Название | Seewölfe Paket 14 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397723 |
„Ferris Tucker, gebürtig aus Cornwall. Redet mich bloß nicht mit Sir an. Auch nicht mit Mister Tucker. Ich heiße Ferris.“
„Danke, Ferris“, sagte Jack Finnegan.
Tucker blickte dem bulligen Rogers ins Gesicht. „Und du?“ Er drückte Finnegans Hand, dann bot er seine Rechte auch Rogers an. „Sprichst du nie ein Wort?“
„Selten“, erwiderte Paddy Rogers. Dann aber grinste er und packte Ferris’ Hand. Dieser staunte nicht schlecht, als der Kerl sie ihm fast zerquetschte.
„Nicht schlecht“, sagte er. „Für zwei Schiffbrüchige seid ihr noch ganz schön beisammen. Wie wär’s, wenn wir hier jetzt erst mal verschwinden? Ihr seid doch lange genug hier gewesen, oder?“
Die beiden entgegneten darauf nichts, denn von unten tönten jetzt die übelsten Flüche herauf, und jemand schlug mit einem der Riemen nach den Haien, die das Boot anzugreifen versuchten.
„Ihr Kakerlaken! Ihr triefäugigen Seegurken! Wollt ihr wohl abhauen? Ich zieh euch die Haut in Streifen von euren Affenärschen, wenn ihr nicht sofort anbraßt und abzieht!“
„Himmel“, sagte Finnegan. „Wer ist denn das?“
„Das ist Edwin Carberry, der Profos der verschütteten ‚Isabella‘ “, erklärte Ferris stolz. Er blickte über den Rand der Plattform in die Tiefe und grinste. „Los, entert mit ab, die Luft ist rein. Ed hat die Haie tatsächlich verjagt. Na los, bewegt euch. Den Rest erzählen wir uns im Boot und dann an Bord der ‚Mercure‘.“
Als sie in der Jolle saßen und zurück zur Galeone pullten, richtete sich Jack Finnegan plötzlich hoch auf und fragte: „He, Ferris Tucker und Edwin Carberry – jetzt geht mir ein Licht auf! Ihr gehört zu der sagenhaften Crew von Philip Hasard Killigrew, dem Seewolf, nicht wahr?“ Plötzlich packte er seinen Freund und schüttelte ihn. „Mann, Paddy, wach doch auf, sag was! Das sind die berühmten Arwenacks, die Helden der englischen Nation!“
„Trag bloß nicht zu dick auf“, sagte der Profos grollend, aber er war insgeheim doch mächtig stolz, solche Worte zu hören.
Finnegan und Rogers sollten fortan absolute Parteigänger von Ferris Tuckers Gruppe sein und sie um ein eisernes Glied verstärken. Bessere Kameraden konnte man sich nicht wünschen, das ging auch Ferris, Ed, Stenmark, dem Kutscher, Blacky, Jeff, Bill und Luke schon nach kurzer Zeit auf – und auch Delamotte hatte keinen Grund, sich über seine neuen Passagiere zu beklagen.
Die „Mercure“ nahm die Bootsbesatzung über, die Jolle wurde wieder an Deck geholt, und kurze Zeit später segelte die Galeone weiter westwärts.
Fünf Stunden später sollte ihr die spanische Galeasse „San Antonio“ folgen, doch das ahnte zu diesem Zeitpunkt an Bord der „Mercure“ noch keiner …
1.
Die See war glatt wie seit Stunden. Über Juan de Faleiros Geiergesicht huschte ein befriedigtes Grinsen, als er mit der rechten Hand die Seekarte glattstrich, auf der er den Kurs verzeichnet hatte, den die französische Galeone „Mercure“ aller Wahrscheinlichkeit nach segeln würde.
Das dumpfe Pochen der Trommel, mit dem der Zuchtmeister den Takt für die Ruderer angab, klang wie Musik in seinen Ohren. Die „Mercure“ würde bei dieser Windstille nicht eine Seemeile am Tag segeln, er dagegen konnte mit seinen einhundertsechzig Rudersklaven in vierundzwanzig Stunden fast zweihundertvierzig Seemeilen zurücklegen.
Als sie aus dem Hafen Damiette ausgelaufen waren, hatte der Wind aus Norden geblasen, also würde die „Mercure“ Westen zum Norden steuern, damit sie Luvraum gewann, den sie brauchte, um Cyrene, die Spitze der Cyrenaika zu passieren und die Straße von Sizilien anzulaufen.
