Mörderhände: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore

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Название Mörderhände: 7 Strand Krimis
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745214512



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vom Rettungsdienst knieten neben ihr. Die beiden Uniformierten hielten die Neugierigen fern, die sich angesammelt hatten und drängten sie noch ein gutes Stück weiter zurück..

      Einer der beiden sah ihn kommen und winkte.

      „Das ist Hauptkommissar Winkels, lasst ihn durch.“

      Mit einem freundlichen Nicken quittierte Tjade die Aufforderung. Er war also doch noch nicht vergessen! Er kannte den Beamten vom Sehen, konnte sich jedoch nicht an seinen Namen erinnern.

      „Ich bin privat hier“, sagte er leise.

      „Ich weiß“, entgegnete der Polizist. „Aber mir ist es lieber, wenn sich jemand von der alten Schule die Sache ansieht.“

      Das ließ sich Tjade Winkels nicht zweimal sagen, und er ging näher an den auf dem Boden liegenden Körper heran. Eine weißhaarige Frau in einem geblümten Kleid und mit Pantoffeln an den Füßen lag seltsam verkrümmt auf dem kurz geschnittenen Rasen. Ihr Gesicht konnte er nicht erkennen. Der Kopf war zur anderen Seite gesunken.

      Einer der Sanitäter sah ihn kommen und hielt ihn offenbar für befugt, sich hier aufzuhalten. Er schüttelte den Kopf.

      „Da ist nichts mehr zu machen. Ich denke, sie hat sich beim Aufprall das Genick gebrochen. In ihrem Alter sind die Knochen nicht mehr so stabil.“

      „Ist sie gesprungen oder gefallen?“

      Beide blickten nach oben. In der ersten Etage stand ein älterer Mann und beugte sich über die Brüstung seines Balkons.

      „Ich habe es gesehen!“ rief er aufgeregt.

      „Was haben Sie gesehen?“ fragte Winkels nach oben.

      „Sie ist direkt an mir vorbei geflogen. Ich konnte nicht sehen, wer es war. Aber über mir wohnt Frau Bräker. Das muss sie sein.“

      Der zweite Sanitäter war aufgestanden, und jetzt starrten sie zu dritt nach oben. Der alte Herr genoss die Aufmerksamkeit.

      „ist sie tot? Sie war immer so nett und freundlich“, verkündete er. „Und überhaupt nicht gebrechlich. Ich verstehe das nicht.“

      Der Mann im weißen Kittel, der die Frau untersucht hatte, stand ebenfalls auf und zog seine Gummi-Handschuhe aus, ehe er Winkels die Hand entgegenstreckte. Auch er schien automatisch anzunehmen, dass die Anwesenheit des Ex-Kripomannes in Ordnung war.

      „Ich bin Doktor Eilers. Ich bin einer der der zuständigen Ärzte für dieses Heim. Ich war gerade hier, als es passierte. Meine Praxis ist eigentlich in der Innenstadt, aber an drei Nachmittagen stehe ich hier für die Patienten zur Verfügung. Ich war auf dem Weg zu meinem Auto, als ich die Rufe hörte und umgedreht bin. Die Frau muss sofort tot gewesen sein. Ich konnte nichts mehr für sie tun und habe den Notruf gewählt.“

      „Ist sie freiwillig gesprungen?“ fragte Winkels gespannt.

      „Ich bin nicht sicher“, antwortete der Arzt.

      Winkels blickte auf die Leiche der Frau.

      „Was meinen Sie damit?“

      Doktor Eilers beugte sich nach unten und deutete auf den Hinterkopf der Toten. „Hier ist eine Wunde, die ich mir nicht so recht erklären kann. Sehen Sie?“

      Er hielt den Kopf pietätvoll vorsichtig in seinen Händen.

      Winkels erkannte nur eine blutige Stelle zwischen den grauen Haaren, die ihm aber nichts verriet. „Kann es beim Sturz geschehen sein?“

      Der Arzt zögerte.

      „Dann müsste sie mit dem Kopf auf den Balkon unter ihr aufgeschlagen sein. Es gibt kein anderes Hindernis. Doch dazu passt der Winkel des Sturzes nicht. Kommen Sie mal herüber und sehen Sie nach oben.“

      Winkels folgte dem Vorschlag.

