So wird man Rockstar und Millionär. Gene Simmons

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Название So wird man Rockstar und Millionär
Автор произведения Gene Simmons
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783854454748



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wie und warum, kam ich auf die Idee, den Berg Karmel zu erklimmen, Kaktusfrüchte zu pflücken und sie den heimkehrenden Menschen in den Bussen zu verkaufen, die in unserem Wohnort Tiraat HaCarmel den letzten Halt einlegten. Ich entschied mich dafür, das Geschäft mit einem Partner aufzuziehen, und wählte dafür meinen Freund Schlomo, einen marokkanischen Jungen meines Alters, aus, der unter uns wohnte.

      Daraus leitete sich eine weitere wichtige Lektion für das Leben ab. Oftmals ist man nicht in der Lage, alles allein zu bewerkstelligen, und so muss man sich mit aller Vorsicht einen geeigneten Partner aussuchen. Die Wahl des richtigen Partners ist eine sehr wichtige Entscheidung und kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Die ausgewählte Person sollte auf jeden Fall das gleiche Arbeitsethos haben.

      Schlomo und ich verbrachten den ganzen Tag damit, auf dem Berg Karmel Kaktusfrüchte zu ernten und diese dann zum Bushalteplatz runter zu schleppen. Wir legten die Früchte in einen mit Eis und Wasser gefüllten Bottich, den wir uns vom örtlichen Lebensmittelhändler geliehen hatten, und verkauften sie an die von der Arbeit kommenden Leute.

      Sowohl Schlomo als auch ich verspürten das Gefühl, ein Ziel zu verfolgen, und Stolz. Wir hatten den Eindruck, etwas Wichtigem nachzugehen. Uns war nicht klar, dass es sich um eine geschäftliche Unternehmung handelte. Wir hätten gar nicht gewusst, was der Begriff bedeutet. Aber wir spürten, dass wir durch harte Arbeit möglicherweise etwas verdienen konnten. Und das war eine aufregende Vorstellung: Geld verdienen!

      Ist es auch immer noch!

      Nach einem Tag harter Arbeit fanden wir fasziniert heraus, ganze zwei Dollar gemacht zu haben. (Ich vereinfache die Summe, um euch die Umrechnung vom israelischen Schekel zu ersparen, der damaligen Währung.) Bis auf das „Schweiß-Kapital“ – also die Arbeit, die wir investierten – hatten wir praktisch keine Kosten. Und somit stellten die zwei Dollar unseren Nettoprofit dar. Wir teilen die Summe, womit mir also ein Dollar blieb. Man muss sich daran erinnern, dass 1956 ein Dollar schon ein stattliches Sümmchen bedeutete. Heutzutage wären zehn Dollar das Äquivalent, abhängig davon, wie man die Inflationsrate und den Wechselkurs rechnerisch justiert.

      Zurück in meine Kindheit: Langsam wurde es dunkel. Schlomo und ich brachten den Bottich zurück und kletterten schleunigst zu unserem Haus hinauf. Auf dem Weg hielten wir bei einem Eiskaffee, wo ich mir für zwei Cents ein riesiges Eishörnchen gönnte. Bis heute kann ich mich lebhaft an den Geschmack erinnern. Es war das köstlichste Eishörnchen meines Lebens, da ich es ganz allein von meinem Geld gekauft hatte. Nichts schmeckt besser als etwas, das man sich verdient hat. Und die Hosentasche war immer noch mit Münzen prall gefüllt.

      Als ich zuhause ankam, fand ich Mutter völlig aufgelöst vor, denn ich hatte mich den ganzen Tag nicht sehen lassen. Ich nahm die Münzen aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Plötzlich klagte sie nicht mehr darüber, welche Sorgen sie sich gemacht hatte. Ihr verblüffter Gesichtsausdruck wird für immer und ewig in meinem Bewusstsein eingebrannt sein. Sie legte mit weit aufgerissenen Augen die Hände auf den Mund, drückte mich ganz fest und sagte in einem Mischmasch aus Ungarisch und Hebräisch: „Das ist mein kleiner Mann.“

      Obwohl meine Hände, die Arme und das Gesicht von den Stichen der Kakteen schmerzten, erkannte ich in diesem Moment, dass Arbeit etwas Gutes war. Aus Arbeit resultierte Geld. Arbeit und Geld bedeuteten Essen. Arbeit und Geld bedeuteten Glück.

      Und das war die grundlegendste Lektion des Kapitalismus, die ich jemals lernte, obwohl ich damals noch viel zu jung war, um sie zu verstehen. Ich wusste lediglich, dass ich Stolz verspürte. Auch Mama war stolz. Und ich hatte eine riesige Eiscremetüte gegessen, die ich mir selbst verdient hatte.

      Im Schweiße deines Angesichts, die Frucht deiner Arbeit – oder Worte, die einen ähnlichen Sinn ergeben! Sie stehen in einem Buch, das meine Vorfahren schrieben. Es ist der größte Bestseller aller Zeiten. Möglicherweise hast du schon einmal davon gehört: Es nennt sich die Bibel.

