Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Название Seewölfe Paket 34
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881081



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war kurz, die Helligkeit nahm zu. Noch leuchtete die Sonne nicht durch den Nebel. Die Riemen polterten, das Wasser plätscherte, und die Vögel lärmten an Land und über den Masttopps.

      Knarrend schwang das Heck herum. Eine Reihe nachdrücklicher Stöße der Riemen, teilweise gegen das Ufer, teilweise im Wasser und im schlickigen Grund, schoben die „Ghost“ in den Nebel und in Richtung des freien Wassers.

      Hugh Lefray gab das nächste Kommando. Die Geitaue des Focksegels wurden gelöst, das Segel, noch naß vom nächtlichen Regen, sackte schwer nach unten und sprühte einen Tropfenregen nach allen Seiten. Wieder schoben die Ruderer an, die Karavelle kam gut frei und verschwand im Dunst. An Backbord erschien im Nebel ein hellerer Fleck, der anzeigte, daß die Sonne sich über die Kimm hob.

      „Weiter draußen“, rief Ruthland, „löst sich der Nebel auf! Spätestens in einer Stunde. Und dann geht’s nach Süden!“

      „Ich denke, wir gehen auf den Seewolf los?“ schrie Lefray vom Quarterdeck.

      Giftig erwiderte der Kapitän: „Was meinst du, wo wir den Bastard treffen?“

      „Na gut, im Süden. Und woher weißt du das so genau?“ fragte der einäugige Kumpan.

      „Weil er uns im Süden sucht. Deswegen“, lautete die Antwort.

      Ruthland war davon überzeugt. In der letzten Nacht hatten sie lange über den Seewolf und seine Männer gesprochen.

      Mit einem letzten Schwung glitt die Karavelle vollends in den Nebel. Die Farbe des Wassers änderte sich, als die lautlosen Wirbel hinter dem Heck sich auflösten.

      Grauer Dunst umgab die „Ghost“, als sie das tiefe, sichere Wasser außerhalb der Bucht erreichte und in den Bereich einer schwachen Brise gelangte. Die Leinwand des Segels wehte schlapp hin und her und trocknete nur langsam.

      „Stückmeister?“ rief Ruthland.

      Von der Kuhl ertönte augenblicklich die Antwort. „Sir?“

      „Alle Geschütze müssen feuerbereit sein. Auch die Drehbassen. Im Lauf des Tages stoßen wir auf Killigrew. Und dann mußt du besser zielen als jemals zuvor. Verstanden, David?“

      „Sehr wohl, Sir?“ gab David Lean zurück und rieb sich die Hände.

      Die Riemen polterten, als sie unter Deck und im Beiboot verstaut wurden. Das Großsegel wurde getrimmt und die Schot belegt. Eine Strömung packte die Karavelle und zog sie langsam, fast kraftlos, aus der Bucht und durch den Dunst, der langsam eine rötliche Färbung annahm. Hinter dem Schiff und über den Masten schrien unzählige Vögel, die in unsichtbaren Schwärmen kreisten.

      „Kurs halten. Wir haben keine Eile“, sagte Ruthland.

      „Aye, aye, Sir.“

      David Lean und fünf aus der Deckscrew schleppten Pulverfässer, Kugeln und Werkzeug an Deck. Eine Persenning nach der anderen wurde losgebändelt und verstaut. Die breiten Räder der Lafetten rumpelten über die Planken, die Rohre wurden überprüft. Sorgfältig kontrollierten der Stückmeister jedes einzelne Geschütz samt Pulvermenge und lud nach, wenn er es für notwendig hielt.

      Pugh schleppte die Drehbassen auf beiden Armen vom Vorschiff und achtern auf die Kuhl, setzte sie schweigend ab und warf einen prüfenden Blick auf die Segel. Aus dem Stoff tropfte noch immer Wasser, aber der Wind war kräftiger geworden und schob die Karavelle zunächst ostwärts.

      „Noch eine Stunde“, sagte Ruthland und sprang von der Back mit einem Satz auf die Kuhl. „Dann segeln wir mit gutem Wind.“

      Der Nebel schien dünner zu werden, die Hitze begann ihn aufzulösen. Der Wind nahm zu, und schließlich lag die „Ghost“ gut auf dem Ruder.

      Francis Ruthland ballte die rechte Hand zur Faust und sagte erleichtert: „Wir gehen auf Südkurs, und wenn wir bis in die Nacht kreuzen müssen.“

      Zwei Stunden nach Sonnenaufgang hatte sich der Nebel restlos aufgelöst. Die „Ghost“ befand sich im freien Fahrwasser, aber in jeder Richtung der Windrose befanden sich Inseln, schoben sich Landzungen vor, tauchten langgestreckte Sandbänke auf.