Juan de Faleiro wußte, daß er mit seiner Galeasse eindeutig im Vorteil war. Er konnte segeln und rudern. Mit den vierzig Riemen, die von je vier Ruderern bedient wurden, war er nicht auf günstigen Wind angewiesen. Nur bei heftigem Seegang, wenn es unmöglich war, die Riemen im Gleichklang durch das aufgewühlte Wasser zu peitschen, war er im Nachteil. Aber danach sah es zum Glück nicht aus.
In Juan de Faleiros kleine, stechende Augen trat ein gemeines Glitzern, als er daran dachte, was er mit den Engländern anstellen würde, wenn er sie in die Finger kriegte. Die Wut fraß ihn jedesmal auf, wenn er an die Schmach zurückdachte, die ihm diese Höllensöhne beigebracht hatten.
O ja, er erinnerte sich an jede Einzelheit, als ob es gestern erst geschehen wäre!
Er sah noch den jungen Burschen, den er hatte zwingen wollen, seinen eigenen Kameraden auszupeitschen. Der verdammte Kerl hatte statt dessen den Aufseher mit seiner Eisenfessel niedergeschlagen, einen der Seesoldaten mit einem Tritt vom Laufgang zwischen die Ruderbänke befördert und einem dritten die Muskete entrissen. Und dann – ja, dann hatte er noch das Mündungsfeuer und die Pulverdampfwolke gesehen, die aus der Mündung der Muskete hervorgequollen waren. Ein harter Schlag wie von tausend Nadeln gleichzeitig hatte ihn auf der Brust getroffen. Er hatte sich selbst schreien hören, dann war sein Bewußtsein von einem Augenblick zum anderen ausgelöscht gewesen.
Juan de Faleiro zitterte am ganzen Körper. Die Erinnerung brachte ihn fast um den Verstand. Er dachte daran, daß er ein paarmal mit dem Gedanken gespielt hatte, Schluß zu machen mit dem Leben, nachdem die spanische Marinebehörde ihn zum Sündenbock gestempelt und ihm den Verlust der Silbergaleone „San Mateo“ angelastet hatte, die von den Engländern gekapert und nach England entführt worden war.
Seine Verwundung war geheilt, nicht aber sein Haß auf die Engländer, die dafür verantwortlich waren, daß er immer noch im Mittelmeer stationiert war und eine Galeasse befehligte, statt, wie es ihm zustand, eine Kriegsgaleone zu führen.
Es war wie ein Schlag für ihn gewesen, als er im Hafen von Damiette diesen Schlachtruf „Arwenack“ gehört hatte, der ihm seit Jahren in seinen Alpträumen in den Ohren hallte. Und als er erkannt hatte, daß es dieselben Engländer von damals waren, die an Bord der „Mercure“ gingen, hatte für ihn festgestanden, daß die Zeit der Rache angebrochen war. Er hatte sofort Befehl zum Auslaufen gegeben, und er war fest entschlossen, das französische Schiff bis in den Atlantik zu verfolgen, um der verfluchten Engländer habhaft zu werden, die ihn in seinen bösen Träumen quälten und ihm keine Ruhe ließen.
Juan de Faleiros Kopf ruckte von der Karte hoch, als das dumpfe Pochen plötzlich abriß. Er hörte laute Stimmen über sich und sprang fluchend auf. Deutlich spürte er, daß die Riemen die Galeasse nicht mehr vorwärtsrissen. Mit ein paar Sätzen war er an dem Niedergang, der von seiner Kammer hinauf auf die achtere Plattform führte. Schnell wie eine Ratte huschte er hinauf und rannte oben fast seinen Ersten Offizier um.
„Was ist hier los, Señor Valencia?“ brüllte er aus Leibeskräften. Sein Geiergesicht mit den stechenden, dunklen Augen und den messerrükkendünnen Lippen war dunkelrot angelaufen. Die Perücke saß etwas schief auf seinem Glatzkopf. Er bot einen erheiternden Anblick, dennoch wagte niemand auch nur den Anflug eines Grinsens.
Jesus Valencia trat einen Schritt zur Seite, so daß der Blick für den Kapitän auf den Laufgang zwischen den Duchten frei wurde. Der Erste Offizier hatte die Lippen fest aufeinandergepreßt, als er mit der ausgestreckten Linken auf vier Rudersklaven wies, die zusammengebrochen waren.
Einer der Aufseher, die mit langen Lederpeitschen auf dem Laufgang patrouillierten, holte nach einem kurzen Nicken de Faleiros mit seiner Peitsche aus und ließ sie auf die Rükken der beiden Ruderer an dem dritten Steuerbordriemen klatschen. Die beiden zusammengebrochenen Männer gaben nicht einmal einen Schmerzenslaut von sich. Einer versuchte, sich noch einmal aufzurichten und mit den beiden anderen Ruderern, die mit ihm zusammen auf der Ducht saßen,