Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 290 |
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Автор произведения | Frank Moorfield |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954396870 |
„Nur langsam, Donegal“, erwiderte der Seewolf mit gedämpfter Stimme. „Erst müssen wir mal an den Suppenkessel heran. Am besten, wir teilen uns jetzt und bilden einen Kreis um das Lager. Damit können wir verhindern, daß uns jemand entwischt.“
„Aye, Sir“, brummte Edwin Carberry leise, „Entwischen lassen wir keinen. Schließlich haben wir die karierten Affenärsche sehr ins Herz geschlossen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wild ich darauf bin, das Rübenschwein do Velho wiederzusehen. Von unserem buckligen Freund Albert und dem liebreizenden blonden Engelchen Lucille ganz zu schweigen. Gerade der kleinen Kratzbürste wollte ich schon immer mal kräftig den Achtersteven versohlen.“
„Nichts da, Ed!“ ließ sich Old O’Flynn vernehmen. „Dafür habe ich mich bereits vormerken lassen. Auf der guten alten ‚Empreß of Sea‘ haben wir schließlich gelernt, wie man Wildkatzen zähmt …“
„Ho!“ unterbrach ihn Carberry. „Dann paß nur auf, daß sie dir nicht das Holzbein abschnallt und um die Ohren schlägt, du alter Lustmolch!“
Old Donegal Daniel O’Flynn blieb glatt die Spucke weg.
„Lustmolch!“ wiederholte er mit gewittrigem Blick. „Habt ihr das gehört? Lustmolch hat dieser alte Hurenbock zu mir gesagt! Da hört sich doch langsam …“
„Vielleicht könnt ihr eure hochgeistige Unterhaltung später fortsetzen!“ schaltete sich der Seewolf ein. „Mit Lustmolchen und Hurenböcken ist uns im Moment leider nicht gedient. Wenn unser Vorhaben beendet ist, könnt ihr euch immer noch darüber streiten, welcher der beiden Begriffe der ranghöhere Titel ist.“
Die Männer konnten nur mühsam ein lautes Gelächter unterdrücken. Doch die weiteren Befehle Philip Hasard Killigrews rissen sie rasch in die Wirklichkeit zurück.
Roger Brighton und Gustave Le Testu, die beiden Verletzten, wurden in einer Felsnische untergebracht. Die Zwillinge sowie Arwenack, der Bordschimpanse der Seewölfe, sollten ihnen dort für die Dauer der Aktion Gesellschaft leisten. Die anderen aber schwärmten aus, um die „Hochburg“ Yves Grammonts in die Zange zu nehmen.
2.
In der versteckten Bucht an der Südseite der Insel Mordelles herrschte Totenstille. Die Piratenschiffe, einschließlich der beiden gekaperten englischen Galeonen, lagen wie schlafende Ungeheuer im kabbeligen Wasser. Die Nacht war sternenklar, das Licht des Mondes verlieh der Wasseroberfläche einen silbrigen Glanz.
Ben Brighton und den Männern seiner Einsatzgruppe war es nach der Flucht aus den Felsengrotten gelungen, sich bis zur Ankerbucht durchzuschlagen und sich dort ein Boot zu schnappen, das auf dem schmalen Sandstreifen des Strandes gelegen hatte.
Auch das Entern der Schaluppe hatte bestens und reibungslos geklappt. Fünf Kerle waren von ihnen überwältigt, gefesselt und geknebelt und in eine der beiden achteren Kammern eingesperrt worden.
Als alles um sie herum ruhig blieb, gab Ben Brighton den Befehl, vorsichtig den Anker zu lichten. Das war auch geschehen.
Dann aber veränderte sich die Lage für die acht Seewölfe von einer Sekunde auf die andere. Noch bevor sie das Segel setzen konnten, trat das ein, was sie insgeheim befürchtet hatten.
Auf der „Louise“ und der „Coquille“, die ganz in der Nähe der Schaluppe vor Anker gegangen waren, mußten die Ankerwachen etwas bemerkt haben.
„He, was ist denn da drüben los?“ dröhnte plötzlich eine rauhe Stimme zu den Seewölfen herüber. Niemand konnte auf Anhieb unterscheiden, ob der Ruf von der „Coquille“ oder von der „Louise“, dem Flaggschiff Yves Grammonts, stammte. Aber das war im Moment auch unwichtig. Was jetzt zählte, war einzig und allein die Tatsache, daß man – wußte der Teufel, womit! – die Aufmerksamkeit der Ankerwachen erregt hatte.