      Plötzlich vernahmen die Kerle fernen Donner. Als sie genau hinhörten, stellten sie fest, daß es unzweifelhaft Geschützdonner sein mußte. Sie konnten deutlich die einzelnen Abschüsse unterscheiden.

      Der Geschützlärm erklang aus dem Norden des Inselgewirrs.

      Hasard blinzelte, seine Augen tränten vor Müdigkeit. Aber er hob wieder das Spektiv ans Auge und musterte durch die Linsen die Umgebung. Die Schebecke lag auf Westkurs, und das Wasser neben der Bordwand war dunkelblau. Um das Schiff hatte sich, mehrere Seemeilen im Umkreis, eine freie Zone gebildet.

      Die Sonne war noch hinter dem Nebel versteckt, der sich gleichmäßig von der Schebecke zurückzuziehen schien und die freie Fläche ständig vergrößerte. Die Wellen waren glatt und trugen keine Schaumkämme, die Dünung lief nach Steuerbord aus. An drei Stellen schoben sich einzelne Baumwipfel in großer Entfernung durch die Dunstschicht. Schon jetzt war es überraschend warm geworden.

      Jan Ranse hatte mittlerweile Pete abgelöst und warf dem Seewolf einen langen, nachdenklichen Blick zu.

      „Hier finden wir die ‚Ghost‘ nicht“, sagte er ruhig.

      „Unter einer Hetzjagd habe ich mir auch etwas anderes vorgestellt“, erwiderte Hasard. „Aber zumindest sind wir nirgendwo aufgebrummt.“

      „Bis jetzt wenigstens.“

      Seit einer halben Stunde herrschte die Helligkeit des neuen Tages. Die Schebecke war mehr oder weniger ziellos durch die regnerische Nacht getörnt. Dennoch schienen sich die Seewölfe im nördlichen Westen des Golfes von Cambay zu befinden. Bevor man nicht sah, wo die Küstenlinie verlief, konnten keine genauen Feststellungen getroffen werden. „Abwarten“, antwortete Hasard und grinste Jan müde zu. „Wie die Erfahrung gezeigt hat, löst sich der Nebel rasch auf.“

      „Kann nur von Vorteil sein, Sir.“

      Der Rudergänger stellte fest, an welcher Stelle sich hinter dem Nebel die Sonne befand, kontrollierte sorgfältig die Nadel des Kompasses und blickte auf die Segel. Noch immer wehte der Wind aus Südwesten.

      Al Conroy erschien, obwohl noch kein Wachwechsel anstand, schlaftrunken an Deck, rieb sich die Augen und schaute sich schweigend um. Dann richtete er seinen Blick auf den Seewolf.

      Hasard winkte ab und rief: „Noch kein Ziel, Al. Aber bald, hoffe ich.“

      Flüchtig dachte er daran, ob wohl Ruthland ähnliche Empfindungen hatte, oder ob er sich mit der „Ghost“ weiterhin versteckte oder zu flüchten versuchte. Sein Instinkt sagte ihm, daß sich Ruthland hier im Norden der Cambay-Buchten aufhielt.

      „Die Geschütze und ich, wir sind bereit“, entgegnete der Stückmeister und gähnte. Er ging nach Steuerbord, stützte sich aufs Schanzkleid und stierte in den Dunst.

      An fünf Stellen bildeten sich hinter der dünnen Nebelwand dunkle, langgezogene Flächen. Die wenigen Baumwipfel voraus wurden deutlicher und schienen zu wachsen, der Nebel sank über dem Wasser in sich zusammen. Bis auf die Geräusche der Wellen war es verdächtig still. Nur einzelne Vogelschreie erklangen, gedämpft und klagend, durch die Ruhe der ersten Morgenstunde.

      Die wenigen Männer im Bereich des Achterdecks warfen einander erstaunte Blicke zu. Auch Hasard fühlte sich nicht sonderlich wohl, aber er schrieb diesen Zustand dem Schlafmangel zu.

      Edwin Carberry stemmte sich von der Stufe des Niederganges hoch, reckte das kantige Kinn in den Wind und sagte volltönend: „Keine Ahnung, wo wir sind. Aber rund um uns ist Land.“

      „Oder Inseln, Ed“, korrigierte ihn der Stückmeister. „Landzungen und so was.“

      Sie erwarten jeden Augenblick, daß eine Bucht, ein Felsen oder eine bewachsene Insel, Fischerboote oder die verdammten Engländer aus dem Dunst erscheinen würden. Aber nur die dunklen Streifen wurden deutlicher und entpuppten sich als mit Wald bewachsene Teile des Landes.