Zeit der Lügen. Hilde Hagerup

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Название Zeit der Lügen
Автор произведения Hilde Hagerup
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711442135



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ging geradewegs zum Fischtresen. Wendy arbeitete dort jeden zweiten Mittwoch und Samstag. Sie trug eine Uniform: weites weißes Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln, kleiner weißer Hut, unter den sie ihre dunkle Mähne stopfte. Manchmal hatte sie Blut auf dem Bauch.

      Jonas schaute gern vorbei. Er kaufte sich einen Fischpudding. Zwölf Kronen und fünfzig Öre. Seine Mittel erlaubten ihm das. Wendy gab ihm den Fischpudding in einer durchsichtigen Plastikdose mit einer Gabel.

      Manchmal war Wendy freundlich, aber an diesem Tag war sie gestresst. Sie verschloss die Dose mit dem Preisschild.

      »Iss erst, wenn du bezahlt hast.«

      »Hältst du mich für blöd?«

      »Vergiss es bloß nicht.«

      Viele wollten Fisch kaufen. Hinter Jonas Nilsen bildete sich eine kleine Schlange. Wendy wollte ihn los sein, aber er blieb stehen.

      »Willst du sonst noch was?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Dann sehen wir uns morgen, ja?«

      Manchmal lächelte Wendy Jonas an. Manchmal redeten sie über Marius oder über Leute aus der Klasse. Manchmal sprachen sie über Dinge im Fernsehen. Zu wem sie bei Superstar hielten. Wendy war sonst nicht so sauer wie an diesem Tag. Vielleicht war etwas passiert.

      Und plötzlich wusste Jonas, was los war. Das Bild. Das Bild von Wendy, das er ins Klo geworfen hatte. Vielleicht hatte er ja nicht richtig abgezogen. Er hatte nicht nachgesehen. Man muss immer nachsehen. Manchmal kommen Dinge wieder nach oben. Vielleicht hatte jemand das Bild gefunden. Vielleicht hatte sie davon gehört. Vielleicht wusste Wendy, was er getan hatte.

      »Kannst du mal Platz machen, Jonas?«

      Sie beugte sich über den Tresen vor, fuhr sich mit dem Arm über die Stirn, versuchte, Blickkontakt zu dem Mann aufzunehmen, der hinter Jonas in der Schlange stand.

      So war das.

      Sie war nicht nur gestresst. Sie war traurig. Jonas musste etwas sagen. Das war das einzig Richtige.

      »Entschuldige«, murmelte er.

      Der Mann hinter Jonas Nilsen drängte sich vor.

      »Ich hätte gern vier Scheiben Kabeljau«, sagte der Mann. »Die dürfen auch ein bisschen dicker sein.«

      Er war selbst dick. Er hatte fast keine Haare auf dem Kopf. Fett und kahl. Wendy lächelte ihn an.

      »Zeigen Sie mir doch einfach, welche Sie haben wollen.«

      »Du hast das vielleicht gehört«, flüsterte Jonas. »Dass ich das Bild ...«

      Der Mann schob Jonas zur Seite und beugte sich über den Glastresen.

      »Die vier da, ganz am Rand.«

      Wendy hob die Fischscheiben mit einem kleinen Heber hoch.

      »So«, sagte sie und wickelte sie in weißes Papier.

      »Ins Jungenklo«, sagte Jonas.

      Niemand achtete auf ihn.

      »Super«, sagte der Mann.

      »Das war blöd von mir«, sagte Jonas.

      Der dicke Mann ging weg. Die nächste Kundin war eine Frau mit einem Kinderwagen.

      »Ich hätte gern dreihundert Gramm Krabbenfleisch.«

      »Tut mir leid«, sagte Jonas.

      »Moment bitte«, sagte Wendy zu der Kundin. Dann beugte sie sich über den Tresen zu Jonas vor. »Siehst du nicht, dass ich zu tun habe? Kannst du jetzt bitte gehen?«

      Sie war gestresst, aber das war nicht alles. Sie war ganz offensichtlich auch verletzt. Wendy hatte ihn nicht angelächelt. Er hatte den Diamanten noch nicht gesehen. Er nickte.

      »Gut.«

      Sie wandte sich wieder der Kundin zu.

      »Krabbenfleisch?«

      Der Glastresen war hoch. Jonas legte die Finger um die Kante und zog sich auf die Zehenspitzen. Trotzdem stand Wendy hoch über ihm.

      »Du verstehst doch, dass ich die Wichsvorlage meine?«

      Im Supermarkt wurde es ganz still. Wendy kehrte Jonas weiterhin den Rücken zu. Der Mann, der die vier Scheiben Kabeljau gekauft hatte, war ebenfalls stehen geblieben, am Fleischtresen, gleich nebenan. Alle waren stehen geblieben. Schön. Jetzt hörten sie es. Jetzt hörten alle auf Jonas Nilsen.

      »Was hast du gesagt?«, flüsterte Wendy und drehte sich um.

      Jonas Nilsen flüsterte nicht. Jonas Nilsen hatte keine Angst davor, die Dinge beim Namen zu nennen.

      »Ich hab es aus meiner Brieftasche genommen und ins Klo geworfen. Wegen Tones Titten.«

      Einer von den anderen, die hinter dem Fischtresen arbeiteten, stand jetzt neben Wendy. Ein Mann von Mitte vierzig. Er trug keinen weißen Hut auf dem Kopf. Eine Brille hing an einer Schnur um seinen Hals. Der Chef.

      »Was denn?«, fragte der Chef.

      Jonas sah Wendy an, als er antwortete.

      »Die Wichsvorlage. Tut mir leid. Aber als Freundin mag ich dich immer noch.«

      Wendy war ganz blass geworden. Fast grau. Sie schien jeden Moment losheulen zu können. Das hatte Jonas ja gewusst. Er hatte recht gehabt. Sie war nicht sauer gewesen. Sondern traurig.

      »O Scheiße, Jonas Nilsen«, flüsterte Wendy.

      »Ja.«

      »Ich glaube, das reicht«, sagte der Chef und reichte der Frau mit dem großen roten Kinderwagen eine Packung Krabben.

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