Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

Читать онлайн.
Название Seewölfe Paket 13
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954395026



Скачать книгу

die Gottheit darzubringen.“

      „Das ist natürlich auch gut möglich“, räumte der Kutscher ein. „Ich möchte noch einmal dort hinaufsteigen, Sir. Darf ich?“

      „Selbstverständlich“, sagte Hasard.

      „Ich begleite den Kutscher!“ rief Dan. „Mich interessieren die alten Säulen auch.“

      Hasard erlaubte auch das, und so stiegen Dan und der Kutscher wieder in die Felsen, während die anderen sich weiter um das Trinkwasser kümmerten oder den Minotaurus anstarrten.

      Smoky nahm ein paar Steine und legte sie hinter die Öffnung. Dabei grinste er über das ganze Gesicht.

      „Die Burschen werden staunen, wenn sie statt Gold nur Steine vorfinden“, sagte er. „Ganz sicher nehmen sie an, der Stiermensch habe sie betrogen und das Gold in Steine verwandelt.“

      „Falls sich überhaupt jemand darum kümmert“, meinte Gary Andrews. „Aber wenn, dann gibt das sicher ein Späßchen.“

      Was dieses Späßchen später allerdings für den räuberischen Sarazenen für Folgen haben sollte, das konnte sich keiner der Seewölfe ausmalen, denn sie kannten die Geschichte nicht.

      Als Dan und der Kutscher auf der Höhe des Steins waren, hob der Seewolf die Hand.

      „Dreht ihn wieder vorsichtig um“, sagte er, „damit die Grotte unsichtbar wird.“

      „Aye, aye, Sir.“

      Den großen Stein konnte ein Mann bequem allein drehen, wenn man den Punkt kannte, an dem man ansetzen mußte. Fast spielerisch schob sich das halbtonnenschwere Ungetüm herum.

      Weiter unten knirschte es leise, dann schwang das Bildnis langsam herum und glitt in seine ursprüngliche Lage zurück. Niemand sah ihm jetzt das verborgene Geheimnis an.

      In der rauhen Felswand befand sich das Bild eines Menschen mit aufgesetztem Stierkopf, weiter war nichts zu sehen.

      „Gehen wir da vorn am Wasser entlang“, sagte der Kutscher. „Wenn wir ein paar hundert Yards gelaufen sind, können wir die Ruinen besser erkennen und kehren wieder um.“

      „Wir können uns ruhig Zeit lassen, Kutscher, und in der Zwischenzeit kannst du mir noch mehr von den alten Sagen erzählen. Mich interessiert die Geschichte wirklich.“

      Der Kutscher seufzte.

      „Mit dir kann man reden, Dan“, sagte er ehrlich, „du bist aufgeschlossener als die meisten anderen. Die haben einfach keine Ader dafür. Unser Profos ist in der Beziehung ein richtiger Klotzkopf, und mitunter bin ich mir nicht sicher, ob er seine Worte ernst meint, oder ob er sich nur verstellt und mich verschaukeln will.“

      „Wenn er etwas nicht weiß, besteht seine Verlegenheit darin, es ins Lächerliche zu ziehen“, meinte Dan. „Vorsicht, Kutscher, geh nicht so dicht an die Klippen heran, da gibt es loses Gestein.“

      Links vor ihnen wuchsen die Felsen hoch auf, ähnlich wie an der Südküste Englands, und zwischen den Felsen gab es viele natürlich entstandene Buchten, aber auch tückische Untiefen.

      Der Kutscher wies nach einer Weile zur rechten Seite hinüber.

      Noch weiter im Landesinnern standen Überreste dorischer Säulen, von charakteristisch gedrungenen Proportionen ohne Basis. Die Schäfte der Säulen mündeten mit flachen Kannelüren direkt in den dicken Platten. Ein paar steinerne Quader lagen noch auf den Säulen, den Rest hatte die Zeit zerstört. Im Umfeld der Säulen war alles mit Trümmerbrocken übersät, und über vielen wuchsen schon Sträucher und Bäume.

      Noch etwas weiter zurückversetzt sah man das minotische Zeichen. Die Hörner des Stieres, die übergangslos aus den Trümmern wuchsen.

