterfangen. Pete Ballie hatte Mühe, das Ruder zu halten. Der brüllende Wind drohte die Segel zu zerfetzen und die Rahen von den Masten zu reißen. Die „Santa Barbara“ taumelte und schaukelte in den Brechern, gischtende Wassermassen ergossen sich über ihre Decks. Jede donnernde Woge, die gegen die Galeone krachte, schien den Rumpf zu zerschmettern.

      Sie war ein sehr solides Schiff, diese „Santa Barbara“. In manchem ähnelte sie sogar der „Isabella IX.“, der Galeone der Seewölfe. Doch es war klar, daß sie mit der „Isa“ nicht mithalten konnte.

      Hasard war dies von Anfang an bewußt gewesen. Er durfte das Schiff nicht überschätzen und überfordern.

      Darum entschied er sich, doch die Küste anzulaufen. Der Sturmwind drückte die „Santa Barbara“ ohnehin nach Legerwall – also nach Nordwesten zum Festland. Es war undenkbar, jetzt noch die Küste von Formosa anzusteuern.

      „Wir gehen unter Land und suchen eine Bucht!“ schrie der Seewolf seinen Männern zu.

      „Aye, Sir!“ brüllte Pete Ballie.

      „Verstanden!“ schrie der Profos. „Bucht anlaufen!“

      Ein Blitz zerriß die Dunkelheit, die sich über die See gesenkt hatte. Gleich darauf rollte tiefer Donner heran. Dan O’Flynn, der sich neben Hasard an der Querbalustrade des Achterdecks festklammerte, wandte den Kopf.

      „Gleich kommt das Wasser auch von oben!“ rief er.

      Nur kurze Zeit darauf öffnete der Himmel seine Schleusen. Sturzbäche klatschten auf die Decks der Galeone. Die Männer setzten sich Hüte und Mützen auf, um wenigstens ihre Köpfe ein wenig gegen den Guß zu schützen.

      Und wieder hämmerten die Brecher gegen die Bordwände. Die Männer fluchten und klammerten sich an den Tauen fest, damit sie nicht außenbords gerissen wurden.

      Kurs auf die Küste von China lag nun an. Die „Santa Barbara“ segelte vor dem Wind – wenn von Segeln überhaupt noch die Rede sein konnte. Der Sturm schob sie wie einen Klotz vor sich her. Das Gewitter entlud sich mit seiner ganzen Macht. Im Stakkato zuckten die Blitze, das Donnerkrachen dröhnte in den Ohren der Männer. Sie waren bis auf die Knochen durchnäßt, aber sie hielten mit zusammengebissenen Zähnen auf ihren Posten durch.

      „Hast du eine Ahnung, wo wir sind?“ schrie Dan seinem Kapitän zu.

      „Wir haben die Pescadores-Inseln achteraus gelassen!“ schrie Hasard.

      „Um so besser, dann können wir dort nicht mehr aufbrummen!“ brüllte Ben Brighton, der ihre Worte verstanden hatte.

      Die Pescadores – was auf Englisch soviel wie Fischer-Inseln bedeutete – waren der Westküste von Formosa vorgelagert und konnten im Sturm leicht zur Schiffsfalle werden.

      Die „Santa Barbara“ wäre nicht die erste Galeone gewesen, die dort auflief und anschließend von Küstenhaien und Strandräubern ausgeplündert wurde. Doch vor diesem Schicksal blieben die Arwenacks bewahrt.

      Sie rasten nun zum Festland hinüber. Hasard vermochte die genaue Position nur zu erraten, und er konnte auch nur überschlagmäßig berechnen, wann sie die Küste erreichen würden. Doch er verließ sich wieder einmal auf Dans scharfe Augen.

      In der Tat war es Dan O’Flynn, der nach etwa einer Stunde Orkanwind, Regen, Donner, Blitzschlag und Hagel voraus ganz schwach die Küste erspähte. Sofort schlug er Alarm – und Hasard ließ auf Nordkurs anluven.

      Die Gefahr, auf Legerwall geworfen zu werden, schwebte jetzt wie ein drohendes Gespenst über dem Schiff. Doch die Männer schafften es – sie hielten den „Elendskahn“, wie Carberry ihn nannte, auf Kurs.

      Kaum merklich hatte der Sturm nachgelassen, und auch der Kernpunkt des Gewitters schien sich allmählich zum Landesinneren zu verlagern.

      Dan hielt aufmerksam den Blick voraus gerichtet. Es war kaum möglich, in der Finsternis und im Regen etwas zu erkennen – und doch sichtete er etwas später eine kleine Insel, die etwa zwei Meilen vor dem Festland aufragte. Und die Insel hatte eine Bucht – aus zusammengekniffenen Augen entdeckte Dan ihre Einfahrt.

      Hasard ließ Kurs auf die Bucht nehmen. Er setzte jetzt alles auf eine Karte. Die Wassertiefe konnte nicht ausgelotet werden. Keiner von ihnen wußte, ob es gefährliche Unterwasserbarrieren gab.

      Eine weitere Frage war, ob die Bucht groß und tief genug war, um der „Santa Barbara“ als Ankerplatz zu dienen. Wenn das Unglück es wollte, brummte die Galeone irgendwo auf – oder sie zerschellte, und sie landeten allesamt im Wasser.

      Die Einfahrt näherte sich rasch. Hasard ließ die Sturmsegel ins Gei hängen. Auch das ging nur mit viel Fluchen vonstatten. Die Landzungen der Passage huschten an der „Santa Barbara“ vorbei. Higgy und ein paar andere bekreuzigten sich unwillkürlich.

      „Wird schon schiefgehen!“ rief Smoky.

      Dann