Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten

Читать онлайн.
Название Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman
Автор произведения Helga Torsten
Жанр Языкознание
Серия Fürstenkinder
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740980245



Скачать книгу

jetzt, da sie die Vorhänge zugezogen hatte, war es stockdunkel im Zimmer.

      Sie fürchtete sich und knipste die Nachttischlampe an.

      Auch jetzt vernahm sie nur ein Knistern.

      Es schien vom Fußboden herzukommen. Das Schloß war alt, und so ein altes Gemäuer knisterte und krachte schon mal, das war schließlich nichts Verblüffendes und auch nichts Beängstigendes.

      Sie legte sich wieder in die Kissen zurück und knipste die Lampe aus.

      Aber sie fürchtete sich trotzdem. Es war einfach zu dunkel im Zimmer. Sie konnte auf keinen Fall einschlafen, wenn diese Dunkelheit um sie war, die sie belastete und seltsam einzuengen schien.

      Diana sprang auf und öffnete die Vorhänge.

      Als sie sich ein bißchen außer Atem in die weichen Daunenkissen zurücksinken ließ, war es ihr, als riefe jemand leise ihren Namen.

      Sie richtete sich auf und lauschte, aber natürlich war nichts zu hören außer dem leisen Rauschen des Windes und dem heiseren Schrei eines Käuzchens im Park.

      Es schien windiger zu sein als sie gedacht hatte, denn die Zweige der alten Ulme vor ihrem Fenster schlugen gegen die Scheiben und kratzten daran.

      Sie sorgte sich, ob das Fenster auch richtig verschlossen war, denn bei dem letzten Sturm hatte sie das versäumt. Es war mitten in der Nacht aufgesprungen, so daß sie sich furchtbar erschrak.

      Sie wollte gerade nachsehen, als es heftig gegen die Scheiben trommelte, als schlüge jemand dagegen.

      Sie erschrak und starrte angstvoll zum Fenster hin.

      Und dann sah sie es. Ein langer Zweig kam aus der Krone der Ulme herausgeflogen und kratzte gegen ihre Scheibe, einmal und noch einmal. Es gab einen lauten Knall und dann noch einen.

      Sie verkroch sich furchtsam in ihren Kissen und wagte kaum zu atmen. Sie glaubte nicht an Gespenster, und daß es hier im Schloß spukte, hatte sie noch niemand sagen hören.

      Aber ganz geheuer schien ihr die Sache doch nicht zu sein.

      Sie lauschte ängstlich, und da vernahm sie es wieder – laut und deutlich rief jemand ihren Namen, viel lauter als vorhin, und jetzt glaubte sie auch die Stimme zu erkennen.

      Trotz ihrer Angst sprang sie mit einem Satz aus dem Bett und lief zum Fenster.

      Sie starrte hinaus in den vom Mondlicht silberhell erleuchteten Park, und da entdeckte sie die dunkle Gestalt, die auf einem der riesigen Äste der Ulme hockte und ihr eifrig Zeichen gab.

      Jetzt wußte sie, daß das kein Spuk war, der sie zum Narren hielt. Da draußen saß jemand im Baum und versuchte, sie auf sich aufmerksam zu machen.

      Und dieser Jemand war niemand anders als ihr Jürgen!

      Sie öffnete das Fenster und lehnte sich weit hinaus.

      »Jürgen!« rief sie mit vor Freude und Furcht bebender Stimme. »Mein Gott, Jürgen! Du wirst herunterfallen. Lieber Himmel, was bedeutet das alles?«

      »Wie soll ich denn anders zu dir kommen, du kleines Dummchen«, flüsterte er zärtlich. »Aber mm mußt du mir ein bißchen helfen. Halt dich am Fensterkreuz fest und reich mir deine Hand.«

      »Was hast du vor?« fragte sie entsetzt. »Du willst doch nicht…«

      »Natürlich!« scholl es zurück. Er streckte den Arm aus, und sie versuchte, seine Hand zu fassen, aber es gelang ihr nicht. Er war zu weit vom Fenster entfernt.

      »Es geht nicht«, flüsterte sie angstvoll. »Laß es lieber. Ich habe entsetzliche Angst um dich.«

      »Das höre ich sehr gern«, kam es zurück. »Aber sorg dich nicht. Irgendwie schaffe ich es schon.«

      Jetzt kam ein großer, dicker Ast zu ihr herüber.

