Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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denn allmählich dämmerte auch mir, dass wir beinahe einem raffinierten Angriff zum Opfer gefallen wären.

      »Wir müssen Anima helfen!«, sagte der Tigganoi und brachte mich dadurch fast völlig wieder auf den Boden der Realität zurück. »Sie ist immer noch bewusstlos.«

      »Ihr müsst noch warten«, erklärte POSIMOL unerbittlich. »Zuerst müssen auch die allerletzten Reste des fremdartigen Lebens von euren Raumanzügen gespült und nach draußen gepumpt worden sein. Diese Substanz hatte sich förmlich in die molekulare Struktur eurer Anzüge gefressen und lässt sich nur mit einem scharfen Lösungsmittel entfernen.«

      Ein paar Minuten vergingen, dann war die Prozedur endlich abgeschlossen. Nach einer Desinfektionsdusche wurden die Raumanzüge durch Heißluft getrocknet. Danach erlaubte uns POSIMOL, sie wieder zu öffnen.

      Unsere erste Handlung war, Anima aus ihrem Raumanzug zu schälen. Sie hatte das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Ihre Gliedmaßen waren starr und verkrümmt. Ich befürchtete das Schlimmste für sie. Aber mein Modulmann beruhigte mich mit dem Hinweis, dass Anima keine gewöhnliche Hominidin war und dass sie sich deshalb bald wieder erholt haben würde.

      Wir trugen sie erst einmal in die Zentrale und betteten sie auf einen zurückgeklappten Kontursessel. Nussel behinderte uns dabei, weil er sich jammernd an die Hominidin drängte.

      Er beruhigte sich erst dann etwas, als einer der Roboter mit einem Spezialgerät eine medizinische Untersuchung Animas vorgenommen und eine günstige Prognose gestellt hatte.

      Da machten auch Goman-Largo und ich es uns gemütlich. Das hieß, er machte es sich gemütlich, indem er sich auf einem Sessel ausstreckte. Ich vermochte diesen Möbelstücken allerdings keinen Reiz abzugewinnen. Aber wenigstens kroch ich aus meiner Schutzhülle, so dass wieder Luft aus erster Hand an meinen Körper kam.

      »So!«, machte Goman-Largo erleichtert. »Jetzt berichte mal, POSIMOL! Was hast du über diese gefährliche Lebensform Katlochs herausbekommen?«

      »Nicht viel«, antwortete die Bordpositronik. »Sie ist jedenfalls nicht im Sinn der bekannten Definitionen organisch, aber auch nicht anorganisch. Sie ist auch weder echt pflanzlich noch echt tierisch. Sie ist einfach anders als alles, was in mir über Lebensformen gespeichert ist.«

      »Aber warum ist sie so völlig anders?«, rief Goman-Largo.

      »Das konnte nicht ermittelt werden«, erklärte POSIMOL. »Es gibt nur einen spekulativen Gedankengang, der zur Lösung führen könnte. Eine der drei Sonnen muss eine extrem wirksame Strahlung emittieren.«

      »Aber dann sind wir alle noch immer in höchster Gefahr«, erwiderte ich.

      »Nein, denn zur Zeit wird Katloch von keiner derartigen Strahlung getroffen«, widersprach POSIMOL. »Wahrscheinlich wird sie nur in Langzeitintervallen frei – oder nur bei der größten Annäherung Katlochs an die betreffende Sonne.«

      »Und in all diesen Zeitspannen hat sie jedes Mal zu Mutationssprüngen geführt«, setzte mein Modulmann den Gedankengang fort. »Ihnen folgten dann jeweils Phasen der Selektion, dann krempelten neue Mutationen alles wieder um und schufen immer neue Strukturen und Reproduktionsweisen.«

      »Bis die Evolution zu der heute existierenden Lebensform führte«, versuchte ich den Gedanken weiterzuspinnen. »Eine Lebensform, die andere Lebensformen des Selbsterhaltungstriebs beraubt, indem sie ihren Geist dazu verleitet, sich selbst in Gedankenkäfige einzuspinnen – und die dann die Materie dieser Lebensformen in sich integriert. Wäre es nicht faszinierend, Informationen mit dieser Lebensform auszutauschen?«

      »Ich fürchte, sie ist nicht an Informationen interessiert, sondern nur an integrierbarer Materie«, gab mein Modulmann zurück. »Unter diesen Umständen halten wir uns besser von ihr fern. Ich schlage vor, wir starten.«

      »Ja, starten!«, flüsterte Anima.

      Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die Hominidin.

