Liebende. Ema Engerer

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Название Liebende
Автор произведения Ema Engerer
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783864103179



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      Ema Engerer

      LIEBENDE

      Roman

      Personen und Handlungen des Romans sind frei erfunden.

      1. Auflage 2017

      © 2017 Windpferd Verlagsgesellschaft mbH, Oberstdorf

      Alle Rechte vorbehalten

      Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form oder zu irgendeinem Zweck elektronisch oder mechanisch, einschließlich Fotokopie, Recording und Wiederherstellung ohne schriftliche Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

      Umschlaggestaltung: Jennifer Jünemann | www.bitdifferent.de unter Verwendung einer Illustration von Ivan Fedorov/123rf

      Satz und Layout: Marx Grafik & ArtWork

      Lektorat: Sylvia Luetjohann

      Gesetzt aus der Warnock

      ISBN 978-3-86410-145-8

      eISBN 978-3-86410-317-9

       www.windpferd.de

      Die Yogini Melong Za Rinchen Tso

      Hing ihre weißen Gewänder an die Strahlen der Sonne

      Und tanzte nackt in den Bergen.

      Nur noch Regenbogenlicht war von da an ihr Kleid.

       (aus: Die weibliche Seite des Buddha, Agnes Pollner, 2008, S. 404)

      Andere mögen zum Kloster gehen und Lampen opfern.

      Ich folge dem Yogipfad und entzünde die Butterlampe

      der angeborenen Seligkeit, die im Herzen wohnt.

       Milarepa (1040 – 1123)

       Für

       Chögyal Namkhai Norbu

       und

      J.

       Inhalt

       Aufbruch

       Auf dem Berg

       Durchschneiden

       Auf dem Weg

       Begegnung

       Gefährtin und Gefährte

       Eifersucht

       Inneres Feuer

       Weggefährten

       Geheime Kräfte

       Nacht der Frauen

       Das Fest

       Die Einsiedlerin

       Traumyoga

       Mu Lingpa

       Heilendes Wasser

       Erde

       Fragen

       Ekajati

       Ins innerste Herz

       Spirale

       Das Antlitz des Berges

       Rückkehr

       Seine Hand

       Einssein

       Aufbruch

      Sie flog. Über endlose Ebenen, schneebedeckte Berge, grüne Täler. Leicht. Mühelos. Durchdrungen von Freiheit. Wie ein großer Vogel hing sie im offenen Himmel, glitt hinweg über mächtige Yakherden. Mit einem winzigen Flügelschlag schwang sie sich hoch in die Lüfte, die Welt unten wurde fern und unwirklich. Immer höher flog sie, hinein in die gleißende Sonne. Glück durchströmte Özel Li. Sie gab sich hin.

      Ein feiner Schmerz durchzuckte sie, sie schlug die Augen auf. Aus den Augenwinkeln erspähte sie, wie eine zottelige graue Maus an ihrem Arm vorbeihuschte und im Dunkel der Hütte verschwand. Schlaftrunken drehte sie sich auf die andere Seite und zog sich die grobe Schafwolldecke über die Nase. Der Traum steckte ihr noch in den Knochen. Sie sah die Erde unter sich, die Flüsse und Wälder, spürte die Schwerelosigkeit, atmete die dünne, frische Luft und lachte mit dem Wind. Dieser Traum kehrte wieder und wieder. Und mit ihm ihr Sehnen nach grenzenloser, bedingungsloser Freiheit. Er war auch schuld daran, dass sie in dieser verlassenen staubigen Hütte lag, war sie doch vor zwei Tagen nachts aus dem Familienzelt weggelaufen, unmittelbar nachdem die Mutter ihr angekündigt hatte, der Familienrat habe beschlossen, sich nach einem Ehemann für sie umzuschauen. Der Vater habe schon einige Männer eingeladen, denen sie vorgestellt würde. Özel Li aber wollte keinen Ehemann. Sie wollte keinen Haushalt führen und Kinder aufziehen, so wie es ihre beiden älteren Schwestern taten. Sie liebte es, auf ihrem kleinen, schwarzen Pferd Kush durch die Wälder zu streifen, am Fluss zu liegen und stundenlang den Wolken am Himmel nachzuschauen und ihre rätselhaften Formen und Gesichter zu entschlüsseln. Schon immer wollte sie lesen und schreiben lernen, aber ihre Eltern hielten dies für ein Mädchen unnötig. So hatte sie es, so gut es eben ging, heimlich von ihrem Bruder abgeschaut. Sie hatte