Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740980542



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nein, mit dem würde ich kein Wort mehr wechseln!«

      Und über all das hatte Michaela dann die halbe Nacht nachgegrübelt. Irgendwann war sie dann doch eingeschlafen, so dass sie wenigstens noch ein bisschen Schlaf bekommen hatte.

      Nachdem sie sich nun gewaschen und angezogen hatte, ging sie noch einmal hinunter ins Arbeitszimmer ihres Vaters. Sie wollte noch ein letztes Mal die Unterlagen durchsehen, um ganz sicher zu gehen, dass sie nichts übersehen hatte, was den Hof vielleicht doch noch retten könnte.

      Und dann, wenn sie nichts gefunden hatte (wovon sie ausging), würde sie Silvia Leutner anrufen, um einen Termin mit ihr zu vereinbaren.

      *

      Am Vormittag half Pfarrer Trenker der Bender-Rosi bei der Gartenarbeit. Die Rosi hatte einen großen Kräutergarten, der gut gepflegt werden musste, und zu zweit ging diese Arbeit einfach schneller.

      »Meinen S’ net, dass Sie sich im Moment etwas viel zumuten?«, erkundigte der Pfarrer sich, als sie eine Pause machten. In der Tat fand er, dass die ältere Frau in der letzten Zeit viel mehr arbeitete, als gut für sie war. »Vielleicht sollten S’ mal ein bisserl kürzer treten.«

      Aber die Rosi winkte ab. »Kommt net in Frage, Herr Pfarrer. Schauen S’, der Ludwig fällt schon aus, und alles können die Burschen auch net allein machen. Die müssen sich doch ohnehin schon nach was Neuem umsehen, es kann ja keiner sagen, wie lange wir den Hof noch haben. Und außerdem…« Sie stockte kurz. »Ja, wissen S’, mir tut die Arbeit auch ganz gut, weil s’ mich ablenkt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

      Sebastian Trenker nickte. Er konnte sich schon vorstellen, dass die Rosi immer sofort ins Grübeln geriet, sobald sie mal fünf Minuten tatenlos war. »Das verstehe ich schon«, sagte er deshalb auch. »Aber verdrängen ist auch keine Lösung«, fügte er noch hinzu.

      Energisch winkte die Rosi ab. »Ach was, ich verdräng’ doch nix, Herr Pfarrer. Glauben S’ mir, ich hab’ mich längst damit abgefunden, dass der Ludwig und ich net hier auf dem Hof alt werden, sondern dass wir uns wohl eine Wohnung oder ein Häuschen im Ort suchen müssen. Da mach’ ich mir nix mehr vor, darauf können S’ sich verlassen.« Sie seufzte nachdenklich. »Es macht mich halt bloß alles doch recht traurig. Vor allem für den Ludwig tut’s mir leid. Schließlich hab’ ich all die vielen Jahre täglich aufs Neue mitbekommen, wie viel ihm der Hof bedeutet. Sein Lebenswerk jetzt einfach hergeben zu müssen, wird ihm das Herz brechen, da bin ich sicher.«

      »Leicht wird’s sicher net für ihn.« Sebastian nickte. »Aber gerade deshalb braucht er Sie ja jetzt so dringend, Rosi. Ich weiß, dass Sie traurig sind, aber wenn Sie dem Ludwig helfen wollen, dann müssen S’ für ihn da sein und ihm zeigen, dass das Leben auch ohne den Hof schön sein kann. Seien S’ einfach für ihn da, wie Sie es all die Jahre waren, das wird ihm die größte Hilfe sein.«

      »Das werde ich auf jeden Fall«, erwiderte die Rosi und nickte dabei heftig. Sebastian wusste, dass der Ludwig sich auf seine Frau würde verlassen können, ganz egal, was kommen würde.

      Aber vielleicht wandte sich ja auch noch alles zum Guten. Immerhin hatte er zusammen mit Karsten Hofstädter über eine Möglichkeit gesprochen, wie der Hof doch noch zu retten war, und im Augenblick versuchte Karsten, diese Idee in die Tat umzusetzen.

      Karsten hatte auch schon überlegt, der Rosi davon zu erzählen, dann aber war ihm klargeworden, dass dies vielleicht doch nicht so gut war. Was, wenn sich die ältere Frau dadurch große Hoffnungen machte und die Sache hinterher doch schief ging?

      Nein, dann wäre die Enttäuschung um so größer, und das wollte der Pfarrer ihr auf jeden Fall ersparen.

      *

      Die beiden wollten sich gerade wieder an die Arbeit machen, als Michaela dazukam.

      »Es gibt Neuigkeiten«, kam sie ohne Umschweife zur Sache. »Ich habe eben mit Frau Leutner gesprochen und für heute Mittag einen Termin vereinbart.«

      »Einen Termin?«, fragte der Pfarrer alarmiert. Ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf.

