Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman. Britta Frey

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Название Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman
Автор произведения Britta Frey
Жанр Языкознание
Серия Kinderärztin Dr. Martens
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740977788



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Kays erstaunte Gegenfrage.

      »Nun, Sie sind heute so schweigsam. Es ist völlig fremd für mich. Sonst haben Sie immer irgend etwas Interessantes aus der Klinik zu erzählen.«

      »Nein, ich kann Sie beruhigen. Es hat keinen Ärger gegeben. Es ist eine private Angelegenheit, die mir durch den Kopf geistert, sie hat nur indirekt mit der Klinik zu tun. Sie brauchen sich also keine Gedanken um mich zu machen. Ich gehe noch etwas an die Luft. Sollte jemand nach mir fragen, sagen Sie ihm bitte, daß ich in etwa einer Stunde wieder da bin.«

      »Ja, gut, Herr Doktor. Soll ich Ihnen später noch einen Kaffee bereiten?«

      »Nein, danke, Frau Hella. Ich brauche Sie heute nicht mehr. Gönnen Sie sich einen ruhigen Abend. Wenn ich zurückkomme, werde ich mich gleich in mein Schlafzimmer zurückziehen. Morgen liegt ein schwieriger Tag vor mir, da muß ich ausgeruht sein.«

      Mit einem freundlichen Kopfnicken verließ Kay das Haus.

      Sein Ziel war die Heide, die Ruhe und die Stille, in der er seinen Gedanken ohne Stören freien Lauf lassen konnte.

      *

      Auch Hanna wurde von Jolande erwartet. Doch hier war es genau umgekehrt wie bei Kay, denn es ging wieder einmal während der Mahlzeit recht lebhaft zu. Hanna

      berichtete von der Arbeit, und Jolande stellte zwischendurch interessierte Fragen. Durch nichts wurde das freundschaftliche Verhältnis zwischen Hanna und ihrer Füchsin getrübt.

      Nach dem Essen bat Hanna: »Sorg doch bitte für ein Kännchen Kaffee, Füchsin, und ich möchte gern noch etwas arbeiten. Ich möchte mich über gewisse Neuerungen in der Medizin orientieren. Die Fachliteratur, die ich bestellt hatte, ist gestern eingetroffen.«

      »Mach ich doch gern, Hanna. Haben Sie sonst noch einen Wunsch?«

      »Nein, danke, für heute nichts mehr.«

      Jolande wollte gerade das Wohnzimmer verlassen, um sich um den gewünschten Kaffee zu kümmern, als das Telefon läutete.

      »Nehmen Sie bitte ab, Füchsin? Hoffentlich ist es nicht die Klinik.«

      »Wer wohl sonst? Es ist doch nichts Neues. Wenn du schon mal einen

      ruhigen Abend verbringen willst, kommt garantiert etwas dazwischen.«

      »Tja, das ist nun mal mein Beruf«, erwiderte Hanna, während Jolande abnahm und sich meldete.

      »Es ist nicht die Klinik, es ist deine Mutter«, sagte Jolande schmunzelnd, und reichte Hanna den Hörer.

      »Hallo, Mutti, schön, daß du anrufst«, sagte Hanna erfreut, und ein weiches Lächeln legte sich um ihren Mund.

      »Grüß dich, Mädel, ich rufe an, weil ich eine große Überraschung für dich und für Kay habe. Rate mal, von wo aus ich anrufe?«

      »Was meinst du damit, Mutti? Doch sicher von daheim.«

      »Falsch geraten, Mädel. Ich bin hier in Celle am Bahnhof. Kann mich einer von euch abholen, oder soll ich eine Taxe nehmen?«

      »Du bist schon in Celle, Mutti? Das ist wirklich eine Überraschung. Ich sage Kay sofort Bescheid. Er wird vielleicht Augen machen. Diese Überraschung ist dir wahrlich gelungen. Du glaubst ja nicht, wie ich mich freue. Bitte, setze dich ins Bahnhofsrestaurant und bestelle dir eine Erfrischung. Kay wird dich bestimmt holen. Oh, ich kann es kaum erwarten, dich nachher in die Arme schließen zu können. Bis später, Mutti.«

      »Bis später, Mädel«, antwortete die Mutter und legte auf.

      »Hast du gehört, Füchsin? Meine Mutter ist schon in Celle eingetroffen. Vergessen Sie erst mal den Kaffee für mich und richten Sie oben das Zimmer für meine Mutter. Ich sage kurz meinem Bruder Bescheid, dann helfe ich Ihnen.«

      »Geh nur. Mit dem Zimmer werde ich schon fertig, da ist ja nicht viel zu tun. Eigentlich fehlen nur frische Blumen. Ich freue mich schon auf deine Mutter. Sie ist so eine liebe alte Dame. Da kommt doch wieder etwas Leben ins Haus.«

      »Gut, ich gehe dann schnell rüber, und dann kümmern wir uns um einen kleinen Willkommensimbiß. Ist genug im Haus?«

      »Immer.«

      Hanna ging zur Wohnung ihres Bruders hinüber und klopfte an der Tür. Hella Sandberg öffnete ihr.

