Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 292 |
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Автор произведения | Davis J.Harbord |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954396894 |
So dicht wie die „Fidelity“ war bisher noch kein Schiff den Schiffbrüchigen um Pierre Servan gewesen. Und als sie zu ihrem Wendemanöver ansetzte, schwang sie noch näher heran.
Kein Mann dort an Bord kümmerte sich um die Schiffbrüchigen. Sie schauten alle zu ihrem Flaggschiff hinüber – der Galeone dieses hünenhaften, schwarzhaarigen Engländers mit den eisigen blauen Augen.
Auch die Männer um Pierre Servan hatten die Köpfe gehoben, je nach Temperament oder ihrem schiffbrüchigen Zustand entsprechend – verwundert, wütend, gleichgültig, auch ängstlich.
In diesem Moment begriff Pierre Servan, daß die „Fidelity“ – vielleicht – ihre Rettung sein konnte, so irrsinnig dieser Gedanke war. Aber die „Fidelity“ war der Strohhalm, an den man sich klammern konnte. Sie war zwar Feind, aber der grausamere Feind war die See, die noch jeden, aber auch jeden, ermordet hatte, der auf ihr ohne Schiff herumgeschwommen war. Sie ließ sich zwar Zeit, diese See, aber je länger man auf ihr schwamm, desto mehr zerbrach sie einen.
Sie liebte nämlich den zähen, saugenden Mord. Sie lauerte, um den Mord zu vollbringen. Dazwischen zermürbte sie. Die Kälte war das eine ihrer Mittel. Die Unmöglichkeit, Land zu erreichen, das andere. Mit ihrem dritten Mittel spielte sie je nach Laune. Dieses dritte Mittel war ihre Kraft – im Orkan war es ein tödliches Mittel, ein Zuschlagen mit nur einer Tatze, und dann war alles vorbei.
Zur Zeit tändelte die See mit ihren Opfern, die ihr gewiß zu sein schienen.
Aber da war der rettende Strohhalm, berechenbar, weil die englische Galone Sicherheit versprach, Sicherheit vor der mordenden See.
Und darum überfiel den Kapitän Pierre Servan der Gedanke, die „Fidelity“ entern zu können, zumal sich dieses Schiff dem Pulk der Schiffbrüchigen fast auf Spuckweite genähert hatte.
Ihr Heck schwang kurz vor der Gräting herum.
„Drauf!“ schrie Pierre Servan. „Es ist eure letzte Chance!“
Er hechtete im Wasser vor, und als er es tat, sah er noch aus den Augenwinkeln, daß ihm die Kerle links und rechts folgten. Wie Delphine schnellten sie sich auf das breite, aufragende Heck zu, das in der Mitte vom Ruderblatt und dem Ruderschaft geteilt wurde. Das Ruderblatt ragte mit seinem oberen Teil noch etwa einen Yard aus dem Wasser. Dort waren auch zwei Ketten, eine auf jeder Seite. Sie führten durch Gatts in das Spiegelheck.
Pierre Servan stieß an das Ruderblatt, bäumte sich aus dem Wasser auf, packte mit den Händen die Kette an Steuerbord, zog sich hoch, stemmte sich über die schwankende Kette, griff weiter nach oben zu dem Fingerling, der wie die anderen das Ruderblatt und den Ruderschaft mit dem Heck verband, und konnte sich jetzt hochhangeln, bis seine Füße auf der Kette Halt hatten. Über die anderen Fingerlinge nach oben hin konnte er hochklettern, als seien es Steigeisen.
Beim letzten Steigeisen – das stellte er flüchtig fest – brauchte er nur nach oben zu langen. Dort kragte die untere Galerie über das Heck hervor. Mit einem Klimmzug nach oben mußte das auch zu schaffen sein. Und dann war man auf der Heckgalerie – dem Sprungbrett zum Achterdeck. Das konnte man von achtern aufrollen, im Kampf Mann gegen Mann.
Und wer das Achterdeck eines Schiffes in Besitz nahm, der herrschte über die Decks davor, denn achtern war der Kommandostand.
Pierre Servan beugte sich keuchend nach unten und half dem nächsten Mann, die Kette zu erreichen. Drüben, dicht vor ihm, hatte sich ebenfalls ein Mann bis auf die Kette geschwungen – er hatte ein Messer quer in den Zähnen und blutunterlaufene Augen.
Jetzt schwankten sie zu dritt – zwei an Steuerbord, einer an Backbord – auf den Ketten, die sich verkürzten oder verlängerten, je nachdem, wie das Ruder gelegt wurde.
Der Kerl auf der Backbordseite neigte sich auch nach unten, um den nächsten nach oben zu ziehen.
Das klappte gar nicht mal so schlecht. Unten strudelte das Wasser vorbei. Und ein paar Kerle hatten ebenfalls das Ruderblatt erreicht, klammerten sich an ihm fest und starrten nach oben, um zu sehen, wie’s weiterging.
Pierre Servan exerzierte es ihnen vor. Er griff schräg über sich zur Unterkante der Galerie, umklammerte dort mit beiden Händen einen der Stützposten und zog sich nach oben, während er gleichzeitig die Füße seitlich hochschwang. Mit denen erreichte er den Zwischenraum zweier vorlicher liegenden Stützpfosten und verklemmte sie dort. So lag er waagerecht außen längs der unteren Heckgalerie, aber Sekunden später zog er die Beine an und hockte jetzt wie ein zusammengekrümmter Affe sprungbereit an dem Stützpfosten. Er brauchte nur noch hochzuschnellen und über die Balustrade zu flanken.
Drüben auf der Backbordseite des Ruders tat es ihm der andere Kerl – jener, der das Messer im Mund hatte – gleich. Jetzt hockten bereits zwei, bereit zum Hochschnellen, an den Galeriepfosten. Pierre Servan nickte dem anderen grinsend zu. Der grinste zurück, was fürchterlich aussah, weil er gleichzeitig das Messer mit den Zähnen festhalten mußte.
Pierre Servan blieb für weitere Betrachtungen keine Zeit mehr, denn jetzt turnten auf der Kette noch mehr Kerle herum und drängelten, um nach oben zu gelangen.
Er flankte über die Balustrade, wurde von einem der „Fidelity“-Mannen gesehen, der auf dem Achterdeck stand, und dieser Mann brüllte los und alarmierte die Reeves-Crew. Männer und Köpfe wirbelten zu ihm herum.
Und er brüllte: „Sie entern von achtern!“
Acht Kerle von Pierre Servan schafften es, die „Fidelity“ achtern zu entern.
Und dann war der Teufel los an Bord der „Fidelity“.
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