Alles wegen Valentino. Viveca Lärn

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Название Alles wegen Valentino
Автор произведения Viveca Lärn
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711463093



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großen schwarzen Wuschelkopf.

      »Klar«, sagte er, »oder richtig gesagt, nein. Ach nein, er gehört ja meiner Frau. Und sie ist in der Klinik. Wir haben ein Kind bekommen, wie jeder weiß ...«

      »Ja, ein Ferkel«, sagte Eddie und lächelte.

      »Genau«, sagte Axel und versuchte, sein Gesicht unter Kontrolle zu bringen. »Wir haben ein Ferkelchen gekriegt. In einigen Tagen dürfen sie nach Hause, das Mädchen und meine kleine Frau. Aber jetzt gibt’s viel zu tun. Das versteht ihr vielleicht. Sehr viel.« Die Jungen nickten stumm. Sie fühlten, daß jetzt etwas sehr Bedeutungsvolles geschehen würde. Eddie nahm Arne bei der Hand.

      »Und da haben wir gedacht«, sagte Axel und guckte zu Boden, plötzlich etwas verlegen, »falls euer Papa einverstanden ist ...«

      »Bestimmt«, versicherten beide Jungen gleichzeitig und lächelten Axel Jonsson strahlend an.

      »... ob ihr vielleicht Valentino eine Weile nehmen könntet ...«

      »Aber das geht doch in Ordnung, Axel«, sagte Arne. »Wieso hast du überhaupt daran gezweifelt?«

      Plötzlich waren sie ein großer, wimmelnder dunkler Haufen – Arne, Eddie und Valentino. Sie umarmten sich und schnappten und rangen miteinander. Das war Liebe auf den ersten Blick.

      Axel stand daneben mit hängenden Armen und lächelte auf seine neue väterliche Weise.

      »Und dann?« fragte Arne mißtrauisch. »Wollt ihr ’n dann auch wiederhaben?«

      »Ihn«, verbesserte Axel automatisch (er war ja schließlich Lehrer).

      »Doch, dann wollen wir ihn wiederhaben, in einem halben Jahr oder so, aber ihr könnt ’n trotzdem haben, sooft ihr wollt.«

      »Ihn!« verbesserte Arne automatisch.

      Sie sahen einander an und lachten. Eddie befand sich in einer anderen Welt. Er lag mit Valentino auf dem Rücken auf dem Fußboden und gluckste vor Lachen, während der Hund ihm über das ganze Gesicht leckte. Axel stand zufrieden daneben und sah ihnen zu, und von Zeit zu Zeit konnte er Eddies muntere Augen und seine kleine Nase unter Valentinos großer Zunge erkennen.

      Aber Arne hatte sich mit ernstem Gesicht auf das Sofa gesetzt. Vor ihm auf dem Tisch lagen ein Kugelschreiber und ein alter brauner Umschlag.

      »Was ißt er?« fragte er Axel. »Und vor allen Dingen wieviel? Was kostet das? Mag er Kekse? Wir holen uns immer Keksbruch aus der Keksfabrik. Kann er die auch essen?«

      »Ach du liebe Zeit«, sagte Axel und schlug seine großen Hände zusammen, daß es klatschte. »Natürlich braucht ihr kein Essen für ihn zu besorgen. Ich hab das ganze Auto voller Fleisch und Konserven, Chappi und so was und Hundekuchen.«

      Eddie baute sich verwirrt vor ihm auf.

      »Ist er denn noch kein Vetegarier?« fragte er.

      Arne streckte ein Bein unterm Sofatisch hervor und trat seinem kleinen Bruder gegen das Bein.

      »Vegetarier heißt das, du Affenhirn. Und warum sollte er das sein?«

      »Weil ich und meine Frau das sind«, antwortete Axel ruhig. »Du hast also ganz richtig gedacht, Eddie, obwohl es doch falsch ist. Meine Frau und ich essen kein Fleisch aus Rücksicht auf die Natur. Aber Valentino ...«

      »Na, dann mal her mit den Autoschlüsseln«, sagte Arne zufrieden.

      »Ich geh raus und hol das Freßchen.«

      Axel lächelte und gab ihm den Schlüssel.

      Eddie hob Valentinos plattes, flauschiges Ohr hoch und flüsterte: »Komm, dann zeig ich dir meine Schildkröte. Aber du darfst sie nicht auffressen, verstehst du das, Valle? Sie ist nicht so ein Tier, auch kein Hamburger.«

      »Valle?« fragte Axel ärgerlich.