      »Ist mein Bruder da, Frau Hella? Ich muß ihn kurz sprechen.«

      »Das tut mir leid, Frau Doktor, er hat vor knapp zehn Minuten zu einem Spaziergang das Haus verlassen. Er wollte so etwa in einer Stunde wieder zurück sein.«

      »Na, da kann man nichts machen. Er sollte nämlich unsere Mutter vom Celler Bahnhof abholen. Ich werde dann selbst fahren. Bitte, tun Sie mir den Gefallen und sagen Sie ihm nicht, daß ich nach ihm gefragt habe. Mutter und ich werden ihn eben überraschen. Ich kann mich darauf verlassen?«

      »Klar, Frau Doktor, ich werde schweigen wie ein Grab. Wenn ich Ihnen beiden drüben zur Hand gehen soll, brauchen Sie es nur zu sagen. Ich helfe gern aus.«

      »Danke. Ich werde es Jolande ausrichten. Jetzt will ich mich aber nicht lange aufhalten, sondern sofort losfahren.«

      Kaum fünf Minuten später saß Hanna hinter dem Lenkrad ihres Wagens und steuerte Celle an. In ihrem Herzen war eine unbändige Freude. Wie sehr hatten sie und Kay während der vergangenen Wochen darauf gewartet, daß die Mutter zu ihnen nach Ögela zurückkam. Jetzt war es endlich wieder soweit. Der Gedanke, ihre geliebte Mutter erneut für einen längeren Zeitraum bei sich zu haben, machte Hanna glücklich und froh. Wie verdutzt würde Kay schauen, wenn die Mutter plötzlich vor ihm stand. Hanna konnte sich sein Gesicht bildlich vorstellen, und es entlockte ihr ein helles, perlendes Lachen.

      Nach ungefähr einer Stunde Fahrt lagen Hanna und ihre Mutter sich strahlend in den Armen.

      »So schnell laß ich dich jetzt nicht mehr fort, Mutti. Du hast mir sehr gefehlt«, kam es leise über Hannas Lippen, und in ihren Augen glitzerten Freudentränen.

      »Du hast mir gefehlt, Mädel, du und auch Kay. Da war plötzlich nichts mehr, was mich von dieser Reise zurückgehalten hätte, und hier bin ich also. Was sagt Kay denn dazu? Warum ist er nicht gekommen, um mich abzuholen? Hat er in der Klinik etwas Dringendes zu tun?«

      »Kay war nicht da, er hatte seine Wohnung zu einem Spaziergang verlassen. Er weiß also noch nichts. Er wird vielleicht staunen, wenn er dir plötzlich gegenübersteht. Warum hast du die lange Bahnfahrt auf dich genommen? Es hätte doch gereicht, wenn du angerufen hättest. Kay wäre sofort gekommen, um dich zu holen.«

      »Ich wollte ihn nicht so egoistisch von seiner Arbeit wegholen, Mädel, und so tüddelig bin ich ja noch nicht, daß ich nicht allein mit dem Zug fahren könnte. Die Fahrt hat mir Freude gemacht.«

      »Es wäre aber bequemer für dich gewesen.«

      »Jetzt ist es doch vorbei, also laß uns nicht mehr davon sprechen. Wir holen jetzt mein Gepäck, und dann laß uns nach Ögela fahren.«

      Hanna ließ sich von ihrer Mutter den Gepäckfahrschein geben und holte damit die Koffer, die sie im Kofferraum ihres Wagens verstaute Nur wenig später befanden sie sich auf dem Weg nach Ögela.

      Während der Fahrt sagte Hannas Mutter aus ihren Gedanken heraus mit leiser Stimme:

      »Ist es immer noch euer Wunsch, daß ich für immer zu euch nach Ögela komme, Hanna?«

      Hanna warf ihrer Mutter einen Seitenblick zu.

      »Natürlich, Mutti, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Kay und ich wären sehr, sehr glücklich, wenn du dich endlich dazu durchringen könntest. Weshalb fragst du gerade jetzt danach, sag mal?«

      »Eigentlich wollte ich es noch ein Weilchen für mich behalten. Aber jetzt habe ich das Gefühl, nach Hause zu kommen, und deshalb möchte ich mit dir darüber sprechen. Ich habe bereits alles Erforderliche dafür in die Wege geleitet, bei euch bleiben zu können. Ich habe einen Anwalt damit beauftragt, gute Mieter für unser Haus zu suchen. Vatis Grab wird in Zukunft gut gepflegt werden,