      Sie hatte das Bewusstsein wiedererlangt, und die Starre ihrer Gliedmaßen war verschwunden. Mit Hilfe eines Roboters hatte sie sich aufgesetzt. Aber ihre Augen starrten scheinbar ins Leere.

      »Warum rüttelst du sie nicht mal wach, Goman!«, schimpfte ich.

      »Sei still, Prinzessin!«, raunte er mir warnend zu. »Wahrscheinlich ›hört‹ sie wieder den Ruf ihres Ritters. Wir dürfen sie nicht stören, damit sie endlich herausfindet, wohin genau wir fliegen müssen, um Atlan zu finden. Ich möchte es hinter mich bringen, denn es wird höchste Zeit, dass ich meine ureigenen Ziele wieder anvisiere.«

      »Na, schön!«, pfiff ich.

      »Ich komme!«, flüsterte Anima.

      Sie erhob sich, wandelte in Trance auf den Eingabesektor der Bordpositronik zu und begann ein Rede- und Antwortspiel mit POSIMOL, das ich schon bald nicht mehr durchschaute.

      Für POSIMOL dagegen schien es ein Spiel zu sein, dem sie durchaus etwas abzugewinnen vermochte. Jedenfalls endete es damit, dass sie auf einem Datensichtschirm die Koordinaten des Raumsektors abbildete, aus dem Anima offenbar den Ruf ihres Ritters empfangen zu haben glaubte.

      »Anima ist noch nicht wieder voll zurechnungsfähig«, teilte die Positronik dem Tigganoi und mir mit. »Deshalb brauche ich euer Einverständnis, um Kurs auf die abgebildeten Koordinaten nehmen zu können.«

      Goman-Largo und ich tauschten einen schnellen Blick.

      »Wir sind einverstanden, POSIMOL«, erklärte ich dann.

      7.

      Goman-Largo

      Ich ertappte mich dabei, dass ich eingenickt war.

      Rasch blickte ich zu Anima und meiner Prinzessin. Aber beide schienen nichts bemerkt zu haben. Nur das Einhorn begegnete meinem Blick und kniff ein Auge zu.

      Ich konzentrierte mich auf ein beliebiges Modul, um mich wach zu halten. Dennoch fielen mir die Augen schon bald darauf wieder zu. Ich musste mir eingestehen, dass die Ereignisse der letzten Zeit und die Eindrücke, die auf mich eingestürmt waren, mich an den Rand der totalen Erschöpfung getrieben hatten.

      Es hatte keinen Sinn, wenn ich mir weiterhin selbst Gewalt antat oder womöglich noch zu aufputschenden Drogen griff. Ich brauchte schlicht und einfach ein paar Stunden Schlaf.

      Mit einer gemurmelten Entschuldigung erhob ich mich, verließ die Zentrale und ging zu den Vorratsräumen. Anima, Neithadl-Off und ich hatten uns jeweils einen Raum als Schlafkabinen hergerichtet. Echte Unterkünfte schienen bei der Konstruktion des Schiffes vergessen worden zu sein.

      Ich streckte mich auf dem Bett meiner Kabine aus – und wachte auf, als mir etwas übers Gesicht krabbelte.

      Erschrocken stellte ich fest, dass ich nur geträumt hatte, ich wäre aufgestanden und hätte mich in meine Kabine zurückgezogen. Ich lag statt dessen noch immer in meinem zurückgeklappten Sessel – und meine Vigpanderin stand neben mir und kitzelte mich mit den Tastfäden eines ihrer Vordergliedmaßen im Gesicht.

      »Oh, das tut mir aber leid!«, entschuldigte ich mich. »Ich wollte hier nicht schlafen.«

      »Und ich wollte dich nicht wecken«, erwiderte Neithadl-Off verschämt flötend.

      Da fielen mir die Augen schon wieder zu.

      Ich schüttelte heftig den Kopf, und diesmal schwang ich mich wirklich aus dem Sessel. Das hoffte ich jedenfalls.

      »Soviel ich an den Kontrollen sehe, werden wir noch vier Stunden im Zwischenraum sein«, erklärte ich. »So lange werde ich schlafen – oder jedenfalls fast so lange. POSIMOL, wecke mich eine Viertelstunde, bevor wir in den Normalraum zurückfallen!«

      »Wird gemacht«, versicherte die Bordpositronik.

      »Zwei Roboter sollen mich zu meiner Kabine führen und dafür sorgen, dass ich wirklich in meinem Bett lande und nicht unterwegs im Stehen einschlafe!«, ordnete ich weiter an.

      »Aber ich hätte dich auch hingebracht!«, pfiff