Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 312 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397099 |
„Eine Prügelei“, sagte Dan O’Flynn. „Soll der Teufel diesen Korsumäki holen! Wer hätte das geahnt?“
„Sir!“ schrie der Profos. „Was tun wir? Greifen wir da ein?“
„Nein“, entgegnete der Seewolf. „Keiner rührt sich vom Fleck.“
So hielt er seine Männer zurück, denen es wieder ganz erheblich in den Fäusten juckte. Hasard wollte sich nicht einmischen, er wollte Zuschauer bleiben und war davon überzeugt, daß die Gendarmen Verstärkung erhalten würden.
Hier täuschte er sich jedoch. Es kam anders, als er gedacht hatte.
2.
Paavo Korsumäki nutzte die Lage voll aus. Die Gendarmen setzten sich energisch gegen die Angreifer zur Wehr und schlugen mit den Kolben ihrer Musketen nach ihnen.
Der Anführer des Trupps, ein Sergeant, zog soeben seinen Degen und schrie: „Zurück, oder ihr landet alle im Kerker!“
Die Antwort der Raufbolde war ein einstimmiges Grölen. Korsumäki blickte zu seinen drei Kumpanen, dann duckte er sich und rammte dem Gendarmen, der ihm am nächsten stand, den Ellenbogen in den Bauch. Der Mann krümmte sich und ließ seine Muskete fallen.
Einer von Korsumäkis Kumpanen trat darauf, es gab einen knirschenden Laut. Das Handgemenge fing jetzt erst richtig an, und die Uniformierten hatten ihre liebe Not, sich gegen die fast fünfzehn Kerle zur Wehr zu setzen, die gegen sie vordrangen.
Korsumäki trat einem Mann der Garde mit voller Wucht gegen das Schienbein, verschaffte sich Bewegungsspielraum und wich nach links aus. Seine Anhänger deckten ihn. Plötzlich war er im dichten Gewühl verschwunden. Seine Kumpane folgten ihm.
Der Sergeant versuchte, etwas gegen die Flucht seiner Gefangenen zu unternehmen, doch die Gegner drängten ihn immer weiter zum Kai hin ab und drohten, ihn ins Wasser zu stoßen.
Jemand trennte Korsumäkis Handfesseln mit einem scharfen Finnendolch durch. Genauso verfuhren die Helfer mit den Stricken, die die Hände der drei Kumpane zusammenhielten. Jetzt waren die Kerle frei, und nichts konnte sie mehr aufhalten. Abgeschirmt und gedeckt von ihren Anhängern, tauchten sie in den Gassen des Hafenviertels unter.
Dort, wo die Anhängerschar der Stadtgarde angegriffen hatte, tobte inzwischen eine gewaltige Prügelei. Es hagelte Hiebe, und einer der Gendarmen flog ins Wasser, wo er mit einem hallenden Klatscher verschwand. Prustend tauchte er wieder auf und kehrte schwimmend zum Kai zurück.
Der Sergeant ließ einen Musketenschuß in die Luft abgeben, doch auch das nutzte nichts. Er kämpfte auf verlorenem Posten. Die Anhänger Paavo Korsumäkis hatten die Oberhand gewonnen, sie johlten und fluchten, lachten und brüllten. Einer hieb dem Sergeanten einen Knüppel gegen den Degen. Der Degen klirrte auf die Katzenköpfe des Kais, der Sergeant war entwaffnet und bezog selbst schwere Prügel.
Einige Bewohner der Stadt, die nicht auf Korsumäkis Seite standen, hatten inzwischen Mut gefaßt und griffen mit ein, doch auch sie hatten gegen die Anhängerschar, die ständig Zuwachs zu erhalten schien, keine Chance. Der Kampf brandete hin und her, ein Höllenlärm wehte von den Gebäuden und der Kaianlage zur „Isabella“ hinüber.
„Verdammt!“ rief Carberry. Er stand am Schanzkleid und hatte beide Hände zu Fäusten geballt. „Wie lange wollen wir uns das noch mit ansehen?“
„Den vier Hurensöhnen ist die Flucht gelungen !“ stieß Big Old Shane erbost hervor. „Auf was warten wir? Schnappen wir sie uns wieder!“
„Zu spät“, sagte der Seewolf. „Sie kennen die Unterschlupfmöglichkeiten in der Stadt und haben Hilfe gefunden. Wir können sie nicht mehr aufstöbern.“ Er blickte zu Carberry und den anderen Männern auf dem Hauptdeck und rief: „Noch einmal – ihr bleibt, wo ihr seid! Überlassen wir es den Gendarmen, nach Korsumäki zu fahnden!“
Wütend war er dennoch, genau wie seine Männer. Paavo Korsumäki hatte sie während der letzten Tage erheblich genervt, mit seinen Angriffen auf die „Isabella“, angefangen bei dem Kampf an der Insel mit dem Runenstein bis hin zur Verschleppung von Hasard junior. Endlich hatten sie den Kerl und seine Kumpane gefaßt – und jetzt das! Er war wieder frei und konnte neue Schandtaten aushecken.