      »Kannst du ihn halten?«

      »Ich glaube schon.«

      Er machte sich ganz lang und kroch auf allen vieren zu ihr hin. Dann griff er zum Fensterbrett herüber und zog sich daran zu ihr herein.

      Einmal rutschte er ab, und sie schrie auf und packte gleichzeitig seine Arme.

      Kurz darauf war er bei ihr im Zimmer.

      »Lieber Himmel«, jammerte sie. »Das hätte schiefgehen können. Mein Gott, ich habe mich so entsetzlich gefürchtet.«

      Er antwortete nicht, sondern zog sie stürmisch in die Arme und bedeckte ihren Mund, ihren Hals, ihre Arme mit heißen, verlangenden Küssen.

      »Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt«, flüsterte er heiser. »Ich habe es kaum noch ertragen.«

      Sie ließ seine Zärtlichkeiten, atemlos vor Glück und Seligkeit, über sich ergehen. Nur als seine Hände fordernder wurden, wies sie sie energisch und furchtsam zugleich zurück.

      »Nein, Jürgen. Bitte nicht!«

      Sofort schien er zur Besinnung zu kommen.

      »Verzeih, mein Liebling«, bat er reumütig. »Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten. Ich werde dir nichts antun.«

      Sie war wieder beruhigt und streichelte sein Gesicht, sein Haar, seine Hände.

      »Ich dachte, du hättest mich vergessen. Ich war so traurig, so furchtbar traurig. Ich habe viel geweint.«

      »Aber du weißt doch, daß ich dich liebe«, erschrak er. »Du hättest mehr Vertrauen zu mir haben sollen. Ich wollte deine Mutter nicht mißtrauisch machen. Außerdem habe ich zu Hause alles ­vorbereitet. Mein Vater erwartet dich schon. Wirst du mit mir kommen?«

      »Ich begreife nicht…«

      Sie sah ihn erstaunt an.

      »Ich werde dich entführen«, lachte er und setzte sich auf ihren Bettrand, sie auf seinen Schoß ziehend. »Wie gefällt dir meine Idee?«

      »Entführen?« staunte sie. »Oh, das ist wunderbar! Das ist herrlich romantisch! Das werde ich später all meinen Freundinnen erzählen! Himmel, wie spannend!«

      Sie zitterte vor Erregung am ganzen Körper.

      »Meinst du, daß wir ungesehen zum Schloß hinauskommen?«

      »Doch, das denke ich schon. Ich kenne einen kleinen Seitenausgang, der nur hin und wieder von den Dienstboten benutzt wird. Ich glaube, er ist unverschlossen.«

      »Großartig! Dann haben wir keine Zeit zu verlieren. Nimm deine Sachen und zieh dich an. Ich warte solange. Ich habe meinen Ottokar in einem Seitenweg der Allee stehen. Hoffentlich hat ihn niemand entdeckt.«

      Diana lief ins Nebenzimmer. Minuten später stand sie fix und fertig angezogen vor ihm.

      »Na, so was!« staunte er. »Ich hätte nicht gedacht, daß es eine Frau gibt, die sich in Sekundenschnelle anzieht! Du bist ja ein richtiges kleines Wunder!«

      Er küßte sie zärtlich, dann schlichen sie zur Tür und öffneten sie leise.

      Draußen auf dem Gang brannten nur ein paar hohe Kerzen an den Wänden.

      Es war niemand zu sehen oder zu hören. Sie schlichen hinaus und die Treppe hinunter, die unter ihren Füßen leise knarrte.

      Diana zögerte ängstlich. Aber es rührte sich nichts.

      Sie kamen ungehindert über einen finsteren Gang und auf einer kleinen schmalen Wendeltreppe zu der Seitenpforte, von der Diana gesprochen hatte.

      Sie war zwar verschlossen, aber der Schlüssel steckte und ließ sich quietschend und knarrend im Schloß drehen.

      Sie liefen Hand in Hand durch den Park.

      Jürgen, dessen Bein wieder in Ordnung war, fand schnell das Loch in der Hecke wieder, durch das er vorhin geschlüpft war.

      Wenig später saßen sie im Wagen, und der getreue Ottokar sprang sofort an, als ahne er, daß es auf jede Minute Vorsprung ankam.

      Als