Название | Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman |
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Автор произведения | Karina Kaiser |
Жанр | Языкознание |
Серия | Sophienlust - Die nächste Generation |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740980603 |
»Nein, dazu wäre er niemals bereit«, bestätigte Linda. »Ich kenne meinen Vater gut. Vielleicht habe ich deshalb auch das seltsame Gefühl, dass er überhaupt nicht an das kleine Mädchen denken will, weil er Angst vor sich selbst hat. Ich glaube, er fürchtet sich davor, positive Gefühle für Romina zu entwickeln, wenn es zu einem Kontakt kommt. Das will er nicht. Er will nichts für ein Kind empfinden, das von seiner verstoßenen Tochter und einem ihm verhassten jungen Schausteller stammt. Romina ist wahrscheinlich das einzige Kind auf dieser Welt, mit dem mein Vater sich auf gar keinen Fall befassen will. Wir haben keine Chance, in dieser Angelegenheit etwas zu bewegen.«
»Haben Sie sich denn schon Gedanken gemacht, wie Sie sich entscheiden wollen?«, fragte Denise. »Ich weiß, dass jede der möglichen Entscheidungen ein Schritt sein wird, der nicht nur Freude und Erleichterung, sondern auch großen Schmerz bereiten wird.«
Linda warf ihrem Mann einen Blick zu und griff nach seiner Hand. »Bisher sind wir so ratlos gewesen, dass wir noch keine konkrete Entscheidung getroffen haben. Aber Romina weiß jetzt, dass ich ihre Tante bin. Allein schon deshalb dürfen wir das Kind nicht enttäuschen. Wie könnte das kleine Mädchen mit dem Gedanken leben, dass die eigene Tante sie nicht haben will? Mein Vater ist ein erwachsener Mann. Er kann seine Entschlüsse selbst fällen und muss dann mit den Folgen leben. Niemand zwingt ihn dazu, mit seiner Familie zu brechen. Das tut er aus freien Stücken. Ich habe keinen Zweifel daran, dass er nun den Rest seiner Familie ausgrenzen wird. Das tut uns ungeheuer weh. Doch dafür dürfen wir Romina nicht opfern. Sie selbst wird ihre Großeltern nicht vermissen. Schließlich hat sie bis jetzt auch keine gehabt und verliert nichts.«
Nick hatte während der letzten Minuten beiläufig in Rominas Akte geschaut, das Gespräch aber dennoch verfolgt.
Ihm schoss plötzlich eine abenteuerliche Idee in den Kopf, eine Idee die beinahe absolut abwegig war, aber vielleicht funktionieren konnte.
»Sie haben vorhin gesagt, dass Ihr Vater jedes Kind akzeptieren würde, nur Romina nicht. Außerdem erwähnten Sie, dass er vermutlich Angst hat, positive Gefühle für seine Enkelin zu entwickeln wenn er sie trifft. Das können wir doch ausprobieren. Wir führen Ihre Eltern und Romina einfach zusammen und warten ab, ob sich da etwas zwischen Opa und Enkelin entwickelt.«
»Die Idee ist nicht schlecht«, meinte Daniel. »Aber das wird nicht möglich sein. Mein Schwiegervater wird mit allen Mitteln verhindern, Romina zu treffen.«
»Romina? Wer ist Romina?«, fragte Nick grinsend. »Ich spreche von der kleinen Christine, die Sie adoptieren wollen und die derzeit bei Pflegeeltern untergebracht ist. Ihre Schwiegereltern haben doch sicher nichts dagegen, Christine ganz unverbindlich einen Besuch abzustatten. Sie sind sicher ein bisschen neugierig auf das Kind, das ihr Enkelkind werden soll.«
»Wieso Christine, und wieso Pflegeeltern?« Linda schaute ratlos in die Runde und bemerkte, dass auch ihr Mann verständnislos den Kopf schüttelte. »Es tut mir leid, aber ich kann dir nicht ganz folgen.«
»Ich auch nicht«, gestand Denise. »Aber dein verschmitztes Grinsen sagt mir, dass du einen bestimmten Plan verfolgst. Kannst du uns Genaueres erklären?«
»Kann ich. In Ordnung, ich gebe zu, dass es ein bisschen unfair ist. Aber es könnte klappen. Hier in den Unterlagen steht, dass Romina zwei Vornamen hat. Sie heißt Romina Christine Castello. Den Nachnamen vergessen wir vorerst. Das kleine Mädchen, das Sie bei sich aufnehmen wollen, trägt den Namen Christine. Den kennen Ihre Eltern nicht und werden deshalb keine Verbindung zu Romina herstellen. Dass Romina in Sophienlust wohnt, haben Ihre Eltern bereits erfahren. Sie könnten einen Verdacht schöpfen, wenn Ihr künftiges Adoptivkind nun ebenfalls in Sophienlust wohnt. Also sollte es sich lieber in einem anderen Ort bei vorläufigen Pflegeeltern aufhalten. Dabei habe ich an Bachenau gedacht und an Andrea und Hans-Joachim. Wenn wir den beiden erklären, wie wichtig die Sache ist, spielen sie bestimmt mit. Sie«, er wandte sich an Linda und Daniel, »könnten dann mit Ihren Eltern, beziehungsweise Schwiegereltern nach Bachenau fahren und Christina dort besuchen. Wenn der Plan gelingt, verlieben sich die Großeltern in das bislang unbekannte Adoptivkind, und später können sie erfahren, wer Christina in Wirklichkeit ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es dann noch übers Herz bringen, das kleine Mädchen, das sie lieb gewonnen haben, wieder von sich zu stoßen.«
Denise stützte seufzend den Kopf in die Hände. »Du hast gesagt, dass der Plan ein bisschen unfair sei. Das ist eine gewaltige Untertreibung gewesen. Es handelt sich um ein ganzes Netzwerk von Schwindeleien. Du weißt, dass ich immer für Offenheit und Ehrlichkeit bin. Wenn es um das Glück eines Kindes geht, kann man natürlich auch schon einmal gewisse Kompromisse schließen. Aber wie ich über diesen abenteuerlichen Plan denken soll, weiß ich noch nicht.«
Linda und Daniel hatten flüsternd ein paar Worte gewechselt.