Ferris Tucker versuchte zu retten, was noch zu retten war. Froh darüber, daß der Rufer sich der französischen und nicht der bretonischen Sprache bedient hatte, verstellte er seine Stimme und antwortete.
„Nichts ist los!“ rief er. „Wir haben gerade einige Ratten totgeschlagen und über Bord geworfen, das ist alles!“
„Ratten?“ war plötzlich eine andere Stimme zu vernehmen. „Seit wann veranstaltet man solchen Lärm, wenn man Ratten totschlägt?“
„Ach, plustert euch nicht so auf!“ rief Ferris Tucker, der einen Piraten mimte, zurück. „Ich hab dabei einen Weinkrug umgestoßen. Schade um das herrliche Gesöff!“
Offenbar waren die Kerle mit dieser Auskunft, die sich der rothaarige Schiffszimmermann aus den Fingern gesaugt hatte, nicht ganz zufrieden. Zumindest ließ das plötzliche Stimmengewirr auf den Piratenschiffen darauf schließen.
„Verdammt, die Burschen sind argwöhnisch geworden“, sagte Ben Brighton. „Wahrscheinlich haben sie die Geräusche gehört, die die Ankertrosse von sich gegeben hat. Leider hat dieser Mistkahn kein Spill, sonst wär’s weniger laut gegangen.“
„Das nutzt jetzt alles nichts“, sagte Big Old Shane verbissen. „Wenn die Franzmänner Ferris’ Story nicht schlucken, werden wir gleich eine Menge Ärger kriegen.“
„Du hast recht, Shane“, sagte Ben Brighton in seiner ruhigen, bedächtigen Art. „Wenn es Stunk gibt, müssen wir so schnell wie möglich das Segel setzen, damit wir Abstand gewinnen. Dan, Batuti, Paddy und Jack – das ist eure Aufgabe. Die anderen werden, falls nötig, Feuerschutz geben. Gut, daß wir zumindest die Waffen griffbereit haben.“
„Vielleicht ist außer den Ankerwachen niemand weiter da drüben“, meinte Dan O’Flynn.
Aber Ben war skeptisch.
„Mag sein, daß nur ein kleiner Teil der Besatzungen an Bord ist, aber mehrere Männer sind es auf jeden Fall, das merkt man schon an den Stimmen.“
„Und wenn schon“, sagte Jack Finnegan. „Wenn sich die Schnapphähne die Finger verbrennen wollen, dann sollen sie es nur versuchen.“ Der hagere und sehnige Mann war zuversichtlich.
„Sollen wir nicht gleich das Segel setzen, Sir?“ fragte Paddy Rogers.
„Nein, wartet noch“, entschied Ben Brighton. „Wir wissen noch nicht genau, ob sie sich mit Ferris’ Antwort zufriedengeben. Außerdem haben sie unseren Kahn bestimmt noch im Auge.“
Darin sollte er sich nicht getäuscht haben.
„He, ihr da drüben!“ meldete sich wieder die rauhe Stimme, die von der „Louise“ zu ertönen schien. „Wie heißt ihr? Nennt eure Namen!“
„Zum Teufel!“ entfuhr es Ferris Tucker leise. „Jetzt haben sie uns am Wikkel.“ Hinter seiner Stirn jagten sich die Gedanken. Woher sollte er plötzlich die Namen der niedergeschlagenen Piraten wissen? Blitzschnell fragen konnte man sie nicht. Erstens waren sie in der Piek, und zweitens weilten sie mit allergrößter Wahrscheinlichkeit noch im Reich der Träume. Wenn er auf gut Glück irgendwelche Vornamen nannte, konnte das sehr leicht in die Binsen gehen. Doch dann fiel ihm der Kerl mit dem dicken Bauch und den hervorquellenden Augen ein, der ihnen in der Burgruine in der Nähe von Concarneau in die Hände gefallen war.
„Ich bin Arzot“, rief er, „und mein Nebenmann heißt Norman! Er ist einer von den Engländern, die mit Terry zu uns übergelaufen sind.“ Er fühlte sich plötzlich erleichtert, weil ihm wenigstens diese fadenscheinige Ausrede eingefallen war.
Dennoch trennten sich jetzt die Geister.
„Der Kerl lügt!“ brüllte ein anderer Pirat. „Arzot ist an Land, das weiß ich genau!“
„Dreckskerl!“ zischte Ferris. „Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben.“
Weiter gelangte er nicht, denn seine Legende war nun endgültig geplatzt. Die