Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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      Chipol schrie um Hilfe. Atlan riss die Augen auf und versuchte, etwas zu erkennen. Täuschte er sich, oder war das Licht seines Helmscheinwerfers matter geworden? Chipols Kokon hing noch an seinem Platz.

      »Was ist los? Hast du geträumt?«

      »Atlan, endlich. Ich habe Gestalten gesehen. Sie müssen sich unter uns befinden!«

      Jetzt begann auch der Arkonide zu schreien, so laut er konnte. Es blieb ihnen dabei nur die Hoffnung, dass die Sucher wenigstens ein leises Geräusch hörten und aufmerksam wurden.

      Ein Strahl zuckte durch die Luft und schnitt in Chipols Kokon. Atlan hielt unwillkürlich die Luft an. Sie waren entdeckt worden. Mrothyr und die Insassen der STERNENSEGLER kamen, um sie zu befreien.

      Doch die Strahlen, die jetzt beide Kokons trafen und sie von ihrer Aufhängung trennten, besaßen eine bläuliche Farbe. Sie konnten keinesfalls aus einer Waffe der STERNSCHNUPPE stammen.

      »Könnt ihr mich hören?«, wollte er wissen. Er erhielt keine Antwort und fand sich schnell mit dem Gedanken ab, dass er es nicht mit Bekannten zu tun hatte, sondern mit Fremden.

      Die Fremden aus der ENTE oder Einheimische von Orgro.

      Was sonst!

      Plötzlich setzte das Gefühl des freien Falls ein, und im nächsten Augenblick prallte er gegen den harten Boden. Der Kokon dämpfte den Schlag, und dann platzte er auseinander, und der Arkonide erhielt seine Bewegungsfreiheit zurück. Er richtete sich auf und half Chipol auf die Beine.

      »Danke«, sagte er, und von einem der uniformierten Fremden kam die Antwort:

      »Willkommen!«

      Der Gruß hätte eigentlich bedeuten müssen, dass es sich bei den dürren, hochbeinigen Wesen in den roten Uniformen um Bewohner Orgros handelte. Die weiteren Worte zeigten das Gegenteil.

      »Wir hatten bereits Kontakt zu euren Freunden in den Schiffen. Daher beherrscht unser Translator eure Sprache. Ein Bote hat uns die Speicher in die Katakomben gebracht. Sind Trauzeugen immer so abenteuerlustig?«

      Mit Sicherheit machte Atlan in diesen Augenblicken gerade kein geistreiches Gesicht und Chipol noch weniger.

      »Ihr seid es nicht minder«, entgegnete er. »Was hat euch auf diesen Planeten getrieben?«

      »Das kann dir Soray am besten sagen. Soray ist unser Obmann, und er hat sich entschlossen, mit euch zu reden. Zwei von euch namens Goman-Largo und Neithadl-Off sind bereits zur YOI 1 unterwegs. Goman-Largo ist der Bräutigam, Neithadl-Off die Brautmutter.«

      »Und wo steckt die Braut?«, rief Chipol amüsiert.

      »Anima hält sich in der STERNENSEGLER auf«, gab der Uniformierte zur Antwort.

      »Also gut, wir kommen mit euch«, entschied der Arkonide. »Habt ihr das Ungeheuer erlegt?«

      »Es ist in einer Felsspalte verschwunden. Mehr konnten wir nicht herausfinden!«

      Sie setzten sich in Bewegung und marschierten in Richtung Osten, bis sie den Einbruch erreichten. Draußen an der Oberfläche war es heller geworden, und die unterschiedlichen Wesen konnten sich gegenseitig besser betrachten. Die Uniformierten nannten sich Tessaler und wollten nicht verraten, woher sie stammten. Sie versteiften sich, als sie Chipol sahen. Atlan bemerkte es. Chipol war ein Daila, und es stand zu vermuten, dass die Tessaler bereits mit Daila zu tun gehabt hatten. Chipol aber schien diese Wesen noch nie gesehen zu haben.

      Der Rumpf der ENTE ragte vor ihnen auf. Das Schiff hieß YOI 1 und war ein Schwerer Erkunder. Soviel hatte Atlan den Uniformierten entlockt. Er gewann den Eindruck, dass es Soldaten waren. Ihr Verhalten wies auf organisatorische Abhängigkeit und Befehlsstrukturen hin.

      Die Tessaler öffneten das Schiff und betrachteten es. Sie luden ihre Gäste ein, und wenig später betraten Atlan und Chipol einen oval geformten Raum irgendwo in der Schiffsmitte. Ein Tessaler hielt sich darin auf. Er sprach mit Goman-Largo und Neithadl-Off.

      Die Vigpanderin stürmte sofort auf den Daila zu.

