Perry Rhodan 2823: Auf dem Ringplaneten. Leo Lukas

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Название Perry Rhodan 2823: Auf dem Ringplaneten
Автор произведения Leo Lukas
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845328225



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hegtest Zweifel?«, frage ich.

      »Mit Holografiken kann man viel darstellen«, antwortet Lua für den Mitschüler. »Nicht, dass ich den Ortern misstraute, aber ... Ich war mir, ehrlich gesagt, gar nicht hundertprozentig sicher, dass tatsächlich Planeten existieren, geschweige denn ein solcher.«

      »Ihr traut meinen Berichten also nicht?«

      »Doch, doch. Meistens. Äh ...« Sie schüttelt den Kopf, dass die langen, blonden Haare fliegen. »Praktisch immer.«

      »Mhm.«

      Die drei Geniferen sind an Bord der ATLANC geboren und aufgewachsen, erinnert mein Logiksektor. Als jüngste von rund zwanzig Generationen, die zeitlebens keine andere Umgebung kennengelernt haben als die diversen Sektoren des Richterschiffes. Also gib acht, Narr, dass du die drei nicht überforderst!

      Als hätte ich meine jeweiligen Mitstreiter nicht stets mit höchstmöglicher Rücksicht behandelt ...

      Ha!, höhnt meine innere Zweitstimme.

      Schnell wird die Ringwelt größer. Andrabasch hat die Form eines deutlich abgeflachten Toroids.

      Ungefragt wie immer füttert mich der Extrasinn mit den Daten, die wir den Ortungssystemen der ATLANC sowie den Informationen des Konfigurators von ANNDRIM verdanken. Der äußere Äquator durchmisst 39.860 Kilometer, der innere ist rund 8630 Kilometer vom Zentrum entfernt.

      Daraus ergibt sich eine Äquatorringdicke von 11.300 Kilometern, während die »Pol-zu-Pol«-Dicke 8140 Kilometer beträgt. Der »Pol-zu-Pol«-Umfang erreicht mit knapp 31.000 Kilometern lediglich drei Viertel des Wertes von Terra, während der Umfang der Polkreise mit über 125.000 Kilometern mehr als dreimal so groß ist wie der Äquatorumfang der Erde.

      »Die theoretische Möglichkeit der Existenz eines solchen Himmelskörpers«, sage ich leise, um den Zauber des Moments nicht zu sehr zu zerstören, »wurde sowohl von arkonidischen als auch terranischen Denkern schon früh erörtert.«

      »Aha?«, sagt Shukard, ohne den Blick vom Holoschirm abzuwenden. Es klingt eher höflich als interessiert.

      »Ja«, setze ich unverdrossen fort. »Aufseiten meines Volkes war es Srdan da Gerbens, der als Erster die dafür nötigen Parameter errechnet hat. Bei den Terranern wiederum geht diese spekulative Tradition über Dyson und Kowalewsky zurück bis auf Maclaurin und Newton.«

      »Newton, wie die antike, abgeleitete Maßeinheit für die physikalische Größe Kraft?«

      »O ja.«

      Beherrsch dich!, ermahnt mich der Logiksektor. Dozier bitte um aller Himmels willen nicht über Isaac Newton, die Apfel-Legende und wer den guten Mann damals angestachelt hat, sich von der Alchemie ab- und den Naturwissenschaften zuzuwenden!

      Ich beherzige den Rat und sage stattdessen: »Ein reifenförmiger Planet widerspricht nicht grundsätzlich den Gesetzen der Normal- und Hyperphysik. Dass ein solches Objekt jemals natürlich entstanden sein sollte, ist aber äußerst unwahrscheinlich. Ebenso, dass es für längere Zeit stabil bleiben würde.«

      »Andrabasch ist also vermutlich künstlichen Ursprungs?«, klappert Vogel Ziellos.

      »Vermutlich. Um Srdan da Gerbens zu paraphrasieren: ›Vielleicht erschaffen von einer hochstehenden Zivilisation, die mehr Wert auf Ästhetik denn auf Vernunft legt.‹«

      »Hui«, sagt Lua Virtanen.

      *

      Meine ältesten Freunde, die ich schmerzlich vermisse – allen voran Perry Rhodan, Reginald Bull und Gucky –, haben mich oft wegen meines »Erzählzwangs« gutmütig verspottet.

      Tatsächlich wecken starke Assoziationen in mir den Drang, Episoden aus meinem langen Leben auszubreiten, oft stundenlang. Jedoch vermag ich ihn normalerweise im Zaum zu halten.

      So auch diesmal. Nicht gänzlich verkneifen kann ich mir jedoch den Hinweis, dass die Sonne, die Andrabasch bescheint, mir fast noch verdächtiger vorkommt als der Ringplanet selbst.

