Название | Reisch un berümp! |
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Автор произведения | Reiner Hänsch |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862870769 |
„Naja, Alex’ Papa war mal Schlagzeuger in ’ner Skiffleband und die Instrumente stehen noch da im Keller.“
Alex’ Papa ist vor einiger Zeit einfach abgehauen. Nach Spanien. Macht angeblich Musik in ’ner Strandbar und ist pleite. No tengo dinero!
„Skiffle!“, sagt Walter ehrfürchtig oder nachdenklich, verzieht den Mund und nickt bedächtig.
Skifflebands sind so witzige Bands, die teilweise auf selbstgebauten Instrumenten spielen, die aus Sachen gemacht werden, die mit Musik gar nichts zu tun haben. Also Eimer, Tonnen oder sogar Gießkannen oder so was. Richtige Schrottbands also.
Und ich habe mir aus dem Nachlass von Alex’ Papa ein sechssaitiges Schepperbanjo gefischt. Ja, ich weiß, ein Banjo gehört natürlich nicht unbedingt in eine Rockband, nein, … es ist eigentlich sogar das Gegenteil von Rock, aber was soll ich machen?
„Kann schon ’n paar Akkorde und ’n paar gute Songs. Ich bin auch der Sänger unserer Band“, berichte ich ihm stolz. Ich plaudere mit ihm wie mit einem alten Freund. Als ob ich ihn schon ewig kennen würde. „Alex ist unser Drummer und Abi spielt Bass. Naja, es ist kein richtiges Schlagzeug, mehr so ’n Haufen Klappergerümpel und ein Waschbrett, und Abis Bass ist eigentlich nur ’n Eimer.“
„Wos, an Eimer?“
„Ja, ein Eimer“, antworte ich resigniert. Da hat nämlich jemand auf einem umgedrehten Speisfass – das sind so dicke Gummikübel, in denen die Maurer ihren Mörtel anrühren - einen Besenstiel befestigt und eine dicke Nylonwäscheleine drangespannt. Wenn man an der Leine zupft und dabei den Besenstiel biegt, kommen echt tiefe Töne aus dem Kübel. Nichts Genaues natürlich, aber tief sind sie auf jeden Fall.
„Naja, ein richtiger Bass wär’ schon besser und besonders cool sieht’s auch nicht aus mit dem Eimer, aber wir haben nichts anderes. Richtige Instrumente kosten Geld und dafür arbeiten wir. Die beiden bei Winterscheid an der Tankstelle und ich … ich muss jetzt mal sehen.“
„So, so“, sagt Walter Knoche und nickt ernsthaft dazu.
„Kennen Sie Sodom Terror, Herr Knoche?“
„Saudumm Terror? Na, kenn i net“, sagt er und schüttelt energisch den Kopf.
Naja, kann er auch nicht kennen.
Sodom Terror ist unsere absolute Lieblingsband. Rock. Knallhart. Der Sänger hat so eine ähnliche Gitarre, wie die hier im Schaufenster er macht immer so gefährlich damit herum, sticht Löcher in die Luft und schreit irgendwas ins Mikro, das sich anhört wie „Warzen abmähen!“ Echt Hammer!
Unser Englischlehrer, Herr Echtermann, den ich mal mutig danach gefragt habe, meint, es müsse wohl „What’s on up, man“ oder so ähnlich heißen, also, so was wie „Was ’n los, Mann?“. Ganz genau wüsste er’s aber auch nicht. Der Sänger würde leider so undeutlich rumbrüllen. Lächerlich. Na, egal. Echtermann hat eben keine Ahnung. Auf jeden Fall sind Sodom Terror richtig gut.
„Von denen spielen wir auch was.“
„Soso“, sagt er und kratzt sich am Bart. „Ihr müsst’s eig’ne Lieder mach’n“, sagt er dann und sieht mich dabei eindringlich an. „Net nur des Zeugs von de andern nachspiel’n. Do wird ma net berühmt.“
Ah, so. Da hat er natürlich Recht. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Reich und berühmt. Das wollen wir natürlich auf jeden Fall werden.
Und dann plappere ich weiter. Irgendwie habe ich so das Gefühl, dem Mann kann ich alles erzählen. Der versteht mich.
„Hab’ früher selbst amol g’spielt“, sagt er dann plötzlich. „Is’ aber scho lang her.“
Es entsteht eine kleine Pause und er hängt einen Moment seinen Gedanken nach. Dann schüttelt er den Kopf, sagt laut „Ach!“ und winkt wieder mit der rechten Hand ab.