      »Ich kann doch nicht den ganzen Tag lang Valentino sagen, das verstehst du ja wohl«, sagte Eddie.

      »Da hast du vielleicht recht!« rief Axel erstaunt. »Ich fand den Namen auch immer viel zu lang und anstrengend. Aber ich wußte gar nicht, daß man Namen einfach so ändern darf.«

      »Das darf man.«

      »Aha, das darf man also.«

      Eddie lachte aus vollem Halse.

      »Du, Haxel, du weißt aber auch gar nichts über Kosenamen«, sagte er. »Vielleicht heißt du hin Wirklichkeit Haxelino.«

      »Jetzt redest du ja wieder so«, sagte Axel ernst. »Warum tust du das, Eddie? Du kannst doch richtig sprechen.«

      Eddie ließ den Hund los und sprang in Axels Arme.

      »Ich hab bloß Spaß gemacht, weil ich so froh bin«, flüsterte er.

      »Und vielen Dank für den Hund, er darf auch in meinem Bett schlafen.«

      Axel sah ein wenig verwirrt aus und guckte auf die Uhr, die an einem handgewebten Band um seinen Hals hing.

      »Jetzt muß ich mich aber beeilen, ich muß in die Klinik«, sagte er. »Da werde ich gebraucht.«

      An der Tür begegnete er Arne, der den kleinen Abhang heraufkam, die Arme voller Hundenahrung.

      »Ich ruf heute abend an«, sagte Axel, »und frage euren Papa, ob er damit einverstanden ist, wenn Valentino ein paar Wochen hierbleibt ... Valle.«

      »Valle – ach so, the dog«, sagte Arne schnell. »Nein, tu das nicht. Papa ist heute abend furchtbar müde, weil er drei Nächte lang Laster gefahren ist. Aber mach dir keine Sorgen. Er hat erst gestern angerufen und gesagt, daß er uns einen Hund kaufen will.«

      Axel sah ganz bekümmert aus.

      »Aber wenn er das nun schon getan hat«, sagte er. »Zwei Hunde, das geht wohl nicht ...«

      Arne klopfte Axel tröstend auf den Jackenärmel.

      »Ich weiß, daß er es nicht getan hat«, sagte er. »Er will einen feinen Hund. Wenn man so einen haben will, muß man bei einem richtigen Züchter Schlange stehen. Ein echter Hühnerhund. Nicht so eine komische Mischung wie Valentino. Beruhige dich also. Keine Gefahr. Wir sehen uns Montag in der Schule. Jetzt geh mal zu dem Ferkel und den anderen!«

      Axel lächelte und sah Arne in die Augen.

      »Ich weiß, daß ich mich auf dich verlassen kann«, sagte er. »Du hast ja meine Telefonnummer. In dem Beutel mit dem Trockenfutter ist eine lange Liste, da steht drauf, was für Gewohnheiten Valentino hat. Sag doch bitte deinem Papa, er möchte mich bei Gelegenheit anrufen. Er soll es ruhig lange klingeln lassen – ich bin auch müde.«

      Arne lächelte und ging ins Haus und reihte alle Essensachen auf dem Tisch auf.

      »Komm schnell, Eddie!« schrie er. »Und bring Valle mit. Heute gibt es Steak zu Mittag.«

      Er hatte den Satz kaum beendet, da sah er ein erwartungsvolles Hundegesicht und viel Körper. Und auf diesem schwarzen flauschigen Wesen saß ein magerer, blasser kleiner Junge und strahlte vor Freude.

      »Guck mal, Arne! Ich reite zu Tisch.«

      Arne sah seinen kleinen Bruder lächelnd an. Das war ein netter Hund, der könnte auf Eddie aufpassen, so daß Arne sich manchmal ein bißchen freinehmen konnte. Die Butter zischte in der Bratpfanne, und Arne warf alle acht Steaks auf einmal hinein. Eddie sprang von Valles Rücken und guckte sich interessiert das Hundemittag an. Plötzlich begann er zu niesen, viele Nieser hintereinander. Der eine Nieser war noch gar nicht zu Ende, da kam schon der nächste. Seine Augen tränten.

      »Hör doch auf, Eddie«, sagte Arne. »Das ist ja nervig!«

      Lennart begegnet dem Teufel

      Es war dunkel und still im Haus, als der Papa der Jungen heimkam. Der Herbstwind heulte um die Hausecken. Lennart parkte seinen kleinen Laster neben der Gartenlaube und stieg aus. Er blieb stehen und lauschte auf die Geräusche aus dem Wald, ehe er die Haustür