Название | Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) |
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Автор произведения | Andreas Brandhorst |
Жанр | Языкознание |
Серия | Perry Rhodan-Taschenbuch |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783845331966 |
Und dann hat Shon die Sache geregelt. Prinzessin kriegte 'nen neuen Stabilisator und 'nen neuen Anstrich – ihr Hintern hatte ganz schön gelitten. War aber nur der Anfang.
Wir stehen in der Werkstatt von Ringun und glotzen dem Kerl über die Schulter, damit er uns nicht noch mal bescheißt, da zeigt Shon auf so 'ne lange Röhre und sagt: »Was ist das für ein Ding da?«
»Impulstriebwerk von einer Space-Jet«, brabbelt Ringun. Man versteht ihn kaum, er kaut noch an der Geschmacksnote von meinem Stiefel.
»Was macht es hier?«
»Bin noch nicht sicher. Habe es günstig bekommen. Kommt von einer havarierten Liga-Jet.«
Ringun ist blöder als 'n Klotz Eis. Sagt doch glatt »Liga«.
Shon grätscht ein. »Aha. Liga-Eigentum. Das wird ja immer schöner ...« Und schon geht wieder das Winselspiel los. Bloß, dass ich mir diesmal den Stiefel schenke. Unnötige Grausamkeit ist nicht mein Ding. Wär' kein Flakiestil. Einen in die Fresse geht okay. Dann hat der Typ verstanden. Mehr geht nicht. Und man weiß ja nie, wann man sich wiedersieht ...
DOLSON: Aha. Und was Leehan mit dem Werkstattbesitzer machte, war nicht »unnötig« grausam?
YUN: Nicht die Spur! Immerhin hat er ihm ja Perry Rhodan vom Hals gehalten, oder? Ringun konnt' ihm dankbar sein. Am Tag drauf war Prinzessin fertig, na ja, eigentlich eher wie neu. Ringun hatte das Impulstriebwerk in die Jet eingebaut.
DOLSON: Das Impulstriebwerk einer Space-Jet in einen Gleiter? Ich hätte nicht gedacht, dass das geht. Und wozu das Ganze?
YUN: Hab' ich mich auch gefragt. Und Shon. »Man weiß nie«, hat er nur gemeint. »Ist immer gut, Reserve zu haben.« Und damit hat er Recht gehabt, wieder mal. Hat uns später die Fettschicht gerettet.
Konnt' ich aber damals noch nicht ahnen. War auch egal. Mir hat schon der Spaß gereicht. Hab' meine gute alte Prinzessin nicht mehr wieder erkannt. Mal ehrlich. Vorher, wenn ich Stoff gegeben hab', musst' ich immer leise bis fünf zählen. Dann hat man langsam gespürt, dass was geht. Mit dem Jet-Triebwerk ... du tippst den Finger einmal auf den Leistungsregler und – wupp! – los geht's. Alles nur noch Schemen um einen rum. So 'ne Art Transmitter für Arme. Kaum hast du dran gedacht, wohin zu kommen, schon bist du da. Bloß, dass es mit Prinzessin viel colder war, mit dem knackigen Sound von dem Triebwerk und so.
Unter uns gesagt – ich hab' mir sogar überlegt, ob ich Prinzessin umtaufen soll. In »Königin«. Ringun hatte ihr nämlich aus lauter Panik vor der Liga 'nen neuen Bordcomputer verpasst. Mann, war Prinzessin plötzlich schlau! Musst' nur sagen, was ich wollte, den Rest hat sie allein gemacht. Vorher ... Na ja, ich hab' sie immer geliebt, aber ein bisschen 'ne Dumpfbacke ist sie vorher schon gewesen. Und dann plötzlich ... echt königlich. Aber ich hab's dann doch gelassen. Klar, Königin klingt noch colder als Prinzessin, aber irgendwie auch Endstation. Ich meine, was wird man nach Königin? Kaiserin? Ist doch dasselbe wie Königin, bloß aufgemotzt. Erster Terraner? Den Job hat schon Perry Rhodan, und der ist ja unsterblich. Kann also noch 'ne Weile dauern, bis der Job frei wird. Also weiter Prinzessin. Ist sowieso viel colder: Prinzessinnen sind jung und schön und kommen viel rum. Königinnen sind alt und dick und müssen ständig regieren. Nichts für meine Prinzessin. Ich ...
DOLSON: Schön, dass du so viel Freude an Prinzessin hast. Du musst mir unbedingt mehr davon erzählen – ein andermal. Bleiben wir bei Leehan. Ihr seid also zusammengeblieben, hattet einen – wie soll ich sagen? – generalüberholten Gleiter. Ihr seid zurück zu der Tring-Burg geflogen?
YUN: [Schüttelt den Kopf.] Nein, ich hab's gewollt. Aber Shon hat 'ne andere Idee gehabt.
DOLSON: Und die ist gewesen?