      „Das habe ich in den Büchern Doc Freemonts als Zeichnung gefunden“, sagte der Kutscher andächtig. „Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man dann wirklich und wahrhaftig davorsteht.“

      „Du hast schon viel gelesen, Kutscher, nicht wahr?“

      „Ja, das kann ich behaupten, und ich würde dir auch empfehlen, alles an Wissen in dich hineinzustopfen. Mitunter kann man darauf zurückgreifen und es gebrauchen.“

      Dan sann eine Weile darüber nach, dann nickte er. Sein Blick fiel nachdenklich durch einen schmalen Spalt zwischen zwei Felsen, und er konnte bis aufs Wasser sehen.

      Wie angenagelt blieb er stehen.

      „Was ist?“ fragte der Kutscher und blieb auch stehen. „Hast du einen Geist gesehen?“

      Dan O’Flynn legte den Finger an die Lippen.

      „Leise“, sagte er, „dort unten liegt ein Schiff in der kleinen Bucht. Wir sind also nicht allein.“

      „Ein Schiff?“

      „Ja, wir pirschen uns heran. Wenn wir die Felsen erreicht haben, können wir es besser sehen. Aber leise, sonst hört man uns. Und gib acht, daß sich keine Steine lösen. Von dort vorn haben wir einen vorzüglichen Beobachtungsplatz, ohne daß wir selbst gesehen werden.“

      Vorsichtig schlichen sie weiter, die letzten paar Yards bis zu den Felsen legten sie robbend zurück.

      Vergessen waren die minotischen Relikte. Weder Dan noch der Kutscher hatten jetzt einen Blick dafür. Was im Augenblick zählte, war nur das fremde Schiff, denn solange man nicht wußte, wen man vor sich hatte, konnte es eine ernsthafte Bedrohung sein.

      Sie erreichten die Stelle und blickten hinunter. Ihr Blick ging in eine felsige Bucht, nicht weit von den aufragenden Felsen ankerte ein Schiff.

      „Das ist ein Wrack“, flüsterte der Kutscher. „Da ist ja nicht viel heil geblieben, dem Kahn fehlen zwei Masten, und an Deck sieht es auch nicht gerade schön aus.“

      „Ja, die Tante scheint einen wüsten Sturm abgeritten zu haben. Aber an Deck ist niemand zu sehen, und ich höre auch keine Geräusche nach oben dringen.“

      „Was ist das für ein Schiff?“ fragte der Kutscher.

      „Das läßt sich schwer sagen. Der Bauart nach eine moderne Schebekke, aber sie erinnert mich auch an eine Feluke. Das ist so ein Mittelding wie – wie …“ Dan suchte nach einem passenden Vergleich, fand aber keinen.

      „Wie der Schwarze Segler ‚Eiliger Drache über den Wassern‘, eine Mischung aus Dschunke und Galeone, nur natürlich hier wieder ganz anders.“

      „Richtig, um einen Vergleich zu haben.“

      Dan suchte mit seinen scharfen Augen das Deck ab, und ihm wäre auch keine Bewegung entgangen, aber es gab keine Bewegung auf diesem Schiff, nichts, das auf Leben hindeutete.

      „Die Besatzung hat es verlassen“, meinte er nach einer Weile. „Aber sie haben es hier in die Bucht gebracht, sonst würde es nicht vor Anker liegen.“

      Dan robbte weiter um den Felsen herum, bis er einen noch größeren Überblick hatte und die gesamte Bucht überschauen konnte.

      „Merkwürdig“, sagte er mißtrauisch. „Das Boot ist an Bord, und trotzdem scheint sich niemand auf dem Kahn aufzuhalten. Verstehst du das, Kutscher?“

      „Ein Mittagsschläfchen werden sie um diese Zeit wohl kaum halten. Nein, das Schiff ist verlassen, Dan, sonst hätte sich ganz sicher schon jemand an Deck gezeigt.“

      „Wir beobachten es noch eine Weile“, sagte Dan.

      Er vergaß auch nicht, sich von Zeit zu Zeit umzudrehen. Es war ja nicht ausgeschlossen, daß sich ihnen jemand näherte.

      Aber alles blieb still und ruhig. Nur der Wind flüsterte in den Felsen, kräuselte das Wasser in der Bucht und jagte weiter aufs Meer hinaus.

      Nach einer Viertelstunde rührte sich da unten immer noch nichts.

      Dan O’Flynn hob einen faustgroßen Brocken auf und verließ sich auf seine guten Augen. In jedem Fall sah er einen anderen zuerst, bevor der ihn entdeckte, und so stand