„Und du wollt’st die Gitarr’n also kauf’n“, brummt er dann nachdenklich. „Mmmh.“
„Ja, das wollte ich, aber ohne Geld ….“
„Mmmh“, brummt er noch mal und da fällt mir beim Blick auf meine Micky-Maus-Uhr mit dem in der Mitte gesprungenem Glas, wo immer um halb der große Zeiger hinter verschwindet, ganz heiß ein, dass ich jetzt aber dringend nach Hause muss. Es ist ja ganz schön spät geworden.
„Oh, ich muss jetzt los, Herr Knoche. Tut mir leid. Vielen Dank und Tschüss!“
„Ja, dann lass di wieder amol seh’n“, meint er und hängt die Gitarre mit viel Gestöhne wieder ins Fenster.
„Mach ich. Bestimmt.“ Dann bin ich raus.
Fast.
„Tach, Till!“
Der Dorfsheriff, Uwe Hartkötter, steht plötzlich breitbeinig vor mir und will gerade Knoches Laden sehr amtlich betreten, wie mir scheint.
„Ah, Tag, Herr Hartkötter.“
„Wat machs’ du denn hier? Hier soll jeschoss’n word’n sein. Du hass’ doch wohl nix damit zu tun?“, sagt er und sieht mich listig an. „Einen etwa fünfzehnjährigen Jungen soll man erschoss’n oder wenigstens schwer verletzt hab’n. Bis’ du dat?“ Dabei zieht er seine linke Augenbraue hoch, öffnet etwas dümmlich den Mund, als ob da noch etwas kommen würde und starrt sehr intensiv auf mein Pflaster an der Stirn.
„Ich bin nicht erschossen worden, sehen Sie ja, und das da ist nur ’n Kratzer. Also, es war so … äh …“
Aber die ganze Geschichte mit den Schliepers und so würde zu viel für ihn sein. Das würde dauern, vielleicht begreift er’s gar nicht und wahrscheinlich würde er mich noch mit auf seine Wache nehmen, um ein blödes Protokoll zu machen. Und das alles würde meinen Ärger mit den Schlieperbopys sowieso nur vergrößern. Also sage ich ihm nur: „Wir haben bloß Sylvesterknaller getestet. Herr Knoche und ich. Müssen ja funktionieren, wenn’s dann soweit ist“, und hoffe, ihm die Angelegenheit damit erklärt zu haben.
„Sylvästerknaller tästen, ja klar“, meint er nun, zieht die rechte Augenbraue auch noch hoch und grinst wissend. „Na, da woll’n wir doch mal selber seh’n, wat hier eigentlisch los is’.“
Und mit diesen endgültigen, hochpolizeilichen, amtlichen Worten stiefelt er dann in den Laden. So ein Fuck, denke ich, jetzt bekommt Knoche auch noch Ärger wegen mir. Welchen Ärger ich gleich bekommen soll, ahne ich da allerdings noch nicht.
3
Keine Faxen mehr
„TILLMANN! Wat is’ denn mit dir passiert? Um Jottes willen! Du siehs’ ja AUS! Jetz’ erzähl doch mal!“ Mama Sabine ist entsetzt.
„Ja, also …“
Tja, alles kann ich ihr natürlich nicht erzählen. Sie würde vor lauter Sorgen sterben. Ich beschließe also, auf jeden Fall nichts vom Knoche zu sagen, denn den finden meine Eltern auch sehr seltsam, das weiß ich. Und von den Schlieperboys will ich ihr auch nichts erzählen und von der Gitarre schon gar nicht. Eigentlich finden sie’s ja gut, dass ich Musik mache. Deswegen ja auch der Klavierunterricht.
Aber eine Gitarre? Elektrisch?
Wenn meine Eltern wüssten, dass ich mein Geld dafür ausgeben will, dann würden sie glatt ausrasten, und ich weiß genau, dass sie dabei an Sodom Terror denken, die sie schon mal versehentlich im Fernsehen in einem Videoclip gesehen haben. Meine Mutter hat dann ganz entsetzt und angewidert auf einen anderen Sender geschaltet. So, wie sie’s immer macht, wenn sich plötzlich beim ’Traumschiff’ oder beim ’Gebirgsdoktor’ doch noch völlig unerwartet eine Sexszene androht. Dann gibt’s immer irgendwie auf einem anderen Sender „doch bestimmt noch was Besseres“. Ganz hektisch schaltet sie dann um und macht dann meinen armen Papa an, der mal wieder nichts gemerkt hat. „Dieter, also wirklisch! Ts, ts, ts!“
Wie