Ein Gefühl von Glück. Nicole Dennis

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Название Ein Gefühl von Glück
Автор произведения Nicole Dennis
Жанр Языкознание
Серия Southern Charm
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958238688



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und entdeckte Dorian Stewart. »Verdammt, jedes Mal, wenn wir uns begegnen, bist du noch hinreißender, Dorian. Wie geht's deiner Mutter?« Reece durchquerte das Büro, um Dorian zu umarmen, und blieb beim Anblick der Kühltasche in Dorians Händen stehen.

      »Entschuldige. Moment.« Dorian stellte die Tasche beiseite und trat in Reece' Umarmung.

      Sie umarmten sich lange.

      Für Reece war dieser brillante, entschlossene junge Mann wie ein kleiner Bruder. Dakota ging es genauso – sie sprachen oft miteinander über Dorians schwierige Situation. Nachdem sein Vater an Krebs gestorben war, war Dorian der Einzige, der für seine Mutter sorgte, als sich ihre Multiple Sklerose verschlimmert hatte. Wann immer einer von ihnen konnte, halfen Reece und Dakota Dorian bei den Rechnungen und alltäglichen Dingen.

      »Sie hält sich tapfer. Dank der besseren Krankenversicherung suchen wir nach einer Krankenschwester, die bei ihr wohnt.«

      »Neue Krankenversicherung? Wie das?«

      »Durch die Ashford Hotelkette, die die Hälfte des Charm übernommen hat«, erwiderte Dorian.

      »Was? Was ist mit dem Charm passiert?«

      »Hast du noch nicht davon gehört?«

      »Nein.«

      »Oh.« Dorian schluckte. »Scheiße. Ich dachte, du wusstest Bescheid. Ich kenne nicht alle Details darüber, wie es passiert ist. Du musst mit Dakota oder Sully reden. «

      Reece massierte seinen Nasenrücken. »Was kommt denn noch alles?«

      »Ähm. Das…« Dorian griff in die Tasche und reichte ihm einen großen Plastikbehälter mit Deckel. »Das ist für dich.«

      Nachdem Reece den Behälter entgegengenommen hatte, sah er erst ihn und dann Dorian an. »Was ist das?«

      »Abendessen.«

      »Was?«

      »Malcolm lässt ausrichten, es tut ihm leid, dass er deine Einladung nicht angenommen hat. Dakota hält uns mit all den Bauarbeiten gewaltig auf Trab. Deshalb hat er beschlossen, das Nächstbeste zu tun und dir ein besonderes Abendessen zuzubereiten.«

      »Was? Nein, ich sollte etwas wiedergutmachen.«

      »Er sagte, du hast einen Eiskaffee über euch beiden ausgekippt.«

      »Nicht ganz das, was passiert ist, aber nah dran.«

      »Das ist seine Art, dir zu vergeben. Nimm es. Es ist lecker.«

      »Was ist es?«

      »Gegrillter Schellfisch mit Erbsenpüree und frischem Erbsen-Dinkel-Salat.«

      »Wirklich?«

      »Jepp. Lass es dir schmecken. Komm im Charm vorbei, wenn du kannst. Oh. Und ruf Malcolm an.« Mit einem Grinsen nahm Dorian die Tasche und ging zur Tür. »Tschüss, ich muss zurück.«

      »Warte… Hey«, sagte Reece, sprach aber nicht weiter, als Dorian davoneilte.

      Er hob den Behälter, öffnete den Deckel und schnupperte. Es roch göttlich. Er brachte sein besonderes Abendessen in den Küchenbereich und genoss jeden Bissen.

      ***

      Nach einem weiteren Tag, an dem die Kacke am Dampfen war, steckte Reece bis zum Hals im Chaos, während er das Durcheinander entwirrte. Er wusste, dass er das nicht allein schaffen konnte. Er brauchte einen anderen Büroleiter – einen, der ihm aus dieser Verlegenheit helfen konnte.

      Sein Handy meldete sich mit dem nervigsten Ton, den er hatte finden können.

      »Ahh, Scheiße.« Er nahm den Anruf entgegen. »Simpson hier.«

      »Hallo, Sohn«, sagte seine Mutter.

      Reece begrüßte seine Mutter, dann saß er da und lauschte dem anhaltenden Gejammer über all die Widrigkeiten, die sie zusammen mit seinen beiden perfekten jüngeren Geschwistern durchmachte, die beide vom Glück verlassen und nach dem ein oder anderen süchtig waren, und darüber, dass sie Dinge brauchte. Sein Vater, der schon lange unter der Erde lag, hatte ihnen keinen Cent hinterlassen.