»Also wir wären mit diesem Versuch einverstanden«, erklärte Daniel. »Bisher haben wir keinen Ausweg und keine Lösung für unser Problem gefunden. Nicks Vorschlag wäre eine Möglichkeit. Vielleicht geht alles schief, aber wir haben sowieso nichts zu verlieren. Warum sollten wir dieses Theaterstück nicht spielen?«
»Ja, es handelt sich tatsächlich um ein Theaterstück«, meinte Denise nachdenklich. »Nick hat die Darsteller bereits bestimmt, ohne dass diese etwas davon wissen. Es kann sein, dass die sich mit ihren Rollen überfordert fühlen und sie nicht spielen wollen. Ganz besondere Sorgen mache ich mir um Romina. Sie ist noch sehr jung und wird vielleicht noch gar nicht begreifen, worum es geht. Ich frage mich, ob sie in der Lage ist, die Hauptrolle zu spielen. Dieser Belastung ist sie möglicherweise nicht gewachsen. Ich möchte so gerne helfen, habe aber arge Bedenken. Allerdings möchte ich mich auch nicht als Hemmschuh erweisen. Auf seltsame Weise sitze ich zwischen zwei Stühlen und kann keine Entscheidung treffen. Wenn Sie Nicks Vorschlag aufgreifen wollen und die Durchführung für möglich halten, stehe ich Ihnen nicht im Weg.«
»Ich danke Ihnen.« Linda strahlte Denise an. »Dann werden wir es versuchen. Natürlich sind eine Menge Vorbereitungsarbeiten nötig. Ihre Stieftochter Andrea und Ihr Schwiegersohn müssen einverstanden sein. Mit ihnen müssen wir uns erst einmal unterhalten. Dann ist da noch Romina, der wir alles verständlich machen müssen. Es sind also einige Hürden zu nehmen. Aber die können wir vielleicht überwinden. Zumindest haben wir jetzt eine Hoffnung. Es ist ein so schönes Gefühl, wenn nicht mehr alles so ausweglos erscheint.«
»Dann fahren wir am besten sofort nach Bachenau und reden mit Andrea und Hans-Joachim«, schlug Nick vor. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die beiden unsere Bitte abschlagen werden. Mit Romina können wir anschließend sprechen.«
Als Nick mit den Marbachs das Haus verließ, blieb Denise nachdenklich zurück. Sie war nicht sicher, ob es richtig gewesen war, zu diesem Unternehmen ihren Segen gegeben zu haben. Intrigen gehörten nicht zu ihrer Welt. Aber hier ging es um die möglicherweise glückliche Zukunft von vier Erwachsenen und einem kleinen Mädchen. Da konnte man vielleicht schon mal ein Auge zudrücken. Nein, dachte Denise mit einem gequälten Lächeln. Ein Auge würde in diesem Fall nicht ausreichen. Hier mussten gleich beide Augen zugedrückt werden – und zwar ganz fest.
*
Hans-Joachim hatte Nicks Vorhaben mit einer gewissen Skepsis betrachtet, dann aber seine Bereitschaft erklärt, seine Rolle zu übernehmen. Andrea, die ohnehin das Abenteuer liebte und für außergewöhnliche Aktionen immer zu haben war, hatte sich vom ersten Augenblick an begeistert gezeigt.
Sie hatte Linda und Daniel sogar Mut gemacht und ihnen versichert, dass dieser verwegene Plan ganz sicher von Erfolg gekrönt sein würde.
Nun galt es, Romina einzuweihen und ihr zu erklären, was sie zu tun hatte. Sie musste nicht alle Hintergründe so genau kennen, damit sie nicht zu stark unter Druck gesetzt wurde. Denise hatte dafür gesorgt, dass