Am Wendepunkt Der Zeit. Guido Pagliarino

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Название Am Wendepunkt Der Zeit
Автор произведения Guido Pagliarino
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9788835418467



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nationalen Einrichtung „Dopolavoro“ oder Kindergärten und Ferienkolonien für ihre Kinder am Meer oder in den Bergen. Am nächsten Morgen erzählten Morettis Feldarbeiter, aufgrund ihrer Geschwätzigkeit und ihres unkontrollierbaren Neides auf ihren Patron, der trotz der konsolidierten Unterwerfung unter den Faschismus nach wie vor begierig nach „Luft“ schrie, überall und zu allererst den Stadtwachen, dass ihr Patron Lügen so groß wie ein Haus erzählt habe, weil er keinen flachen Stein gesehen habe, sondern ein feindliches Flugzeug in Form einer Scheibe, die in der Nähe eines seiner Felder gefallen sei. Kurz gesagt: Das hatte Folgen! Annibale Moretti war von zu Hause weggeholt und in eine Nervenheilanstalt interniert worden: Man hatte dafür gesorgt, dass jeder wusste, dass der arme Mann verrückt war, und es war zu seinem Besten, dass die Behörde sich dafür einsetzte, ihn zu behandeln, denn Steine mit Flugzeugen zu verwechseln konnte nur internationale Komplikationen verursachen, und kurz gesagt, er war ein bemitleidenswerter Schwachsinniger und ihn frei herumlaufen zu lassen, war eine Gefahr für ihn und für alle. Was seinen Sohn betrifft, so hatte er - auch wenn er vorsichtig gewesen war, wie auch seine Mutter, mit niemandem über den Krankenhausaufenthalt seines Vaters zu sprechen - einige Tage später eine Postkarte mit seinem Einberufungsbefehl erhalten, etwas vor der Zeit, und war in einem Bataillon der Sprengstoffabteilung gelandet, aus dem er einen Monat später in Krümeln in einem versiegelten Metallsarg zurückkehrte, infolge eines unglücklichen Trainingsunfalls aufgrund der Unerfahrenheit des Rekruten Moretti in der Verwendung von Sprengstoffen: Vielleicht war es die Wahrheit, aber der Verdacht auf ein Unglück, das von einigen Handlangern des Regimes herbeigeführt worden war, hatte sich in das Herz seiner Mutter eingeschlichen. Sie hatte jedoch geschwiegen, ohne sich zu beschweren und die Militärstaatsanwaltschaft hatte es nicht für erforderlich gehalten, Ermittlungen einzuleiten. Frau Moretti war in Frieden gelassen worden und, mehr noch, sie erhielt umgehend eine kleine Rente: Man hatte ihr keine Probleme bereitet, nicht nur, weil sie geschwiegen hatte, sondern auch deshalb nicht, weil Frauen damals noch sehr wenig beachtet wurden, und überhaupt nicht, wenn sie dem unwissenden Volk angehörten, sodass den Aussagen einer bäuerlichen Analphabetin die gleiche Anerkennung zuteilwurde, die dem Krähen eines Huhns zuteil geworden wäre.

      Die Spuren ihres armen „faschistischen Ehemannes der ersten Stunde“ hatten sich schon länger in Luft aufgelöst, nachdem er von einem Irrenhaus in das andere verlegt worden war, bis eines Tages, im Januar 1934, eine Postkarte zu Hause ankam: kein Brief, damit die Postbeamten des Dorfes die Nachricht lesen und hoffentlich verbreiten konnten, was dann auch geschah. Mit dieser Postkarte wurde Frau Moretti darüber informiert, dass ihre armer Gemahl in Sardinien im Krankenhaus an Lungenentzündung gestorben war und die Frage an sie gerichtet, ob es möglich sei, ihn auf dem örtlichen Friedhof zu begraben oder ob die Familie sich dorthin begeben wollte, um ihn zum Friedhof ihres Dorfes zu überführen. Die Frau hätte innerhalb von fünf Tagen nach dem Versanddatum antworten müssen, wenn sie die Leiche ihres Mannes hätte überführen lassen wollen, andernfalls wäre das Schweigen als Zustimmung zur Bestattung auf der Insel angesehen worden. Die fünf Tage waren bereits vergangen und mit ziemlicher Sicherheit war Moretti bereits begraben worden; die Witwe hatte daher darauf verzichtet, auch angesichts der Kosten und Schwierigkeiten für eine alleinstehende und unwissende Frau, nach Sardinien zu reisen, um die Exhumierung und Überführung des Sargs in das lombardische Dorf zu veranlassen.

      Mussolini, der die ganze Nacht selig geschlafen hatte, betrat am 15. Juni 1933 gegen 7 Uhr morgens das Badezimmer, um seine normalen Bedürfnisse nach dem Erwachen zu befriedigen und beim Wasserlassen eine seiner Blitzentscheidungen zu treffen:

      Im Büro angekommen, es war 8.10 Uhr, hatte er binnen einer Stunde den Minister für Nationale Bildung Francesco Ercole und den Kriegsminister Pietro Gazzera23 vorgeladen. Das Thema, das er besprechen wollte, war auch für das Außen-24 und das Innenministerium von Interesse, aber es wurde von Mussolini selbst ad interim geleitet; er hatte jedoch den Unterstaatssekretär des Innenministeriums Guido Buffarini Guidi herbeordert, weil diesem effektiv die Leitung dieses Ministeriums zustand.

