Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 13
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954395026



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süß, war kochend heiß und verströmte ein köstliches Aroma.

      „Herr“, sagte Ibrahim, „ihr habt ein gut bewaffnetes Schiff, eine prächtige Galeone, wir dagegen sind nur unzulänglich bewaffnet mit einer kleinen hölzernen Schleuder, aber ihr wäret gut beraten, wenn ihr griechisches Feuer bei mir kauftet. Auch solltet ihr euch eine ähnliche Schleuder zulegen, falls euch mal die Kugeln ausgehen.“

      „Du hast griechisches Feuer zu verkaufen?“ fragte Ferris.

      „Ja, Herr. Ihr könnt alle Zutaten haben, die ihr braucht.“

      „Ich denke, die Zusammensetzung ist geheim.“

      „Nun, Herr, Geschäft ist Geschäft, davon leben wir. Ihr werdet einige der dazugehörenden Ingredienzen nicht kennen, und ich werde auch nicht das Geheimnis verraten, sonst bin ich ja meine Kunden los“, setzte er listig hinzu. „Ich werde euch das gern einmal zeigen, Herr. Feuer, das von selbst entsteht.“

      Dann wandte er sich an einen seiner ewig und unterwürfig grinsenden Kerle und sagte etwas auf Arabisch.

      Zwei Männer verschwanden und kehrten gleich darauf mit kleinen Fässern unter den Armen zurück, die sie öffneten.

      Der Händler erklärte es ihnen, griff in dieses und jenes Fäßchen, nahm ein paar Körner, etwas Pulver, Zeug, das aussah wie Holzkohle, und lächelte dazu.

      „Man kannte es schon im alten Byzanz“, sagte er. „Kallinikus, der große Meister aus Heliopolis in Syrien hat es erfunden. Das ist fast tausend Jahre her. Hier sind Pech, Schwefel, Naphta, Holzkohle und ungebrannter Kalk, daraus besteht es.“

      „Und was ist in dem Fäßchen da?“ wollte Ferris wissen, dessen Neugier jetzt immer stärker wurde.

      „Das ist das Geheimnis, das mir meine Kunden sichert“, erwiderte der Händler lächelnd.

      Er rührte die Mixtur, von jedem etwas, in ein Messingbecken und schnippte mit den Fingern.

      „Geht nicht zu nahe heran!“ warnte er.

      Ein weiteres Fingerschnippen zauberte den Kerl in Bundhosen herbei, der vorsichtig ein paar Tropfen gepütztes Meerwasser in das Messingbecken goß.

      Es zischte, Qualm stieg auf, dann zuckte eine Flamme hoch, züngelte wild und heiß in der Luft und brannte ein paar Sekunden lang. Auch als der Mann weiteres Wasser nachgoß, erlosch das Feuer nicht. Schließlich ergriff der Händler das Messingbekken, hob es hoch und schüttete den Inhalt ins Meer. Auf der Oberfläche brannte das Zeug noch etwas weiter, dann erlosch es schließlich, wie der Inhalt der chinesischen Brandsätze.

      Ferris Tucker war hellauf begeistert, Al Conroy verkniff sich gerade noch einen Freudenschrei, und auch der Seewolf war begeistert.

      Über den Preis wurde man sich schnell einig. Ibrahim feilschte zwar noch ein wenig, aber er gab bald nach, und keiner hatte das Gefühl, er hätte sie übers Ohr gehauen.

      Zum Teufel, dachte Hasard. Was hatte der Kerl nur vor? Er rüstete sie mit griechischem Feuer aus, schaffte Kanonenkugeln und Pulver herbei und verlangte lächerliche Preise. Aber er nahm nicht immer sehr wenig, trieb den Preis mitunter auch geschickt in die Höhe oder bedauerte, von diesem und jenem nur einen kleinen Vorrat auf Lager zu haben.

      Die Seewölfe, die vom Schanzkleid aus zuschauten, begann jetzt auch noch, den Kerl zu loben. Ibrahim hatte sie mit seinen Sperenzchen schon halb in die Tasche gesteckt.

      „Darf ich fragen, welchen Kurs ihr steuert, Herr?“ fragte der Händler, als sie zwischen Teppichen, Degen, Wasserpfeifen und Tonkrügen standen und immer wieder Datteln, Feigen, Nüsse und Backwerk angeboten kriegten.

      Hasard sah den Händler aufmerksam an. War da nicht ein Lauern in den schwarzen Augen, eine versteckte Gier? Oder bildete er sich das nur ein?

      Ibrahim senkte schuldbewußt den Blick.

