Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

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Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745214024



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geglückt“, sagte ich.

      „Es ist unser Anliegen, das zu verhindern.“

      „Wer sind Sie, der BND?“

      Der Mann in Kobaltblau lächelte. „Sie werden keine ernsthafte Antwort darauf erwarten, oder?“

      „Nein“

      „Und Sie werden auch nicht ernsthaft erwarten, dass ein Mädchenpensionat aus uralten Beamten tatsächlich nasse Operationen durchführt.“ Nasse Operationen, das war Geheimdienstjargon für die Liquidation von missliebigen Personen. Manche hätten es vielleicht verdient, andere nicht, wer wollte es immer so genau sagen? Angeblich machte der BND so etwas nicht – angeblich und vielleicht sollte man hinzufügen: bisher. Es gab schließlich immer ein erstes Mal.

      „Erstens hab ich verschiedene Pässe und was nun mein Land ist, darüber hab ich noch nicht so sehr nachgedacht“, sagte ich. „Und zweitens wollen Sie mir erklären, dass Sie in diese Sache nicht hineingezogen werden wollen? Das glaube ich Ihnen nicht. Nein, aber ich vermute, dass die russischen Hacker in Russland sitzen.“

      „Das sehen Sie richtig“, sagte der Mann in Kobaltblau. „Wir wissen, wer das ist und wir wissen ihre Adressen. Sie brauchen nur hingehen und sie abknallen.“

      „Das klingt leicht“, sagte ich. „Wir wissen aber beide, dass das nicht leicht ist, denn schließlich habe ich ein gewisses Interesse daran, lebend aus der Sache herauszukommen.“

      „Ist schon klar“, sagte der Mann in Kobaltblau.

      „Ich bin ja schließlich kein Selbstmordattentäter.“

      „Nein, das habe ich im übrigen auch vorausgesetzt“, fügte der Mann in Kobaltblau noch hinzu.

      „Für wen arbeiten Sie?“, fragte ich dann noch nach einer kurzen Pause.

      „Das werde ich Ihnen nicht sagen“, erklärte der Mann in Kobaltblau. „Nur soviel, ich gehöre zu keiner Organisation, mit der Sie bisher zu tun hatten.“

      „Sie wissen, mit wem ich es bisher zu tun hatte?“

      „Natürlich weiß ich das“, sagte der Mann in Kobaltblau. „Ich weiß alles über Sie, andernfalls hätte ich Sie nicht angesprochen, denn bei dieser Sache müssen wir absolut sicher sein.“

      „Sicher, in welcher Hinsicht?“

      „Der Erfolg muss sicher sein und es muss sicher sein, dass Sie diesen Job aus den richtigen Beweggründen machen.“

      „Und was sind die richtigen Beweggründe?“

      „Nennen Sie mir eine Summe.“

      Die Summe, die ich ihm nannte, war selbst für meine Verhältnisse astronomisch hoch. Es gab nur eine Sache, die mich beunruhigte. Er schien, meine Kontoverbindung zu kennen, und zwar die, auf die ich sonst meine Honorare überweisen ließ und die war eigentlich gut getarnt, das machte mir wirklich Sorgen. Er streute diese Informationen ganz bewusst ein, davon war ich überzeugt. Das war ein Profi. Der Mann in Kobaltblau wusste ganz genau, was er tat. Er wollte mich einschüchtern und das hatte er sogar bis zu einem gewissen Grad geschafft.

      „Was ist?“, fragte er.

      „Hab ich die Möglichkeit, mir die Sache zu überlegen?“

      „Nein, haben Sie nicht. Wenn Sie jetzt nicht zusagen, sind Sie draußen.“

      „O.k.“, sagte ich. „Aber ich arbeite vollkommen selbständig.“

      „Ist schon klar“, sagte der Mann in Kobaltblau. „Etwas anderes hätten wir auch nicht erwartet, o.k., Sie kommen aus diesem Deal nicht mehr heraus, das ist Ihnen auch klar – nicht?“

      „Ich bin ein Profi“, sagte ich.

