Perry Rhodan 3065: Beteigeuze. Susan Schwartz

Читать онлайн.
Название Perry Rhodan 3065: Beteigeuze
Автор произведения Susan Schwartz
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845360652



Скачать книгу

geht davon aus?«, fragte Orfea Flaccu. »Um wen genau handelt es sich dabei?«

      Nevio Torwesten lächelte. »Um für gewöhnlich gut informierte Kreise.«

      Rhodan musste grinsen; diese alte Floskel starb wohl niemals aus.

      »Kreise, zu denen jemand wie die Residentin der Liga offenbar nicht gehört?«, stellte Orfea Flaccu fest.

      Nevio Torwesten nickte bedächtig. Er ließ sich Zeit mit einer Antwort. »Vielleicht funktioniert das diplomatische Netzwerk in mancherlei Hinsicht besser als der Liga-Dienst.«

      Sie schwiegen eine Zeit lang, und Rhodan fragte sich, wie die Residentin mit dieser Schlappe wohl umging. Es erleichterte ihn, als er sie milde lächeln sah.

      Die Schwebeplattform erreichte den äußeren Rand des Landefelds und damit einen lang gezogenen Flachbau, der an das Fabrikgebäude einer automatischen Fertigungsstraße erinnerte – ein trister, metallischer Schlauch, der da und dort unter einem Sonnenstrahl aufblitzte.

      Im Hintergrund, nach einem etliche Hundert Meter breiten Grünstreifen, erstreckte sich ein Meer aus Blumen in den schillerndsten Farben, daran anschließend begannen die ersten Wohnbereiche der Stadt Orionopolis.

      Die Plattform hielt vor dem Flachbau, eine Tür öffnete sich, und ein Terraner trat heraus.

      Er war ein hochgewachsener Mann mit millimeterkurz geschorenen roten Haaren. Hinter einem Ohr klemmte ein fingerlanger Metallstift. Er trug ein Hemd aus lose fallendem, pinkfarbenem Stoff und eine robuste Lederhose. »Ich bin Odai Krimmer«, sagte er und zeigte sich überschwänglich herzlich: Er umarmte alle und verteilte Wangenküsse rechts und links.

      Rhodan ließ es über sich ergehen, fühlte sich aber genauso, wie Ghizlane Madounis Gesicht aussah, in dem sich eine Mischung aus Befremdung und Amüsement spiegelte.

      »Ich bin der Sicherheitsexperte rund um das diplomatische Treffen«, fuhr Krimmer fort. »Oder, wenn ihr mir eine saloppere Beschreibung gestattet, derjenige, der euch den Hintern retten wird.«

      *

      Odai Krimmer brachte sie in einem Flugtaxi nach Orionopolis, dort in einen der zahllosen Parks. Mehrere Kanäle flossen im Abstand weniger Meter und kreuzten sich häufig, sodass ein fast schachbrettartiges Netz aus schmalen Wasserstraßen entstand. Auf den Flächen dazwischen tummelten sich Menschen, lagen in der Sonne, grillten, lachten. In den Kanälen staksten einige Yura, meistens auf drei oder vier der sieben Tentakel aufgerichtet.

      Krimmer führte Rhodan und seine Begleiter zu einem Café, das am Rand des Parks lag, mit bester Sicht ins Grüne. Zunächst sah es so aus, als gäbe es keine freien Plätze, doch als sie sich näherten, schob sich ein Tisch – exakt passend mit fünf Stühlen – aus dem Boden.

      »Hier ist man sehr auf exquisiten Service bedacht«, sagte der Sicherheitsexperte. Mit einem breiten Grinsen ergänzte er: »Und auf Diskretion, was allerdings die normalen Gäste nicht wissen. Die Positronik hat mich erkannt, ich komme oft hierher. Uns steht ein schönes Separee mit ausreichender Privatsphäre zur Verfügung, auch wenn es nicht so aussieht.«

      Sie setzten sich.

      Rhodan entging das leichte, kaum wahrnehmbare Flirren in der Luft rundum nicht. Sie konnten ungestört sehen und hörten alles, was sich in ihrer Umgebung abspielte ... aber er zweifelte nicht daran, dass kein Wort ihres Gespräches nach draußen drang.

      Krimmer bestätigte diese Vermutung. »Wir können völlig offen sprechen. Ich dachte, es ist etwas netter als mein Büro in dem bunkerartigen Ding in der Siedlung, die die Yura für das diplomatische Treffen errichtet haben. Außerdem liegt es für unseren Gast auf dem Weg.«

      »Unser Gast?«

      »Kaloyd. Er ist Kontaktmann bei den Yura und nebenbei der Projektverantwortliche für den Siedlungsneubau. Wenn man davon absieht, dass meine topsidische Kollegin Wrachsha und ich noch mehr Verantwortung dafür tragen, denn wir klopfen dort alles auf die notwendige Sicherheit ab. Was den guten Kaloyd eine Menge Nerven gekostet hat.«

      »Mich wundert, dass er einen Eigennamen trägt«, sagte Residentin Flaccu.

