Perry Rhodan 1276: Kodexfieber. Arndt Ellmer

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Название Perry Rhodan 1276: Kodexfieber
Автор произведения Arndt Ellmer
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845312750



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sich die Virenschiffe nach den Wünschen ihrer Besitzer geformt hatten, da waren die Viren eine Zeitlang formbar geblieben. Dieser Prozess hatte jedoch nur etwa zwei Wochen gedauert. Danach waren die Virengebilde erstarrt. Sie konnten nicht mehr verändert werden. Der Plan, ein Gerät zu bauen, das dies rückgängig machte, war mehr als hirnrissig, zumal die Virenschiffe deutlich machten, dass die Konsistenz der Viren nicht mehr veränderbar war.

      »Schade!«, brummte Shilling nachdenklich. »Wirklich schade. Gerade von dir hatte ich mir Unterstützung erhofft, Irmina Kotzendoofa!«

      »Kotschistowa!« Die Terranerin wurde langsam böse. »Und jetzt raus!«

      Kido machte einen Satz und trieb den Vironauten damit von der Metabio-Gruppiererin weg.

      »Winzling!«, keifte der einen Meter große Kobold. »Du störst uns bei wichtiger Arbeit!«

      »Überlege es dir noch einmal!«, sagte der Vironaut unter der Tür. »Über tausend Vironauten stehen hinter mir. Sie alle wollen verformbare Viren. Viele haben neue Ideen über die Gestaltung der Virenschiffe, die sie verwirklichen wollen!«

      »Tut mir leid!«

      Doc Shilling ging endgültig, und Irmina setzte sich mit Bully in der EXPLORER in Verbindung. Mit ihr war die ÄSKULAP direkt verbunden, da Irmina ihr Virenschiff an Bullys Grundzelle angekoppelt hatte. In der Zwischenzeit hatten sich mehrere Segmente hinzugesellt, die mit der ÄSKULAP verbunden waren, unter anderem die LYTRAM.

      Bully nahm die Meldung nachdenklich entgegen.

      »Wir haben Siom Som erreicht, ohne dass bei den vier eine Veränderung eintrat. Das ist kein gutes Zeichen«, stellte er fest. »Was sollen wir tun? Umkehren und den Hoheitsbereich der Ewigen Krieger verlassen, in der Hoffnung, dass die Wirkung der Kodexmoleküle dann von allein erlischt?«

      »Nein, das ist keine Lösung«, pflichtete Irmina ihm bei.

      Erneut machte sie sich an die Arbeit, und wieder war es Kido, der nach einer Weile sagte:

      »Wieder eine Veränderung. Möchte wissen, was es diesmal ist!«

      Irmina nahm sich die beiden männlichen Hanse-Spezialisten vor. Eine halbe Stunde war seit der Unterbrechung durch Doc Shilling vergangen. Jetzt zeigte der Scanner ihr, dass die Menge der Kodexmoleküle im Blutkreislauf zugenommen hatte. Eine Überprüfung der beiden Frauen bestätigte es.

      Irmina löste sich aus der Konzentration und starrte den Scanner an. Sie wusste, dass es keinen Irrtum gab. Der Vorgang jedoch widersprach allem, was sie bisher über die Kodexmoleküle in Erfahrung gebracht hatte. Bisher war sie davon ausgegangen, dass die Kodexmoleküle nach einiger Zeit zerfielen. Deshalb mussten die Ewigen Krieger und ihre Gefolgsleute regelmäßig Molekülduschen nehmen.

      »Ein unerklärliches Phänomen, nicht wahr?«, sagte Kido.

      Sie nickte fahrig.

      »Wir müssen herausfinden, was dahintersteckt. Vi, sind alle Geräte des Labors einsatzbereit?«

      »Sie sind es immer, Irmina!«

      »Kopplung mit dem Scanner. Auch den Computer anschließen!«

      »Ist soeben geschehen.«

      »Der Virencomputer soll die Messwerte speichern. Ich brauche hinterher Diagramme über alle Vorgänge!«

      Von Kido assistiert, machte sie sich an die Aufgabe, die sie für die schwerste ihres Lebens hielt. Noch nie hatte sie es mit so etwas wie den Kodexmolekülen zu tun gehabt. Sie sprengten den Rahmen des Gewohnten. Irmina begann, Messungen vorzunehmen. Sie begann in den Beinen und drang bis zum Gehirn vor. Nach drei Stunden lagen die Ergebnisse in Form einer Holographie vor.

      »Die größte Moleküldichte ist im Gehirn vorhanden«, flüsterte die Terranerin. »Von dort scheint die Vermehrung auszugehen. Kido, nächste Stufe. Wir suchen den Ursprung!«

      Absolute Lautlosigkeit trat im Meta-Forming-Labor ein. Irmina begann das Gehirn von Agid Vendor systematisch auseinanderzunehmen. Sie begann bei den Blutbahnen, setzte die Abtastung bei den Nervenbahnen fort und checkte schließlich die Funktionen der Drüsen durch.