      »Das Gestirn im Zentrum des Limbus wirkt wie ein Weißer Zwerg. Es hat fast die Masse von Sol – das ist der Heimatstern der Terraner ...«

      »Und zuvor der Lemurer«, wirft Shukard ein.

      »Richtig.« Sage noch mal jemand, Geschichtslektionen bereiteten nicht auf die Zukunft vor! »Bei einem Durchmesser von knapp 23.000 Kilometern und einer Oberflächentemperatur von fast 25.000 Grad. Aber: Trotz der eigentlich kleinen Leuchtkraft, nämlich nur null Komma null zwei des Solwertes, erhält Andrabasch Licht und Wärme wie von einer normalen G-Sonne.«

      »Ein weiteres Indiz«, sagt Vogel Ziellos. Er fährt sich mehrmals mit den Handflächen über die Unterarme, die mit winzigen, feucht schillernden Flaumfedern bedeckt sind, fast wie bei einem frisch geschlüpften Küken.

      Der Junge hat zu 31 Prozent terranische Anteile, zu 14 Prozent onryonische; die restlichen Prozent stammen aus den Gen-Tresoren von Richter Chuv. Vogels Haut ist leicht grünlich, was vom dunkelgrünen Blut herrührt. »Da hat jemand dran gedreht, oder?«

      »Wir werden es herausfinden.« Lua legt ihm die Hand auf den Rücken; sanft, dennoch zuckt er zusammen. »Mir persönlich ist es jedenfalls allemal lieber, dass jemand die wilde, blöde Natur nach seinem Willen geformt hat. Jemand mit höherer intellektueller Kapazität.«

      »Wer auch immer«, sage ich.

      Dann schweigen wir und schauen.

      Im Außenbordholo schwillt Andrabasch weiter an, füllt den Erfassungsbereich aus, verdeckt vollständig die Schwärze des Limbus. Strukturen werden erkennbar: weiße Wolken, braunes und grünes Land, große Meere.

      Ein blauer Planet. Erstaunlich erdähnlich, wenn man die ungewöhnliche Form beiseitelässt.

      Die Gesamtoberfläche ist fast fünfmal so groß wie jene Terras. Das Volumen erreicht mit etwa 6,5 mal 10 hoch 12 Kubikkilometern sogar den sechsfachen Erdwert.

      Licht gibt es, mangels Achsneigung, nur auf der Ringaußenseite, nicht auf der Oberfläche im dem zentralen Loch zugewandten Bereich. Die Eigenrotation ist fast siebenmal schneller, bei einer »Tageslänge« von nur 3,53 Stunden.

      Bezeichnend, dass du ständig Vergleiche zu Terra ziehst, stichelt mein Lästersinn. Anstatt zu Arkon.

      Ich bin ein Terraner!, gebe ich in Gedanken zurück; zigste Neuauflage einer Jahrtausende währenden Abfolge immer gleicher Scharmützel.

      Die Replik des Logiksektors kommt prompt. Du bist ein Narr.

      Er hat recht. Ein seliger, endlich wieder tatendurstiger Narr.

      *

      ANNDRIM landet auf dem Kontinent Phaaol, in der ausgedehnten Bucht einer Stadt namens Yooning.

      Dort befindet sich ein schwimmendes Dock. ANNDRIM-Port ist eine Plattform mit neun flachen, strahlenförmigen Piers von je 400 Metern Länge. Das kegelförmige Hauptgebäude hat einen Durchmesser von 340 Metern und eine Höhe von 260 Metern.

      Aus der Kegelspitze ragt ein, im oberen Drittel zweigeteilter, Ausleger 300 Meter schräg in die Höhe. Dreieckige Flügel sind dafür bestimmt, gemeinsam mit dem Hauptauslegerarm die Raumstation ANNDRIM zu empfangen und zu fixieren.

      Den eigentlichen Andockvorgang bekommen wir nicht mit. Gewiss verläuft er mit der erschütterungsfreien Eleganz, die wir aus der ATLANC gewohnt sind. Dass die eingesetzten Technologien verwandt sind, steht außer Frage.

      Vorher schon hat uns eine synthetische, emotions- und nahezu klanglose Stimme mitgeteilt: »Wir sind da. Ihr mögt aussteigen und euer wunschloses Glück finden.«

      Merkwürdige Wortwahl ...

      Wir folgen den Anweisungen, durchschreiten einige verwaiste, unspektakuläre Korridore der unteren Außensektionen, die wohl überwiegend aus Beiboot-Hangarhallen bestehen. Schließlich stolpern wir mehr, als wir gehen, eine sehr steile Rampe hinab. Dann öffnet sich vor uns eine Bodenschleuse.

      Und