Perry Rhodan 3098: Letzte Rast bei Mu Sargai. Leo Lukas

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Название Perry Rhodan 3098: Letzte Rast bei Mu Sargai
Автор произведения Leo Lukas
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845360980



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abzugleiten. Das hätte gerade noch gefehlt, dass ich mir den Knöchel verknackste!

      Im Gewirr der bis zu drei Meter hohen, strauchartigen Nadelbäume war es unmöglich, einen auch nur ungefähr geraden Kurs zu halten. Ständig zwangen mich unüberwindliche Hindernisse und Sackgassen zu Richtungsänderungen.

      Nach einiger Zeit musste ich mir eingestehen, dass ich jegliche Orientierung verloren hatte. Ich hätte auch nicht mehr dorthin zurückgefunden, woher ich gekommen war.

      Woher war ich überhaupt gekommen?

      Es gab keinerlei markante Punkte in der Umgebung. Der Himmel war von eintönig grauen Wolken verhangen. Ohnehin reichte die Sicht nur 20, vielleicht 30 Meter weit.

      Etwas traf mich am Kopf. Gleich noch einmal, während ich herumfuhr und nach dem Schützen Ausschau hielt. Ein drittes, eiförmiges Ding flog auf mich zu, braun und aus zahlreichen kleinen, spröden Prismen zusammengesetzt.

      Ich duckte mich mühelos weg. Dennoch war ich verdutzt.

      Jemand bewarf mich mit Samenzapfen!

      Auf einem Menhir, der das Gestrüpp überragte, saß eine Dohle. Eben hob sie im Schnabel einen weiteren Zapfen hoch, holte aus und schleuderte mir das Wurfgeschoß entgegen.

      Während ich es mit dem Unterarm abwehrte, rief ich unwillkürlich: »He! Was soll das?«

      Zu meiner nicht geringen Überraschung antwortete der Vogel: »Wie sonst könnte man dich Schlafwandler dazu bringen, nicht bloß deine Treter anzuglotzen?«

      Spätestens in diesem Moment war ich mir sicher, irgendwie in eine Art Traumwelt versetzt worden zu sein. Allerdings erlebte ich die Schmerzen und die Erschöpfung äußerst realistisch.

      »Wo bin ich? Was ist das hier?«

      »Keine Ahnung«, krächzte die Dohle. »Hast dich hoffnungslos verirrt, würde ich meinen.«

      »Kannst du mir helfen? Mich aus diesem Labyrinth führen?«

      »Mal sehen.« Der Vogel flatterte hoch und verschwand im Nebel.

      Einige Atemzüge später kam er zurück. »Wohin willst du, hinauf oder hinunter?«

      Ich horchte in mich hinein, ergebnislos. »Weiter hinauf, glaube ich.«

      »Glaubst du, soso. Du weißt gar nichts. Kennst du wenigstens deinen Namen, Atlan da Gonozal?«

      »So heiße ich, ja.«

      »Na immerhin etwas. Dann will ich mich gleichfalls nicht lumpen lassen. Folge mir!«

      *

      Die Dohle flog voraus.

      Ich quälte mich hinterher. Obwohl ich mich körperlich ausgepumpt und geistig keineswegs frisch fühlte, versuchte ich meine Lage zu analysieren.

      Ganz offensichtlich war ich nicht im Vollbesitz meiner Kräfte. Mir fehlte mehr als bloß die geeignete Ausrüstung für eine Bergtour. Weit mehr, spürte ich – aber was genau, hätte ich nicht zu benennen vermocht.

      Dieser Mangel, diese Mängel bedrückten und belasteten mich. Der Rucksack war leer, nicht wahr? Peinlich leer ... Ihn abzustreifen, kam jedoch nicht infrage. Das war keine Ahnung, sondern Gewissheit.

      Warum? Weil es die Regeln verletzt hätte.

      Also gab es, anders als in vielen Träumen, an diesem Ort dauerhaft gültige Regeln. Aber wer hatte sie aufgestellt? Und zu welchem Zweck, mit welchen Hintergedanken?

      Endlich gelangten wir aus dem Irrgarten der Latschenkiefern und an eine Scharte zwischen zwei Gebirgsrücken, die sich links und rechts bis in die Wolken aufschwangen. Vor uns breitete sich eine weite, schneebedeckte Hochebene aus, zerklüftet von Gletscherspalten und Dolinen.

      »Und jetzt?«, rief ich der Dohle zu.