      „Verzeiht, Herr“, sagte er leise. „Es steht mir nicht an, Neugier zu zeigen, aber vielleicht kann ich euch helfen. Ibrahim kennt Weg und Steg. Ibrahim kennt alle Länder an den östlichen, nördlichen und südlichen Küsten.“

      „Wir treiben Handel“, sagte Hasard ausweichend. „Oder versuchen, neue Märkte zu öffnen, Kostbarkeiten mitzubringen, und eines Tages werden wir, schwer mit den Schätzen des Orients beladen, wieder nach England zurückkehren. Aber vielleicht kannst du mir doch helfen, Ibrahim. Wir sind auch von Entdeckerdrang beseelt und haben von einem Land gehört, in dem es himmelhohe Bauwerke gibt oder geben soll. Diese Bauwerke sollen so unwahrscheinlich groß sein, daß ich nicht glauben kann, daß sie existieren, denn sie müßten allein durch ihr Gewicht einstürzen, können also gar nicht gebaut werden, wie mir zu Ohren kam.“

      „Es gibt sie, Herr“, sagte der Händler sehr bestimmt. „Habt ihr eine Karte oder Aufzeichnungen darüber?“

      „Ja, das heißt nein, natürlich nicht, wir haben mal eine Karte darüber in einer Spelunke gesehen, aber das ist schon lange her, und wahrscheinlich war das eine Fälschung.“

      Der Händler ließ sich nichts anmerken, aber er spürte, daß der große schwarzhaarige Mann ihn soeben angelogen hatte.

      „Diese Bauwerke“, sagte er. „nennt man die Pyramiden. Sie stehen in Ägypten, in der Wüste. Die Pharaonen haben sie vor Jahrtausenden erbauen lassen, und ich wette meine Feluke gegen euer Lächeln, daß es auf der ganzen Welt keine größeren Bauwerke gibt. Diese Pyramiden sind die Grabstätten der alten Könige und Pharaonen – und sie sollen unermeßliche Schätze bergen.“

      „Das weißt du genau?“ fragte Hasard gespannt.

      „Ganz genau, Herr.“

      „Hast du sie selbst gesehen?“

      „Nein, Herr. Um sie zu erreichen, muß man den größten Strom des Kontinents hinaufsegeln. Doch das ist mit unglaublichen Gefahren verbunden.“

      Diesmal war sich der Seewolf ziemlich sicher, daß Ibrahim ihn anlog. Nicht, was diese Bauwerke betraf, die gab es vermutlich doch, und der Händler hatte sie auch schon gesehen, aber er stritt es ab, selbst schon einmal dort gewesen zu sein.

      „Und wie gelangt man dahin?“ fragte Hasard. Er ließ sich seine Erregung nicht anmerken, denn er spürte, daß er ganz dicht vor dem entscheidenden Geheimnis stand, das die Karten bargen.

      „Der Nil hat viele Arme“, sagte der Händler. „Ihr könnt in Dumyat hineinsegeln, in Rashid oder El Iskandariya, ihr werdet immer auf die Bauwerke stoßen, und sie werden euch ein Leben lang in Erinnerung bleiben.“

      „Ich kann mit diesem Schiff auf dem Nil segeln?“ fragte Hasard gespannt.

      „Ja, Herr. Natürlich braucht ihr viel Geschick und Mut. Ihr könnt bis zum ersten Katarakt segeln, bis zur Nilinsel Philae, vorbei an den Pyramiden, den Tempeln Echnatons, der Hathor, Karnak, Luxor, Theben. Ihr werdet den Tempel Amenophis’, den Tempel des Horus und den von Kom Ombo sehen. Dann geht es nicht mehr weiter, jedenfalls nicht mit eurem Schiff. Mit einem kleineren Fahrzeug könnt ihr weiter zum herrlichen Tempel der Göttin Isis oder des Ramses bis hinauf nach Abu Simbel zum zweiten Katarakt. Und damit ist der Nil immer noch nicht zu Ende und birgt Geheimnisse.“

      Was Hasard hier hörte, ließ ihn erschauern, und er war fast geneigt, dem Händler die Karten zu zeigen.

      Statt dessen aber fragte er: „Und woher weißt du das alles so genau?“

      „Man hört viel, Herr, und man verkehrt mit Leuten, die das alles ganz genau wissen. Es stimmt, was ich sagte. Ihr könnt euch davon überzeugen, nichts an der Geschichte ist übertrieben oder gar gelogen.“

      Hasard blickte nachdenklich auf die vielen Kostbarkeiten, die die Feluke in ihrem Innern barg. Sekundenlang spielte er wieder mit dem Gedanken, Ibrahim die Karten zu zeigen, doch ebenso schnell verwarf er diesen Gedanken wieder. Nein, die Karten sollte nur jemand sehen, der sein uneingeschränktes Vertrauen genoß, denn diesem Schlitzohr traute er nicht so richtig über den Weg.

      Sie sahen sich weiter um, fasziniert von den Kostbarkeiten, die Ibrahim