Название | Fabian Boll - Das Herz von St. Pauli |
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Автор произведения | Hermann economist Schmidt |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783895339103 |
Vorwort
Warum ich ein Buch über Fabian Boll geschrieben habe
Fabian Boll habe ich zum ersten Mal vor vielen Jahren im Edmund-Plambeck-Stadion in Norderstedt spielen sehen. Er war ein auffälliger Spieler, Schaltstation im Mittelfeld, Freistoßschütze und Dauerläufer. Neben seiner spielerischen Klasse in der Oberliga fiel er durch eine im Fußballsport eher unübliche Gelassenheit in allen Situationen auf. Der junge Mann war kein Heißsporn. Fabian Boll ging fair mit seinen Gegenspielern um, obgleich er in jeder Situation alles gab. Er sprach nicht viel, und theatralische Gesten waren ihm offensichtlich ganz und gar fremd. Sein bescheidenes, ja zurückhaltendes Auftreten setzte sich bei seinen Einsätzen in der Amateurmannschaft des FC St. Pauli fort. Er war in meinen Augen schon damals ein perfekter Spieler und vorbildlicher Sportler.
Näher kennengelernt habe ich Fabian dann im Dezember 2007 bei einer Veranstaltung in einem Szene-Kino im Schanzenviertel, wo ich aus meinem ersten Buch über den FC St. Pauli „Zauber am Millerntor“ las und Fabian Boll gemeinsam mit dem damaligen Torhüter Timo Reus (jetzt Torwarttrainer VfR Aalen) als Zuhörer im Publikum saß. Nach und nach wurde eine Freundschaft aus dieser ersten Begegnung. Fabian kam mit seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau Alexandra zu meinem runden Geburtstag. Ich war anschließend beim Polterabend der beiden. Wir schrieben uns regelmäßig SMS und telefonierten häufiger miteinander. Fabian war ein aufmerksamer Leser meiner Bücher.
Ich ging schon damals regelmäßig zum Training an die Kollaustraße und beobachtete das Geschehen am Rande des Platzes. Fabian war immer einer der fleißigsten bei den Übungen und ging in den Trainingsspielchen stets voll zur Sache. Er war für mich einer der Spieler, auf den ich meine Hoffnungen für den FC St. Pauli und seinen Wiederaufstieg setzte. Wenn das Training zu Ende war und die Spieler vom Platz gingen, vergaß er nie, mich zu begrüßen. Immer fand er ein freundliches Wort. Zusammen mit Thomas Meggle, Florian Lechner, Marcel Eger, Bene Pliquett, Florian Bruns und Carsten Rothenbach gehörte Fabian Boll zu den Spielern, die anders waren als die meisten anderen Fußballprofis. Diese Gruppe von Spielern des FC St. Pauli vermittelte ihren Zuschauern und Fans das Gefühl, ein Teil des Vereins zu sein. Und das konnten sie wahrscheinlich vor allem deshalb, weil ihnen der FC St. Pauli selbst Heimat war.
Das Buch über Fabian Boll habe ich geschrieben, weil ich ihn bewundere und verehre. Er hat über viele Jahre sein ganzes Streben immer auf den Fußball ausgerichtet. In all den Jahren, in denen ich mich für Fußball interessiere, habe ich wohl keinen Spieler persönlich kennengelernt, der so diszipliniert alle anderen Interessen dem geliebten Fußballsport unterordnet. Und nebenbei zeichnen ihn Tugenden aus, die ihn zu einem ganz besonderen Menschen machen. Fabian Boll ist ein lebensfroher, positiv denkender und sehr humorvoller Mann, der seine Natürlichkeit im harten Profigeschäft nicht verloren hat, der herzerfrischend ehrlich und direkt ist und einer, auf den man sich verlassen kann. Nicht nur auf dem Platz.
Wie aus dem kleinen Fabian Boll einer der besten Fußballer in Norddeutschland wurde und wie er sich zu einem verantwortungsbewussten Menschen entwickelt hat, das möchte ich in diesem Buch beschreiben.
Hermann Schmidt
Kapitel 1
Gastspiel in Paderborn
Der Tag, an dem ich mich entschied, ein Buch über Fabian Boll zu schreiben, war ein Freitag, und dank des Bezahlsenders Sky ein Spieltag für den FC St. Pauli. Es war der 2. Dezember 2011. Morgens las ich die Sportseiten der Hamburger Tageszeitungen, um mich auf das Spiel in Paderborn vorzubereiten. Meinen Sohn Henning holte ich um 13:30 Uhr in Hamburg von der Schule ab, wir düsten durch den Tunnel und dann die A7 hinunter.
Ich war schon fast überall in Deutschland, um Fußballspiele zu besuchen. In Paderborn war ich allerdings noch nie. Von dieser Stadt wusste ich lediglich, dass es politisch und kirchlich rabenschwarz ist und dass Paddy Borger hier einmal ein saublödes Malheur passiert ist, wovon später noch die Rede sein wird. Das Mädchen aus unserem Dorf, von dem ich den ersten Kuss bekam, ist noch während der Grundschulzeit mit seinen Eltern in die Stadt der Katholiken gezogen und hatte dort den Beruf der Friseurin erlernt. Was aus der wohl geworden ist?
Bei der Vorbereitung auf meine Reise in die Fußballprovinz erfuhr ich im Internet: Paderborn konnte vor gut 1.000 Jahren von den im Reich marodierenden Ungarn nicht eingenommen werden, hatte kurze Zeit später über 300 Bierbrauer unter seinen Einwohnern und war nach der Reformation lange Zeit evangelisch. Dann haben es sich die Katholiken wieder unter den Nagel gerissen.
Wenn wir in Paderborn drei Punkte holen würden, könnten wir vielleicht wieder aufsteigen. Ich überlegte, ob ich Fabian Boll eine SMS schicken sollte, so wie wir es vor einigen Jahren immer praktizierten. Damals hatte ich mich mit meinen Ergebnistipps mehr als einmal als Prophet erwiesen. Irgendwann, als meine Siegprognosen nicht mehr stimmten, stellten wir das Ritual ein. Bei hundert Auswärtsspielen, die ich während dieser Zeit als Fan gesehen habe, durfte ich lediglich einen einzigen Sieg miterleben. Ich hätte Fabian Boll vor dem Spiel in Paderborn schreiben können, dass er heute noch mehr laufen und kämpfen müsse, als er das ohnehin schon tut, und dass er allen sagen soll, dass ich mal wieder auswärts dabei bin, nach langer Krankheit, die nun fast überwunden scheint. Dann würden sie wie die Löwen kämpfen, weil sie wüssten: Hermann ist da, es sieht heute schlecht aus für den FC St. Pauli. Wir müssen alles geben, um am Ende nicht wieder mit leeren Händen dazustehen. Aber ich unterließ es, mich bei Fabian zu melden. Ich wollte niemanden unnötig aufregen oder verunsichern. Dieser Aberglaube ist ohnehin völlig absurd.
Aber viele Fußballer sind abergläubisch, und ich selbst gehörte von Kindesbeinen an zu denjenigen, die bestimmte Rituale pflegten, um eine Niederlage zu vermeiden. Ich trug morgens vor den Spielen immer Klamotten, die ich an Spieltagen getragen hatte, an denen wir nicht verloren hatten. Als ich noch in Schüler- und Jugendmannschaften spielte, hörte ich mir samstags immer die gleichen Rundfunksendungen vor dem Spiel an. Ich hatte immer ein sauberes Taschentuch in der Turnhose und lief stets als letzter Spieler meiner Mannschaft ein. Ich dachte, das bringt