      Genau neunundvierzig Minuten eilten die beiden Minister und der Unterstaatssekretär durch die zweiflügelige Tür des Büros/Wohnzimmers, die ein Diener offenhielt und sich am Ende des Raumes gegenüber vom Schreibtisch des Regierungschefs und vom Stuhl mit den Ausmaßen eines Richterstuhls befand. Sie traten nebeneinander ein und liefen schnellen Schrittes auf den Duce zu, Seite an Seite, nach den neuesten Anweisungen von Mussolini persönlich, während der Diener hinter ihnen die Tür schloss: Offiziell sollte der Befehl zu laufen die Zeit für die Anhörungen verkürzen und dem Staatschef mehr Zeit für andere Aufgaben lassen, aber vor allem liebte es Mussolini sehr, zuzusehen, wie diese Herren in Hemd und schwarzer Jacke ihm auf lächerliche Weise gehorchen mussten: Seit dem Monat Juni des Jahres 1935 sprengte er sogar alle Hierarchien, indem er den sogenannten „faschistischen Samstag“ einführte oder, genauer gesagt, einen Samstagnachmittag, der der Gymnastik und militärischer Erziehung gewidmet war, eine Pflicht, die für alle Italiener gelten sollte. Schon allein die Tatsache, den langen Saal durchlaufen zu müssen, mit dem Duce, der, am Ende des Raumes mit verschränkten Armen hinter seinem Schreibtisch sitzend, mit hochgezogenem Kinn seine Augen in die Augen des Herbeorderten bohrte oder, bei mehr als einem, wie in unserem Fall, den durchdringenden Blick von einem zum anderen wandern ließ, hätte schon erhebliche Ehrfurcht hervorgerufen, aber die Tatsache, dass der Saal im Laufschritt durchquert werden musste, machte jeden, der vor den Duce trat, vollkommen gefügig und sanftmütig. Nach Erhalt der Befehle mussten die Herbeorderten ihren obersten Befehlshaber mit dem römischen Gruß grüßen, sich umdrehen und, Seite an Seite und in rasantem Tempo, hopp, hopp, durch die Tür verschwinden, die in der Zwischenzeit vom Saaldiener wieder geöffnet wurde, den Mussolini durch Drücken eines Knopfes auf dem Schreibtisch informierte, sobald sie ihm den Rücken kehrten. Schließlich wollte er keine Mitarbeiter haben, abgesehen vom treuen Bocchini, sondern einfach nur Marionetten.

      Mit wenigen Worten hatte er die beiden Minister und den Unterstaatssekretär angewiesen, „in Rekordzeit!" an der Universität La Sapienza in Rom eine geheime Forschungsgruppe von Wissenschaftlern und Technikern zu bilden, mit der „konventionellen Bezeichnung“, wie er hinzufügte, „Kabinett RS/33, Akronym für Spezielle Forschungen im Jahr 1933: Mussolini, ein ehemaliger Grundschullehrer, tat sich als großer Experte der italienischen Sprache hervor und die Prägung von Akronymen oder Ausdrücken war nichts Neues für ihn; auch das mysteriöse Akronym OVRA war seine Schöpfung.

      Der gran Capo hatte nicht gemeinsam mit den anderen den vierten Minister für Luftfahrt, Italo Balbo, einberufen, der auch für die Zusammenstellung des Kabinetts von grundlegender Bedeutung war, sondern ihn allein für 16.00 Uhr beordert. In der Tat wusste er, dass sich Balbo nie und nimmer demütig oder sogar im Laufschritt präsentiert hätte, sondern immer bereit war, dem Duce Kritiken ins Gesicht zu sagen und vielleicht auch eine Frechheit hinzufügte, da dieser Mann ein Faschist der ersten Stunde und einer der vier Führer des Marsches auf Rom war, des sogenannten revolutionären Squadrismus, und vor allem absolut von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt war. Und außerdem war er im Land sehr beliebt und konkurrierte, was die Popularität betraf, mit Mussolini selbst. Er war einer der wenigen Beteiligten in diesem politischen Wettkampf, der ihn duzte, was der Duce nur ungern über sich ergehen ließ: Er war sehr neidisch auf Balbo, auch wenn er es zu verstecken versuchte und bis zu diesem Zeitpunkt nichts unternommen hatte, um ihn zu schädigen, behielt sich aber das Recht vor, ihn bei der ersten guten Gelegenheit verschwinden zu lassen: Ende 1933 war ihm dies dann gelungen, indem er ihn in den höchsten Grad der Luftwaffe beförderte und zum Marschall ernannte, und ihn kurz darauf, nach ausgiebigen Lobesbekundungen, am 26. November, vom König zum Gouverneur der sogenannten Vierten Küste, der italienischen Kolonie Libyen, ernennen ließ und ihn damit tatsächlich ins Exil schickte.

      Am selben Abend des 15. Juni, nachdem er Balbo empfangen und ihm die Befehle erteilt hatte, wies der Duce die politische Polizei OVRA in Person des vertrauenswürdigen Bocchini an, die Arbeit des zu konstituierenden Kabinetts zu überwachen und ihm darüber Bericht zu erstatten.

      In absoluter Rekordzeit wurde in jeder Provinzhauptstadt heimlich eine spezielle „Sondereinheit RS/33" der OVRA eingerichtet, deren Hauptaufgabe es war, Bocchini zu informieren, sobald unbekannte Flugzeuge jeglicher Art gesichtet wurden, sich sofort dafür zu interessieren und nichtmilitärische Zeugen zum Schweigen zu bringen. Jede Sichtung musste auf einem von Bocchini