      »Wenn Yura als Kontaktpersonen fungieren sollen, wählen sie meistens einen Namen, um uns den Umgang mit ihnen zu erleichtern.«

      »Und er wird zu uns stoßen?«

      »Er begleitet uns zum Primrat – dem Regierungsoberhaupt seines Volkes. Aber vorher möchte ich euch grundlegend die Situation erklären.«

      »Wir hören«, versicherte Ghizlane Madouni.

      »Die eben erwähnte Wrachsha sorgt auf Seite der Topsider für die Sicherheit vor und während des Treffens. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, dezent vorzugehen und im Hintergrund zu bleiben. Sie geht rigoroser vor als ich. Um es gelinde zu sagen. Sie würde am liebsten eine Hundertschaft Kampfroboter in der Siedlung verteilen und ...«

      »Mit welcher Gefahr rechnet sie?«, unterbrach die Residentin.

      »Sie misstraut uns. Also nicht unbedingt persönlich, aber den Terranern ganz allgemein. Die Gelegemutter höchstpersönlich wird nach Vurayur kommen. Wrachshas Meinung nach wäre das für uns die ideale Gelegenheit für ein Attentat.«

      »Womit sie recht hat«, sagte Ghizlane Madouni. »Sofern es auch nur den Hauch einer sinnvollen Begründung dafür geben würde, jetzt einen Anschlag auf Bun-Akkbo durchzuführen. Wofür hält sie uns?«

      »Für Terraner«, antwortete der Chefdiplomat Nevio Torwesten trocken. »Für manche Topsider, nennen wir sie die Unbelehrbaren, bedeutet dass, das wir Bestien sind. Verzweifelt, wahnsinnig, machtlüstern ... je nachdem. Auf jeden Fall unberechenbar. Und was tun unberechenbare Personen?« Er schnippte mit den Fingern. »Genau: unberechenbare Dinge!«

      »Du findest Wrachshas Vorstellungen also richtig?«, fragte Ghizlane.

      »Unfug! Ich will euch lediglich helfen, ihre Denkweise nachvollziehen zu können. Ich beschäftige mich seit Jahren mit ihnen und ihrem Blick aufs Universum. Das Sternengelege ist militärisch, es breitet sich aus und ist zugleich heimatverbunden; die Topsider sind kriegerisch, aber im Privaten an Kunst und Dichtung interessiert.

      Sie denken anders als wir – die Differenzen beschränken sich nicht auf Äußerlichkeiten. Nehmen wir als Beispiel nur eine der Grundlagen des Lebens – die Bindung an ihre Nachkommen. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man Kinder austrägt oder Eier in ein Nest legt. Versteht mich nicht falsch, ich will das nicht abwerten, das wäre Unsinn. Ich stelle lediglich fest, und meine dringende Mahnung an euch lautet: Glaubt nicht, dass Topsider so denken wie wir! Sie folgen auch nicht unserer Logik.«

      »Eine leidenschaftliche Rede«, sagte Perry Rhodan. »Aus all meiner Erfahrung, nicht nur mit den Topsidern aus meinem Heimatuniversum, sondern mit zahllosen Fremdvölkern, kann ich dir nur zustimmen. Aus falschen Erwartungen folgen Enttäuschungen, und die sorgen für Konflikte.«

      »Dann hast du eine wichtige Grundregel der Diplomatie verstanden.«

      Rhodan grinste. »Danke für dieses Lob aus berufenem Mund!«

      »Gerne geschehen«, sagte Torwesten todernst.

      »Aber zurück zu Wrachsha«, forderte Odai Krimmer. »Die Roboter in der Siedlung habe ich ihr ausgeredet – oder bin zumindest auf einem guten Weg bei diesem Vorhaben. Sie wird zumindest ihre Ansprüche zurückfahren, davon gehe ich aus. Eine andere Idee, an der sie einen Narren gefressen hat, ist übrigens weitaus verrückter. Sie hat allen Ernstes gefordert, nicht nur möglichst sämtliche Poyiden an Land wie im Meer mit Mikrosendern auszurüsten, sondern auch die Bachu!« Er lachte, als wäre ihm ein besonders guter Witz gelungen.

      Nur konnte Rhodan die Pointe nicht nachvollziehen, da er weder die Poyiden noch die Bachu kannte. Den fragenden Gesichtern nach zu urteilen ging es seinen drei Begleitern genauso.

      »Oh«, machte der Sicherheitsexperte. »Ich sehe, wo das Problem liegt. Also gut. Die Poyiden sind Raubtiere, die den Yura vom grundlegenden Körperbau her sehr ähneln. Sie leben meist im