YUN: »Fett«, hat er gesagt. »Wir brauchen Fett, Yun. Einen ganzen Eimer. Oder besser gleich zwei!«
Eins hatte ich ja schon kapiert. Wenn Shon was will, dann kriegt er's. »Okay«, sag' ich und lenk' Prinzessin zurück zur Kuppel. »Du sollst dein Fett kriegen.«
Kapitel 21
»Alles in Ordnung?«
Perry Rhodan blickte von dem Holo auf, in dem sich in schneller Folge Datensätze abwechselten. »Bully, du bist es. Ich habe dich nicht kommen hören.«
»Das ist kein Wunder. Eine Herde Elefanten könnte deine Kabine platt trampeln, ohne dass du etwas merken würdest. Es sei denn ...« – der Mann mit dem kurzen roten Stoppelhaar grinste – »... du würdest dich an dem Staub verschlucken, den sie aufwirbeln.«
Rhodan rieb sich müde die Augen und erwiderte das Grinsen. »Da ist etwas dran, alter Freund. Aber ich glaube, ich habe bessere Chancen, vorher an dem Staub zu ersticken, den diese Trümmerflotten aufwirbeln.«
Bull setzte sich neben Rhodan und stellte wortlos zwei Becher mit Kaffee auf dem Beitisch ab. Es hatte den untersetzten Terraner einige Mühe gekostet, das Getränk aufzutreiben. Kaffee schien in jüngster Zeit auf Flottenschiffen in Vergessenheit geraten zu sein. Unvorstellbar für Bull, der ohne Kaffee nicht existieren konnte, aber er musste sich eingestehen, dass das Getränk im Verlauf der Jahrtausende bereits mehrmals aus unerklärlichen Gründen in der Versenkung verschwunden war, zuweilen für Jahrzehnte. Es half nur Geduld, sich selbst gut zuzureden – Stell dich nicht so an, was sind schon ein paar Jährchen für einen Unsterblichen? –, kluge Vorratshaltung oder eine gute Spürnase. Bull war auf der IMDABAN auf Letzteres angewiesen gewesen.
Rhodan nahm einen der Becher und nippte an ihm. »Kaffee? Wie hast du das angestellt?«
»Kein Kommentar. Das ein oder andere kleine Geheimnis ist das Salz jeder guten Beziehung. Lass es mich so ausdrücken: Es brauchte die Erfahrung und Spitzfindigkeit eines Unsterblichen.«
»So, so.« Rhodan nahm einen großen Schluck und vertiefte sich wieder in die Datensätze.
»Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
»Welche? Ach so, ja natürlich ist alles in Ordnung.«
»Du bist der lausigste Lügner, der mir in dreitausend Jahren und mehreren Dutzend Galaxien begegnet ist, Perry. Ein Blinder kann sehen, dass dir etwas auf die Seele drückt. Also, raus damit!«
Rhodan atmete tief ein, wollte sich mit einem Achselzucken wieder seinem Holo widmen, entschied sich dann aber dagegen. »Das ist nicht so einfach zu erklären ...« Er ließ den Satz ins Leere laufen und rief weitere Datensätze ab. Bull ließ ihn gewähren, auch wenn das Bild, das Rhodan in diesem Augenblick bot, ein ganz anderes war, als der Erste Terraner für gewöhnlich in der Öffentlichkeit vermittelte. Rhodan war der Macher, der Entschlossene, ein Mann von ungeheurem Weitblick und Erfahrung, der in jeder Situation instinktiv die richtige Entscheidung witterte und entsprechend reagierte. Den »Sofortumschalter« hatte man ihn schon genannt, als Bull, er und zwei weitere Astronauten sich in der STARDUST buchstäblich zum Mond hatten schießen lassen.
Es war ein falsches, nein, ein unvollständiges Bild, wusste Bull, das eines Überwesens. Doch Rhodan war keins, er war etwas weit Überlegenes: ein Mensch. Rhodan kannte Furcht und Zweifel, Verzagtheit und Mut, Selbstlosigkeit und Gier. Er wusste um seine Unzulänglichkeiten, auch darum, dass er in der Lage war, wenn es darauf ankam, über sie hinauszuwachsen. Von Zeit zu Zeit verfiel er in tiefe Nachdenklichkeit. In seinem Haus am Goshun-See auf Terrania oder seinem Büro in der Terranischen Residenz. War er unterwegs, suchte er gezielt Rückzugsräume auf. Wie in diesem Augenblick: Rhodan hatte sich in seine Kabine auf der IMDABAN zurückgezogen, unter der strikten Anweisung, dass ihn nichts und niemand stören dürfe. Bull hielt viel darauf, weder ein Nichts noch ein Niemand zu sein, und hatte sich Zutritt verschafft.
Er hatte den Terranischen Residenten, den Unsterblichen, den Mann, der die Menschheit zu den Sternen geführt hatte, vor seinem Holo-Terminal kauernd vorgefunden, tief in Grübeleien versunken. Ein vorschneller Beobachter hätte Rhodans Rückzug als Schwäche abgetan. Ein Zauderer, der sich anmaßte, die Geschicke der Menschheit zu bestimmen?