      »Chipol!«, rief sie aus. »Chipol aus der Familie Sayum! Was sagt dir der Name Tessaler?«

      »Nichts!« Chipol hatte die Wesen weder gesehen noch jemals von ihnen gehört. Er konnte der Parazeit-Historikerin nicht helfen.

      Atlan fixierte inzwischen den Tessaler, der ihnen als Obmann Soray vorgestellt wurde. Soray war unruhig geworden. Er starrte nur den jungen Daila an und beachtete den Arkoniden kaum. Plötzlich jedoch fuhr er herum. Er wusste, dass er beobachtet wurde.

      »So sieht ein junger Daila aus«, sagte der Arkonide. »Es ist nicht das erste Mal, dass du einen Daila siehst, nicht wahr?«

      »Du irrst dich!« Soray klatschte zweimal in die Hände. »Gerade, weil ich ein Wesen wie ihn noch nie gesehen habe, ruht meine ganze Aufmerksamkeit auf ihm. Wer bist du? Gehört dir das größere Schiff?«

      »Ich habe es in meinem Besitz. Ich bin der Trauzeuge der Brautmutter!«

      Er deutete auf die Vigpanderin, aber Neithadl-Off tat unbeteiligt, als ginge sie das alles nichts an.

      »Die Tessaler sind so freundlich und wollen uns bei der Reparatur der Schiffsanlagen helfen«, verkündete Goman-Largo. »Wir haben das Angebot angenommen. Soray meint allerdings, dass es dauern wird. Er will helfen, doch ich glaube, er kann es nicht recht. Er schickt laufend Trupps in alle Richtungen aus. Es wird ihm gehen wie uns. Er muss nach seltenen Metallen suchen.«

      »Wir sind gut ausgerüstet«, widersprach der Obmann. »Ihr werdet es bald sehen. Wir haben euch aus den Fängen eines gefährlichen Tieres gerettet. Wollt ihr undankbar sein?«

      »Niemals!«, rief Chipol aus. Er tat, als sei er erzürnt.

      »Kommen wir zum Geschäft«, meinte der Arkonide. Er ließ sich von dem Tigganoi berichten, was sich bei der STERNENSEGLER abgespielt hatte. Dann wandte er sich an Soray.

      »Du willst uns helfen, und wir wollen dir helfen. Das ist ein fairer Ausgleich. Wenn ihr daran interessiert seid, Cirgro anzufliegen und darauf zu landen, sind wir euch gern behilflich. Ratsam ist ein Versuch jedoch nicht.«

      »Wir werden es nicht tun. Sobald ihr das System verlassen habt, werden auch wir aufbrechen!«, sagte Soray.

      Achte auf die Reihenfolge, Arkonide. Er will euch weghaben!

      »Erst dann?«, bemerkte Atlan. »Warum nicht vorher? Wir fühlen uns geehrt, wenn ihr uns den Vortritt lassen wollt. Aber ist es nicht sinnvoller, wenn wir die Wahrheit nicht länger verschweigen?«

      »Wie lautet sie?«

      »Dass wir bereits auf Cirgro waren, und zwar mehrere Tage. Dass wir die dortigen Bewohner und Verhältnisse kennen. Und dass ihr die Absicht habt, diese Welt zu besuchen. Nur ist es euch bisher nicht gelungen, auf ihr zu landen. Welche Absichten führen euch hin?«

      Schweigen war in den Raum eingekehrt. Soray war mehrere Schritte zurückgewichen. Er hielt die Arme und Handflächen abwehrend von sich gestreckt.

      »Nein, du irrst«, widersprach er. »Deine Vermutungen sind nicht zutreffend. Wir sind bloß Händler. Wir haben mit Cirgro keine Absichten. Wir wollen keinen Handel mit seinen Bewohnern treiben!«

      Atlan lachte laut. Er ließ sich in einem Sessel nieder und schlug die Beine übereinander. Der Obmann ragte wie eine riesige Stange vor ihm auf.

      »Händler mit militärischem Gebaren«, sagte der Arkonide. »Ich will es dir glauben. Und dass du keinen Handel auf Cirgro treiben willst, glaube ich dir auch. Du willst dort etwas anderes. Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, wie du und deine Soldaten auf das Erscheinen Chipols reagierten? Chipol ist ein Daila. Und die Daila sind euch bekannt.«

      »Du kannst keine Gedanken lesen, Fremder. Sonst würdest du anders reden!« Soray kam auf ihn zu. »Du bist kein gerngesehener Gast an Bord der YOI 1. Ziehe deine Schlüsse daraus!«

      Atlan sah zu Neithadl-Off. Die Vigpanderin hatte den Obmann die ganze Zeit aufmerksam gemustert. Der Arkonide