      Mit Me, Inc. habe ich meine eigene Bibel verfasst. Eine Bibel, die dir hoffentlich hilft. Eines Tages wirst du deine eigene schreiben.

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      „Für das Unternehmertum gibt es kein großartigeres Land auf der Welt als die USA. In jeglicher Hinsicht, von der Hightech-Welt Silicon Valleys, wo ich lebe, über die Forschungs- und Entwicklungslaboratorien der Universitäten bis hin zu den unzähligen Inhabern kleinerer Geschäfte in einer Fußgängerzone nehmen Amerikaner Risiken auf sich, öffnen sich neuen Ideen und – was am wichtigsten ist – sorgen für Arbeitsplätze.“

      ERIC RIES

      (Unternehmer aus Silicon Valley, dem der Verdienst zugeschrieben wird, als Pionier die mit minimalem Aufwand initiierte Start-up-Bewegung angestoßen zu haben.)

      1958, als ich achteinhalb Jahre alt war, saß ich mit meiner Mutter in einem Flugzeug Richtung New York. Mein Onkel Joe hatte uns die Tickets für den Flug in die USA zukommen lassen. Mutter erklärte, dass ich mir keine Sorgen machen solle, denn schon nach zwei Zwischenlandungen würden wir aussteigen.

      Es war mein erster Flug in einer viermotorigen Propellermaschine der El Al Israel. Wie sich herausstellte, wurde es ziemlich turbulent, und ich musste mich übergeben. Allerdings war ich gleichzeitig überrascht und erfreut, dass man einfach so dasitzen konnte und Stewardessen das Essen reichten. So etwas hatte ich noch nie erlebt.

      Ich liebe immer noch den Service bei Flugreisen.

      Nachdem wir auf dem LaGuardia Airport gelandet waren, beeindruckten mich die unglaublichen Dimensionen von allem, was ich sah. In den USA schien wirklich alles größer zu sein, was meine Vorstellungskraft überstieg: die Gebäude. Die Autos. Die Essensportionen. Die Größe der Menschen. Es war einfach alles riesig.

      Nach unserer Ankunft zogen wir in den Keller des Hauses meiner geliebten Tante Magda und von Onkel Larry in Flushing, Queens. Onkel Harry war der Bruder von Mum. Mich beeindruckte der mit Nahrungsmitteln gefüllte Kühlschrank. Stell sich das einer vor. Es war kein Restaurant, doch trotzdem besaßen sie einen mit Essen gefüllten Kühlschrank. Ich hatte bisher noch nie so ein Ding gesehen. Sie besaßen ein eigenes Haus, ein Auto, ein Fahrrad und einen bis oben hin gefüllten Kühlschrank – unglaublich.

      Ich lernte damals auch Cocoa Marsh kennen, einen Schokoladensirup, den ich augenblicklich liebte. Noch mehr verblüffte mich ein großes Glas Marmelade. Als Tante Magda mein ehrfurchtsvolles Starren bemerkte, gab sie mir einen Löffel und sagte auf Ungarisch: „Na los, probier schon.“ (Sie sprach kein Hebräisch, und ich war des Englischen nicht mächtig.)

      Ich dachte, dass sie gemeint habe, dass ich alles essen dürfe, und so verputzte ich mit einem Löffel das ganze Glas.

      Meine Cousinen Eva und Linda, Tante Magda, Onkel Harry und meine Mutter konnten sich vor Lachen kaum halten. Ich wusste nicht, warum. Ich hatte in meinem jungen Leben noch nie etwas so Köstliches gegessen.

      Und da gab es noch Wonder Bread. Lieber Gott – wie ich das Brot liebte. Für mich schmeckte es wie Kuchen. Oft aß ich es ohne einen Belag. Und nachdem ich erst mal Ketchup entdeckt hatte, gab es kein Halten mehr! Ich verschlang Ketchup-Sandwiches, die aus einem riesigen Klecks Ketchup zwischen zwei Scheiben Wonder Bread bestanden. Überall musste Ketchup drauf: Auf Thunfisch, auf Rühreier, einfach auf alles. Ich mache das noch immer.

      Tante Magda und Onkel Harry erlaubten mir und Mutter zwei Jahre lang, in ihrem Keller zu wohnen. Ich werde ihnen auf immer und ewig dankbar sein. In dieser Zeit erlebte ich vieles zum ersten Mal: ein Fahrrad zu fahren, meine Zähne zu putzen und in einem geschlossenen Raum in einer Wanne zu baden. Und zum ersten Mal im Leben saß ich auf einer Toilette. Damals zeigte man mir auch Toilettenpapier. Ich musste mir nie mehr den Hintern mit Lumpen abputzen. Als ich das Klopapier zum ersten Mal benutzte, warf ich es in den Papierkorb, denn ich wusste nicht, dass man es die Kloschüssel runterspülte.

      Jeder Tag entwickelte sich zu einer aufregenden Erfahrung. Die Straßen waren voller Autos und Menschen. Die Häuser standen alle in einer geraden und ordentlichen Linie. Jeder schien glücklich und wohlgenährt zu sein. Hier schien es völlig normal zu sein, Kids meines Alters