Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 682 |
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Автор произведения | Jan J. Moreno |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783966880961 |
Die Schebecke holte über und legte sich in den Wind, um entweder vor Anker zu gehen oder zu vertäuen. Die leichte Krängung genügte, das Schott des Laderaums aufschwingen zu lassen. Malindi Rama erkannte zu spät, daß er mit dem Dolch das Schloß beschädigt hatte.
Dan O’Flynn, der noch auf dem untersten Tritt des Niedergangs stand, zog überrascht die Brauen hoch. Sein Blick streifte die Schatzkisten und wanderte zu Malindi zurück.
„Willst du uns bestehlen, obwohl wir dich von der Insel gerettet haben?“ fragte er.
Vorübergehend war unter der Wasserlinie ein dumpfes, hohles Gluckern zu vernehmen, Holz schrammte gegen Holz, dann klangen Stimmen auf. Die Schebecke legte an einem Steg an.
Malindi Ramas Gedanken überschlugen sich.
Dan O’Flynns Haltung hatte sich versteift, weil er den Kerl nun als gemeinen Dieb sah.
Andererseits spielte das für Malindi keine Rolle mehr. Ihm war nur daran gelegen, Tuticorin unbeschadet zu erreichen, wo er sicher sehen sehnsüchtig von einer Handvoll Männer und Frauen erwartet wurde, die ebenso dachten und handelten wie er. Die kleine Gemeinschaft der Verschwörer würde in großer Sorge sein, denn niemand wußte, daß sein Boot in der Brandung einer Insel gekentert war und er nur mit Mühe und Not den Strand erreicht hatte.
„Warum antwortest du nicht?“ fragte Dan O’Flynn.
Malindi warf sich herum und floh. Die Furcht, daß alles vergeblich gewesen sein könnte, hatte ihn gepackt und ließ ihn nicht mehr los. Er achtete nicht darauf, was der Engländer rief, er registrierte nur, daß ihm der Mann mit einigem Abstand folgte.
Die Engländer hatten ihn nach Tuticorin gebracht, mehr durfte er nicht von ihnen erwarten. Malindi wußte, daß es zum Bug hin noch einen Niedergang an Deck gab. Er vertraute darauf, daß ihm der heilige Zahn Buddhas Glück brachte. Daß sein Verfolger offenbar glaubte, ihn einholen zu können, ohne die Mannschaft zusammenzurufen, rechnete er dazu.
Die Unterkunft der Engländer! Auf einer der Kojen lag eine bunte Wollmütze. Daneben eine Pistole. Malindi Rama zögerte nicht. Er riß die Waffe hoch und richtete sie auf Dan O’Flynn, der nur noch wenige Schritte hinter ihm war.
„Bleib stehen!“ stieß er keuchend hervor.
Malindi wußte, wie man eine Steinschloßpistole handhabte. Mit einer einzigen schnellen Bewegung spannte er den Hahn.
Dan O’Flynn verharrte abrupt.
„Was soll der Unsinn, Malindi? Wenn du auf mich schießt, wirst du die Schebecke nicht lebend verlassen.“
Ohne Dan O’Flynn aus den Augen zu lassen oder gar die Richtung des Pistolenlaufs zu verändern, griff Malindi nach der Wollmütze, Sie erschien ihm zumindest fürs erste geeignet, seinen kahlen Schädel zu bedecken. Später, sobald er bei Freunden in Sicherheit war, hatte er Zeit, einen Turban zu winden.
„Gib mir die Waffe!“
Dan O’Flynn mußte verrückt sein. Oder lebensmüde. Oder sogar beides zusammen. Jedenfalls schritt er, die Rechte fordernd ausgestreckt, weiter auf Malindi zu.
Der Singhalese wich zurück, bis er die nächste Koje hinter sich spürte.
Gleichzeitig riß er den Abzug der Pistole durch. Aber nichts geschah. Lediglich ein helles Klicken war zu vernehmen.
Der Hellhaarige lachte spöttisch. Er mußte gewußt haben, daß die Waffe nicht geladen war.
Eine Verwünschung auf den Lippen, schleuderte ihm Malindi die Pistole entgegen. Abermals warf er sich herum, sprang über die Koje, hinweg und lief, wie von Furien gehetzt, zum Niedergang.
Einige Mannen waren noch damit beschäftigt, das Vorsegel aufzutuchen, andere belegten die Leinen und brachten die Stelling aus. Bis sie den Singhalesen bemerkten, hatte sich Malindi schon auf die Backbordverschanzung geschwungen und war ins Hafenwasser gesprungen. Alles ging so schnell, daß keiner Gelegenheit fand, ihn zurückzuhalten.