Hasard wandte sich an Ben Brighton, Shane, Ferris und die beiden O’Flynns. „Wir müssen von jetzt an wieder höllisch aufpassen. Das bedeutet erhöhte Aufmerksamkeit, und natürlich müssen wir die Wachen entsprechend verstärken.“
„Aye, aye“, sagte Ben. „Ich treffe sofort die nötigen Vorbereitungen und teile die Männer neu ein.“
Die Prügelei im Hafenviertel brandete immer noch hin und her, doch es schien sich inzwischen eine Wende abzuzeichnen. Die Zahl der Korsumäki-Verbündeten schrumpfte zusammen, nach und nach schienen sich die Kerle zu den Gassen hin zurückzuziehen, in denen die vier befreiten Gefangenen verschwunden waren. Ein echter Anlaß, sich mit der Garde herumzuschlagen, bestand jetzt nicht mehr, zumal diese immer mehr Unterstützung von der Bevölkerung erhielt.
Auch der Schuß, den der Sergeant hatte abfeuern lassen, mußte in der Stadtkommandantur gehört worden sein, wenn man das Gebrüll der Menge schon nicht vernommen hatte. Deshalb war es mehr als logisch, daß die ersehnte Verstärkung endlich anrückte.
Hufgetrappel erklang, und mit einemmal sprengte ein Pulk uniformierter Reiter zwischen den Häusern hervor. Degen und Säbel blitzten auf, Musketen wurden geschwenkt, Rufe schallten zur „Isabella“ herüber. Wie ein Spuk waren die Gegner der Gendarmen plötzlich verschwunden, übrig blieben nur diejenigen Bürger der Stadt, die der Garde geholfen hatten.
Ein Gendarm wurde noch hastig aus dem Hafenwasser gefischt, dann gruppierte sich die Garde neu, und die Verfolgung der flüchtigen Gefangenen wurde unverzüglich aufgenommen. Die Reiter und die sechs Gendarmen zu Fuß entfernten sich, ihre Gestalten wurden von den Einmündungen der Gassen aufgenommen. Huf- und Schrittgeräusche verklangen. Bald waren auch die letzten Bürger vom Kai verschwunden. Er war wie leergefegt, als sei nie etwas geschehen.
„Drücken wir den Gendarmen die Daumen, daß sie die Kerle so schnell wie möglich wieder erwischen“, sagte Hasard. „Solange man uns unbehelligt läßt, greifen wir nicht ein. Ferris, Sten, haltet euch bereit, wir brechen jetzt zu Heikki Lahtinen auf.“
Das Handelshaus von Heikki Lahtinen stand an der Linnan Katu, an der Straße von Abo also, die sich von Nordosten her ganz am Aura-Fluß entlangzog und dessen Verlauf bis zur Mündung in das Hafenbecken folgte. Auf dem Weg zu ihrem Verhandlungspartner schauten sich Hasard, Ferris und Sten-mark immer wieder nach allen Seiten um. Konnte es nicht sein, daß Paavo Korsumäki, der ewig Rachelüsterne, irgendwo auf der Lauer lag, um über sie herzufallen?
Sie mußten damit rechnen, denn Korsumäki würde nichts Eiligeres zu tun haben, als einen neuen Angriff gegen seine erklärten Todfeinde zu organisieren. Gelang es ihm, sich vor den Gendarmen zu verbergen, so würde er sofort seine drei Kumpane und die Verbündeten von Abo um sich versammeln und neue Pläne schmieden.
Vorläufig geschah jedoch nichts, ungehindert erreichten die Männer der „Isabella“ das Handelshaus. Hier wurden sie von dem weißhaarigen Heikki Lahtinen bereits erwartet. Höflich bat er sie in sein Kontor, wo sie Platz nahmen und den Begrüßungsschnaps tranken, den er ihnen servierte. Wie bei ihrem ersten Besuch war Lahtinens Benehmen auch diesmal distinguiert. Er war ein honoriger Mann, fast feinsinnig und ohne Zweifel sehr intelligent. Hasard schätzte sein Alter auf Mitte der Sechzig. Für diesen Mann hatte er auf den ersten Blick Sympathie empfunden, und wenn es einen Typ des ehrbaren Kaufmanns gab, so verkörperte Lahtinen ihn mit überzeugender Vollendung.
Lahtinen sprach langsam und deutlich akzentuiert. Stenmark verstand jedes Wort und übersetzte ins Englische, wie er auch ins Finnische übertrug, was Hasard und Ferris sagten.
„Ich bin bereits über alles, was sich im Hafen ereignet hat, im Bilde“, begann der alte Mann. „Natürlich spricht sich alles schnell herum. So weiß ich auch, daß Sie es waren, meine