      Der Vogel landete auf meiner Schulter. »›Und jetzt?‹«, äffte er mich nach. »Woher soll ich das wissen?«

      Ich deutete nach vorne. »Dort ist kein Weg erkennbar. Wenn ich auf gut Glück losmarschiere, besteht höchste Gefahr, dass der Boden unter mir nachgibt und ich abstürze. Oder dass ich eine Lawine auslöse und verschüttet werde.«

      »Tja, da ist guter Rat teuer.«

      »Willst du mich verhöhnen oder um eine Belohnung feilschen?«

      »Haha«, krächzte die Dohle. »Als hättest du mir viel zu bieten, in deinem erbärmlichen Zustand!«

      »Du weißt, wer ich bin. Folglich besteht zwischen uns eine Verbindung. Und du? Wer oder was bist du? Hast du einen Namen?«

      »Erst, wenn du mir einen gibst. Denk nach, Atlan! Fällt dir denn gar nichts Originelles ein?«

      Ärgerlich verneinte ich.

      »Schwach, schwach.« Die Dohle zwickte mich ins Ohr.

      »Au! Lass das!«

      »Dummer Kristallprinz, du wirst noch froh sein, wenn ich dich hin und wieder pikse. Ohne mich wärst du verloren. Schlimmer sogar: unvollständig.«

      Ich hatte nicht übel Lust, dem gefiederten Quälgeist einen Schlag zu versetzen. Aber das wäre ein Regelverstoß gewesen.

      Außerdem wusste ich intuitiv, dass er recht hatte. Ich brauchte ihn. Er gehörte zu mir, seit Langem. »Hilfst du mir, oder willst du dich länger in Andeutungen ergehen?«

      »Ach, ich würde dir gerne unter die Arme greifen«, krächzte der Vogel. »Aber ich bin selbst nur die Hälfte eines von drei Teilen, die du benötigst, um wieder ganz du zu werden.«

      Er stieß sich ab, nicht ohne mir die Krallen in die Halsbeuge zu bohren, und flatterte einige Meter auf das Schneefeld hinaus.

      »Wo finde ich deine andere Hälfte?«, rief ich.

      »Unter dem Harsch, natürlich.«

      »An welcher Stelle? Zeig sie mir!«

      »Nur du kannst wieder ans Licht bringen, was verborgen liegt. Kapierst du denn immer noch nicht? Es sind deine eigenen Erinnerungen, in denen du gräbst, Narr!«

      *

      Kurz war ich wie vor den Kopf gestoßen. Dann verstand ich.

      Nach wenigen vorsichtigen Schritten, bei denen ich tief einsank, hockte ich mich hin und wühlte mit bloßen Händen im kalten, an der Oberfläche zu körnigem Firn gefrorenen Schnee. Mit der Zeit wurden meine Finger taub.

      Das hatte den Vorteil, dass ich auch nicht mehr spürte, wie mir die Haut in Fetzen abging. Freilich sah ich die Blutstropfen, die rings um die Grube den Schnee rot färbten.

      Schließlich förderte ich ein Kästchen zutage, einen etwa zehn Zentimeter durchmessenden und ebenso hohen Zylinder, den eine transparente Halbkugel überwölbte. Darin zitterte, drehbar gelagert, eine Nadel.

      »Ist das ein Kompass?«, fragte ich.

      »Was sonst?«, erwiderte die Dohle, die sich abermals auf meiner Schulter niedergelassen hatte. »Hach, endlich wieder vereint! Hast du mich vermisst, Narr?«

      »Sehr«, gab ich zu.

      Vogel und Kompass, erkannte ich, repräsentierten in dieser Welt meinen Extrasinn und Logiksektor: Erweiterungen der Gehirnkapazität, die mir im Rahmen der ARK SUMMIA verliehen worden waren.

      Das lag lange zurück ... oder auch nicht. Ich hatte ja ebenso wenig Anhaltspunkte, wo ich war, wie wann.

      Gleichwohl fasste ich neue Zuversicht. Und vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich hatte das Gefühl, dass auch mein Rucksack ein wenig leichter geworden war.

      *

      Vertrauensvoll gingen wir in die Richtung, die mir die Kompassnadel wies. Im Zickzack wichen wir den Spalten und Senken aus und wohl auch einer ganzen Reihe von anderen Gefahren, die ich mit bloßem Auge nicht als solche erkannt hätte.

      Trotzdem