      Der einzige Weg, sie loszuwerden, war das Versprechen, innerhalb der nächsten Stunde Geld auf ihr Konto zu überweisen. Sie beschimpfte ihn, weil er eine Abneigung dagegen zu haben schien, seiner lieben alten Mutter in ihrer Not zu helfen. Sie beharrte darauf, dass das ganze Geld für seine Geschwister und nicht für einen ihrer häufigen Casinobesuche mit ihren Freunden war. Er wusste genau, wohin das Geld verschwinden würde – in einen der verdammten Spielautomaten.

      Reece ließ nicht zu, dass die Sticheleien ihn noch mehr verletzten, als seine Familie es tat. Er versprach kein weiteres Geld mehr und erwähnte, dass er gehen musste, dann legte er auf.

      Dank des Gejammers seiner Mutter spürte er, wie sich eine Migräne in seinen Schläfen bemerkbar machte, die mit einer ganzen Armee an nervigen Symptomen einherging. Er riss rechtzeitig den Mülleimer unter dem Tisch hervor, um die brennenden Überreste seiner letzten Tasse Kaffee dort hinein zu erbrechen. Als die Übelkeit ihn überrollte und sich sein Magen auf eine Weise umdrehte, wie es eigentlich nicht sein sollte, stellte er den Eimer ab und ließ die Stirn auf einen Unterarm sinken. Da er in den letzten zwei Stunden bereits zwei Tabletten gegen Migräne eingenommen hatte, wollte er nicht das Risiko eingehen, eine dritte zu schlucken.

      Die Glocke an der Tür kündigte einen Besucher an. Wahrscheinlich ein anderer Kunde oder Lieferant, der wissen wollte, wo zum Teufel sein Vertrag, Geld oder was auch immer war. Er stöhnte, als sich das Klingeln der Glocke in sein Gehirn bohrte. Er griff wieder nach dem Korb, als sich ihm der Magen umdrehte.

      Heilige Scheiße, ich will die verdammte Glocke rausreißen.

      »Hallo? Ist jemand hier?«

      Reece hob den Kopf, als er die Stimme des Sheriffs der Stadt hörte, und winkte. »Hier drüben, Sheriff. Reiß die verdammte Glocke von der Tür, ja?«

      Die Glocke schepperte erneut, als der große Sheriff sie abnahm und auf den Boden stellte. »Sie liegt neben der Tür auf dem Boden. Reece? Wo bist du?«

      »Ich bin hinter der Rezeption. Ich weiß allerdings nicht, ob ich viel Gutes bewirke, seit ich wieder im Büro bin«, sagte Reece, als er sich auf dem Stuhl zurücklehnte.

      Reece drehte sich mit dem Stuhl um und sah Sheriff Robin Bourke, der die Theke umrundete und abrupt stehen blieb, eine Hand auf seinen Gürtel legte und mit der anderen vor seinem Gesicht herumwedelte. »Warum rieche ich Erbrochenes? Hast du dich übergeben?«

      »Was denn sonst, ich hab Migräne und mir ist kotzübel.«

      Robin kam näher und trat den Papierkorb zur Seite. Reece zuckte bei dem plötzlichen Geräusch zusammen und stöhnte.

      »Entschuldige.« Robin hockte sich mit seinen fast zwei Metern hin, um mit Reece auf Augenhöhe zu sein. »Warum bist du noch auf den Beinen? Du musst ins Bett.«

      »Das Büro ist ein einziges Chaos, weil ein Miststück von der Zeitarbeitsfirma alles vermasselt hat. Ich kann nicht alles verlieren, was ich aufgebaut hab.«

      »Die Knalltüte, die hier ein und aus gegangen ist, war eine Aushilfe? Wo ist Sharon? Ich weiß, dass sie schwanger war.«

      »Das Baby kam zu früh und lag auf der Intensivstation, also konnte sie nicht hier sein«, antwortete Reece und lieferte Robin die Kurzversion seiner katastrophalen Woche.

      Nachdem Robin all seinen Beschwerden zugehört hatte, klopfte er Reece auf die Schulter. »Gib dir nicht die Schuld für den ganzen Mist. Du konntest es nicht wissen.«

      »Es ist mein Büro und ich sollte wissen, was vor sich geht.« Reece stöhnte vor Schmerz, schloss die Augen und rieb sich die Schläfe. »Verdammt, mir geht's beschissen.«

      »Hast du deine Medikamente genommen?«

      »Hab zwei Tabletten geschluckt und sie helfen überhaupt nicht.«

      »Ich rufe Doc an und er kann dir eine Spritze