      »Es sind biochemische Veränderungen«, stellte sie fest. »Sie betreffen alle Drüsen, vor allem die Zirbeldrüse. Es muss die Folge der Überdosis sein. Es ist unvorstellbar, aber es muss so sein. Die Zirbeldrüse hat mit der Produktion von Kodexmolekülen begonnen!«

      Die Zirbeldrüse, auch Ephiphyse oder Pinealdrüse genannt, lag auf der Vierhügelplatte des Mittelhirns und stand mit der hinteren Region des Zwischenhirndachs über einen Stiel in Verbindung. Diese Region wurde auch als die Limbische Region bezeichnet, die das Zentrum der sensorischen, motorischen und vegetativen Funktionen darstellte und mit dem Hypothalamus in Verbindung stand. Über ihn liefen Steuerung und Rückmeldung des vegetativen Nervensystems wie auch die des Stoffwechsels, des Hormonhaushalts und der Sinnesbahnen.

      Die Aktivitäten der Zirbeldrüse hatten hier neue Gegebenheiten geschaffen, und hier war irgendwo auch die Ursache für das Koma zu suchen und zu finden.

      Irmina wurde die Wirkung der Kodexmoleküle langsam klar. Was sie bisher darüber gewusst hatte, erschien ihr nun in einem viel größeren Rahmen.

      Die Anhänger der Lehre vom Permanenten Konflikt eigneten sich den Kodex durch die so genannten Kodexmoleküle an. Dabei handelte es sich um eiweißähnliche Moleküle, die als Peptide bezeichnet wurden und Gedächtnisstoffe im weitesten Sinn darstellten. Irmina selbst kannte eine Scotophobin genanntes Peptid, das die Information »Meide die Dunkelheit« in sich trug. Injizierte man es einem Wesen, so begann dieses sich vor dunklen Räumen zu fürchten. Die Kodexmoleküle waren identische Stoffe mit anderen Botschaften. Sie vermittelten die Inhalte des Kodex, der in speziellen Situationen das Verhalten derer bestimmte, die die Moleküle inhaliert hatten. Der Kodex erzwang auf biochemische Weise ein Reflexverhalten. Ein davon Betroffener konnte in entsprechender Situation nur auf eine bestimmte Weise reagieren.

      Auf Urdalan befand sich ein Stützpunkt, wo man sich einer Moleküldusche unterziehen konnte. Urdalan lag in der Galaxis Erendyra, und die war weit, denn inzwischen hatte man den Abgrund zwischen den Galaxien überwunden und war in der bunten Pracht der psionischen Felder nach Siom Som gereist. Bully hatte etwas von der Eastside dieser Sterneninsel gesagt, er folgte den Hinweisen, die sie von Longasc erhalten hatten. Aber auch jener Auftrag, den Merioun seinem Artgenossen Volcayr übermittelt hatte und bei dem Bully Augen- und Ohrenzeuge gewesen war, spielte eine Rolle. Das Ziel des Fluges lautete Mardakaan.

      »Wir haben hier einen Ableger des Stützpunkts von Urdalan«, sagte die Metabio-Gruppiererin plötzlich. »Die Produktion der Kodexmoleküle nimmt bei allen vier Patienten weiter zu. Und je stärker sie wird, desto unheimlicher und gefährlicher wird mir das alles. Langsam hege ich den Verdacht, dass Volcayr uns die vier Spezialisten absichtlich zurückgeschickt hat. Er hat sie mit Kodexmolekülen verseucht.«

      »Mag sein«, sagte Kido. »Aber warum haben sie sich nicht rasend gebärdet? Ich habe mich als Ewiger Krieger gefühlt, als ich die Moleküle einatmete.«

      »Ich erinnere mich nur zu gut«, bestätigte Irmina. »Und ich habe auch den Zeitraum im Kopf, nach dem die Wirkung wieder abflaute. Bei den vier Hanse-Spezialisten haben wir es mit einer modifizierten Erscheinungsform der Kodexmoleküle zu tun. Es ist möglich, dass sie von Volcayr präpariert worden sind.«

      »Dann wird es Zeit, dass Bully Alarm gibt!«

      »Noch ist es noch nicht soweit. Noch besteht keine Gefahr, weder für uns noch für die Vironauten. Im Gefahrenfall werden wir die ÄSKULAP abkoppeln und verhindern, dass die übrigen Virenschiffe gefährdet werden!«

      »Ich bin einverstanden«, sagte Kido. »Übrigens, während du mit dem Scanner gearbeitet hast, hat das Schiff eine Meldung gemacht. Doc Shilling hat deinen Rat befolgt. Er ist jetzt drüben in der EXPLORER und versucht, Bully herumzukriegen.«

      »Wie ich Bully kenne, wird er sich nicht übers Ohr hauen lassen«, lächelte Irmina.

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