Malindi Rama hatte die Lungen kräftig voll Luft gepumpt. Er war kein sehr guter Schwimmer, aber im Moment wollte er nur von der Schebecke und den Leuten fort, die sich auf dem Steg versammelt hatten und das Schiff begafften.
Mit Armen und Beinen um sich schlagend, gelangte er wieder an die Oberfläche. Das Salzwasser brannte in seinen Augen, trotzdem schaffte er es, sich zu orientieren. Daß ihm die Arwenacks nicht folgten, erschien ihm wie ein kleines Wunder.
Keine zehn Yards entfernt, an einem menschenleeren Steg vertäut, dümpelten Boote. Malindi schaffte es, einen der morschen Kähne zu erreichen und sich hineinzuziehen. Innen stand das Wasser fast eine Handbreite hoch. Wahrscheinlich achtete deshalb niemand auf die Boote.
Der Singhalese löste die Halteleine und griff nach den Riemen. Er pullte, als sei alle Welt hinter ihm her.
Philip Hasard Killigrew hatte nicht erwartet, daß Tuticorin über eine eigene Stadtwache verfügte! Eine fünfköpfige Truppe Uniformierter betrat den Steg, als die ersten Leinen belegt wurden.
Die Männer trugen bunte, grellfarbene Kurtás, das waren lange, über der Hose getragene Hemden ohne durchgehende Knopfreihe, und bis zu den Waden reichende Wickelhosen. Einheitlich waren lediglich die blutroten Turbane, die Riemensandalen und ihre Bewaffnung aus Krummdolch und Säbel, beides in kunstvoll ziselierten Scheiden steckend, sowie je einer altertümlichen Flinte, die vermutlich, nur der Dekoration diente.
Hasard konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, daß jemand mit einem solchen Schießprügel – sofern die Pulverladung überhaupt zündete – tatsächlich zu treffen verstand.
Mit unbewegten Gesichtern bauten sich die Soldaten vor der Schebecke auf, als wollten sie allzu Neugierige von dem fremden Schiff fernhalten oder die Engländer hindern, an Land zu gehen.
„Eine eindrucksvolle Demonstration“, murrte der Profos. „Die Kerle wirken fürchterlich respekteinflößend.“ Er grinste breit und schob sein Rammkinn angriffslustig vor.
„Ed“, sagte der Seewolf, „halte dich zurück!“
Carberrys Grinsen blieb abwartend. „Aye, Sir!“ erwiderte er. „Wir sind schließlich friedliebende Menschen.“
Die Inder präsentierten ihre Luntenschloßflinten. Dabei wurde ersichtlich, daß sie glimmende Lunten neben den Schäften hielten.
Unaufgefordert traten die Zwillinge zu ihrem Vater ans achtere Schanzkleid.
„Erklärt den Leuten, daß wir in friedlicher Absicht hier sind“, verlangte der Seewolf. „Wir wollen Vorräte einkaufen.“
Philip junior deutete eine Verbeugung an, wobei er mit der flachen Hand nacheinander seine Stirn, die Lippen und den Brustkorb berührte.
„Der Kapitän und die Mannschaft der Schebecke grüßen euch, die ihr begnadet seid, Handel zu führen und Reisenden alle die Dinge zu verkaufen, deren sie bedürfen.“
Das war zu dick aufgetragen, aber im allgemeinen wirkungsvoll. Bei den Soldaten und den auf den Steg nachdrängenden Neugierigen lösten die Worte jedoch kaum eine Reaktion aus.
„Sie verstehen dich nicht, Bruderherz“, sagte Jung Hasard. „Wahrscheinlich ist ihr Dialekt vom Singhalesischen beeinflußt. Sag einfach: Hier sind wir, Freunde.“
Bevor Philip den Vorschlag in die Tat umsetzen konnte, wandte sich der Anführer der Soldaten dem Achterdeck zu. „Senhor Capitán“ – er sprach ein halbwegs verständliches Portugiesisch – „willkommen in Tuticorin. Unsere Stadt ist auch Ihre Stadt, unsere Händler sind ehrliche Leute.“
Hasard nickte dankbar. Er antwortete ebenfalls auf Portugiesisch, stellte sich selbst vor und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, die Proviantlast der Schebecke könne mit frischen Nahrungsmitteln gefüllt werden.
„Wir bezahlen gut“, sagte er.
„Dann hält Tuticorin für Sie bereit, was Ihr Herz begehrt.“ Der Anführer der Soldaten