      Tatsächlich – wenn die Frau gesprungen war, konnte sie nicht mit dem Balkon unter ihr in Berührung gekommen sein.

      „Hier unten gibt es nichts, dass für die Platzwunde verantwortlich sein könnte“, führte der Arzt weiter aus. „Sicher sind viele Knochen gebrochen, doch es gibt keine offenen Wunden.“

      „Das lässt nur einen Schluss zu“, sagte Winkels leise.

      Der Arzt nickte und sie blickten beide wieder nach oben.

      Die Sanitäter hatten das Gespräch mitbekommen und hielten sich in respektvollem Abstand.

      „Das heißt wohl, dass wir die Frau noch nicht mitnehmen können“, stellte einer von ihnen fest.

      „Noch nicht“, meinte Winkels und sah den Arzt an, der nur kurz nickte.

      Er wandte sich an die Sanitäter. „Es ist besser, wenn Sie die Polizei anrufen. Verlangen Sie Hauptkommissar Dröver, und sagen Sie ihm, dass es sich vermutlich um einen Mord handelt. Er soll die Spurensicherung mitbringen.“

      Der Sanitäter sah ihn verwirrt an. „Ich dachte… also ich dachte, dass Sie von der Polizei…“

      „Ich war bei der Polizei, junger Mann. Ich war.“

      *

      Tjade Winkels sah auf die Zimmernummer links auf dem Türrahmen. Nummer fünfundzwanzig. Das war die Zahl, die ihm die Dame unten an der inzwischen besetzten Rezeption genannt hatte. Den Namen des Bewohners hatte sie ihm auch verraten: Helmut Stolte.

      Tjade klopfte.

      Nichts.

      Zweiter Versuch. Diesmal stärker.

      Von drinnen waren Schritte zu hören und ein unwilliges Grummeln. Der Alte stand wahrscheinlich immer noch auf seinem Balkon, um nichts zu verpassen, was da unter ihm vor sich ging.

      Dann wurde die Tür aufgerissen. „Ja?“

      „Moin erstmal.“

      „Moin.“

      „Winkels ist mein Name, ich…“

      „Sie waren doch gerade noch bei der Toten!“

      Freudige Erregung zeichnete sich auf Stoltes Gesicht ab. Das war ja noch besser als nur von oben zuzusehen, schien er zu denken.

      „Treten Sie ein. Sie haben bestimmt viele Fragen.“

      Tjade Winkels befolgte die Aufforderung. Er sah keine Veranlassung, den Irrtum aufzuklären. Auch Stolte schien anzunehmen, dass er Kriminalbeamter war und die Ermittlungen durchführte.

      Das Zimmer war nicht sehr groß, aber geschmackvoll eingerichtet. Ein Bett hinter einem Vorhang, ein Schrank, eine Sitzgruppe um einen runden Tisch sowie einige Kleinmöbel. Der Blickfang war allerdings ein Flachbildfernsehr, der eindeutig zu groß für den Raum war.

      „Einen Tee?“

      „Machen Sie sich keine Mühe. Ich habe nur ein paar Fragen.“

      Helmut Stolte setzte sich Winkels gegenüber auf die Couch. Was wollen Sie wissen?“

      „Sie haben den Sturz gesehen?“ begann Winkels.

      Stolte nickte eifrig. „Ich sah nur etwas Dunkles vorbeifliegen. Erst dachte ich, es sei ein großer Vogel, und ich ging auf den Balkon. Da habe ich sie dann unten liegen sehen, die Erna.“

      „Sie haben vorhin von Frau Bräker gesprochen.“

      „Ja, ja, Erna Bräker. Sie hat das Zimmer direkt über mir.“

      „Können Sie sich einen Grund vorstellen, weshalb Frau Bräker von ihrem Balkon springen sollte?“

      Stolte schüttelte entschlossen den Kopf. „Die Erna? Nie im Leben! Sie war sehr beliebt im Heim, wissen Sie. Hatte für jeden ein freundliches Wort, machte immer mit, wenn es eine gemeinschaftliche Veranstaltung gab. Sie hörte ein bisschen schwer, aber sonst… jeder mochte sie.“

      Er unterbrach sich und dachte