      „Das hatte ich gehofft, zu hören.“ Der Mann in Kobaltblau erhob sich. „Sie können sich auf uns verlassen und wir verlassen uns auf Sie.“

      *

      Ich fuhr nach Petersburg, denn genau dort lagen meine weichen Ziele, die ich ausschalten sollte.

      Man könnte sagen, dass ich sprachbegabt bin. Das fing schon in der Legion an. Ich habe ziemlich gut Französisch gelernt. Besser, als die meisten Franzosen. Und es kamen dann noch mit der Zeit ein paar Sprachen hinzu. Ich will sie nicht alle aufzählen. Russisch ist jedenfalls auch dabei.

      Ich traf mich mit Victor.

      Victor war ein Kunsthändler. In Wirklichkeit war er ein Fälscher und ein Hehler. Er betrieb ein sehr lukratives Geschäft mit dem illegalen Export von Kunstgegenständen aller Art. Ikonen, Asiatika, gefälschte Dalis - alles, was sich zu Geld machen ließ.

      Der illegale Kunsthandel ist eine Sparte des organisierten Verbrechens, die den Drogenhandel längst eingeholt hat, was die Umsätze angeht. Nur tritt die Mafia, die dahinter steht, nicht so auffällig auf. Das heißt nicht, dass es in dem Business weniger brutal zuginge.

      “Ich brauche ein paar Informationen von dir, Victor”, sagte ich.

      “Ich würde gerne vorher wissen, für wen du zurzeit arbeitest.”

      “Seit wann bist du denn da so zimperlich?”

      “Seit sich die Zeiten etwas geändert haben. Du weißt, was ich meine.”

      Natürlich wusste ich, was er meinte. Das gegenseitige Misstrauen war zurück. Man spürte es überall, wenn man zurzeit in Russland war. Auch jemand wie Victor musste sich in solchen Zeiten nach der Decke strecken. Und das war mir durchaus klar. Ich hatte nicht vor, Victor in irgendeiner Weise zu überfordern. Darin liegt ohnehin ein Geheimnis guter Verhandlung. Man darf seine Partner nicht überfordern. Und sei es nur dadurch, dass man sie etwas wissen lässt, was sie besser nicht gewusst hätten. Nicht jeder ist nämlich stark genug für die Wahrheit.

      “Victor, eigentlich müsstest du wissen, dass du mir trauen kannst”, sagte ich.

      “Ja, aber ich weiß nicht, ob ich dem trauen kann, für den du arbeitest.”

      “Also ich will dann mal ehrlich sein.”

      “Das ist schonmal ein guter Anfang, fand Victor.

      “Ich habe keine Ahnung, wer dahintersteckt.”

      “Und dann führst du diesen Auftrag trotzdem aus?”

      “Was soll ich dazu sagen?”

      “Du bist nicht mehr ganz jung und brauchst das Geld.”

      “Ja, so ähnlich. Aber davon abgesehen, glaube ich, dass es eine gute Sache ist.”

      “Was?”

      “Zu verhindern, dass jemand die Bundestagswahlen manipulieren will. Jemand aus Russland.”

      Victor lächelte verhalten. “Du meinst - so ähnlich, wie das mit den Wahlen in den USA schon geschehen ist?”

      “Richtig.”

      “Ein russischer Spion auf dem Präsidentenstuhl im Weißen Haus - das hat es jedenfalls früher nicht gegeben.”

      “Mir ist es Ernst, Victor.”

      “Okay. Ich werde sehen, was ich für dich tun kann.”

      “Wie lange wird das dauern?”

      “Ein paar Tage. Bleibst du hier in Petersburg?”

      “Was bleibt mir anderes übrig.”

      “Wenn du willst kann ich dir hübsche Frauen vermitteln. So viel du willst .” Er grinste. “Und so viele du schaffen kannst…”

      “Danke, aber wenn ich eine Frau brauche, suche ich mir selber eine”, lehnte ich ab.

      Victor lehnte sich zurück. “Bist immer noch so misstrauisch wie früher, was?”

      “Nur vorsichtig”,