      Michaela nickte. »Ja, sie hat bereits alle Verträge vorbereitet, und ich werde sie nachher unterzeichnen. Vater hat mir ja eine Vollmacht dafür gegeben.«

      »Und wann wollen S’ sich mit ihr treffen?«, fragte Sebastian.

      »Frau Leutner hat g’sagt, dass sie um zwölf hier sein will. Schick sie dann doch bitte direkt in mein Arbeitszimmer, wenn s’ kommt, Mutter.«

      Die Rosi nickte nur, dann senkte sie niedergeschlagen den Blick.

      »Sind Sie denn wirklich sicher, dass Sie diesen Weg gehen wollen, Michaela?«, erkundigte sich Sebastian. »Vielleicht sollten S’ vorher doch noch einmal mit dem Karsten Hofstädter sprechen und ihn…«

      »Kommt gar net in Frage!«, unterbrach Michaela den Pfarrer heftig. Gleich darauf senkte sie aber wieder die Stimme. »Hören S’, Herr Pfarrer, ich bin Ihnen wirklich dankbar für alles. Dafür, dass S’ meine Mutter so stark unterstützen und auch dafür, dass Sie in den letzten Tagen immer wieder versucht haben, mir und damit auch meinem Vater zu helfen. Aber was den Karsten Hofstädter angeht, so muss ich Ihnen sagen, dass es diesen Menschen einfach net mehr für mich gibt. Und ich möchte Sie wirklich bitten, das zu akzeptieren.«

      Mit diesen Worten nickte sie dem Pfarrer und auch ihrer Mutter noch einmal zu, dann ging sie weiter.

      Nachdenklich blickte Sebastian Trenker ihr hinterher. Ihm war klar, dass es keinen Sinn hatte, weiter mit Michaela zu diskutieren. Aus Erfahrung wusste er, dass es nichts brachte, jemanden zu bedrängen. Damit erreichte man für gewöhnlich nur das genaue Gegenteil von dem, was man eigentlich erreichen wollte.

      Dennoch stand fest, dass er etwas unternehmen musste. Und es blieb nur noch eine Möglichkeit: Er musste Karsten Hofstädter anrufen und ihn über die neuesten Entwicklungen informieren, und zwar schnellstens.

      *

      Karsten war an diesem Tag sehr früh aufgestanden, hatte nur kurz gefrühstückt und sich dann gleich auf den Weg zu seinem alten Freund Tom Westhofen gemacht.

      Die Fahrt war recht angenehm verlaufen, es hatte keine Staus gegeben, und so hatte Karsten sein Ziel schon nach gut anderthalb Stunden erreicht.

      Nun saß er Tom gegenüber und erzählte ihm noch einmal genau, worum es ihm ging, und ließ dieses Mal auch keine Details aus.

      Nachdem Karsten geendet hatte, nickte Tom schließlich. »Es war gut, dass du dich an mich gewendet hast, alter Freund«, sagte er.

      Karsten schaute auf. »Dann kannst du wirklich etwas für Michaela tun?«, wollte er wissen.

      »Ich denke schon.« Tom musterte seinen Freund kurz. »Aber sag’ mal, kann es sein, dass du mir noch etwas verschwiegen hast?«, fragte er. »Ich meine, ist da vielleicht etwas zwischen dieser Michaela und dir, das du mir noch nicht erzählt hast?«

      »Was ich dir noch net erzählt hab’?« Verlegen senkte Karsten den Blick und hob die Schultern. »Ich hab’ keine Ahnung, was du meinst«, stammelte er unbeholfen.

      Jetzt musste Tom lachen. »Aber, aber, mein Lieber. Wir haben uns zwar viele Jahre nicht mehr gesehen, aber ich glaube trotzdem, dich noch ganz gut zu kennen. Und ich habe das Gefühl, dass du mir jetzt gerade nicht die ganze Wahrheit sagst. Also sag’: Kann es sein, dass es dich ganz schön erwischt hat, was diese Michaela angeht?«

      »Ich weiß gar nicht, wie du auf so etwas…«, widersprach Karsten, doch dann gab er es auf und winkte ab. »Ach, du hast ja Recht. Ja, es stimmt: Ich hab’ Michaela vom ersten Augenblick an gemocht. Sie ist wirklich ein ganz außergewöhnliches Madl.«

      »Hab’ ich’s mir doch gedacht!«, rief Tom begeistert aus. »Und? Ist schon mehr zwischen euch gewesen?«

      Karsten seufzte. »Wir haben uns geküsst, ja. Aber dann hab’ ich kalte Füße gekriegt und bin einfach weggegangen, und das scheint sie mir nachzutragen. Jedenfalls weigert sie sich seitdem beharrlich, mit mir zu reden.«

      »Und warum, bittschön, hast