Bomba im Wirbelsturm gestrandet. Roy Rockwood

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Название Bomba im Wirbelsturm gestrandet
Автор произведения Roy Rockwood
Жанр Книги для детей: прочее
Серия Bomba der Dschungelboy
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783946554257



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haben viel an ihn verloren, nicht wahr?“

      „Das kann man wohl sagen“, klagte Lester; „er hat mich praktisch ausgeraubt.“

      „Er ist ein Schurke vom Scheitel bis zur Sohle; aber es ist nun einmal geschehen. Wenn ich Ihnen finanziell zeitweilig aushelfen kann, dann zögern Sie bitte nicht, sich an mich zu wenden.“

      „Das ist wirklich gut von Ihnen“, erwiderte Lester dankbar, „aber da ja meine Passage bezahlt ist, komme ich schon irgendwie aus, und in London ist alles wieder in Ordnung. Ich habe einen Kreditbrief auf eine dortige Bank.“

      Man hätte eigentlich annehmen können, dass Brasser sich nach seiner Bloßstellung so weit wie möglich von seinen Mitpassagieren zurückgezogen hätte, aber die Keckheit des Mannes war fast unglaublich. Nach ein oder zwei Tagen wanderte er schon wieder auf dem Schiff herum und nahm so munter wie immer am Leben der Passagiere teil. Viele Reisende ignorierten ihn freilich völlig, andere wieder duldeten ihn nur. Es gab aber immer noch einige, die seine moralischen Schwächen gern übersahen, weil seine leichte, unterhaltende Art und seine Munterkeit die Eintönigkeit der Reise etwas auflockerten.

      Endlich waren die Reparaturen an der ‚Pamela‘ beendet. Als das Schiff wieder Fahrt aufnahm, lebte die Stimmung der Passagiere auf. Kapitän Dondy allerdings war so mürrisch und unfreundlich wie nur je geblieben. Seine von Natur schlechte Laune wurde durch den Aufenthalt und die Ungelegenheit der Strandung noch gesteigert. Weiterhin waren die Wetterzeichen keineswegs beruhigend. Die Sorge des Kapitäns war durchaus verständlich. Und doch entschuldigte es nicht die brutale Art, in der er seine Wut an seinen Untergebenen ausließ. Flüche und Schläge waren das tägliche Los der Matrosen, ganz gleich, wie hart sie arbeiteten oder wie schnell sie den Befehlen gehorchten.

      „Dondy ist ein brutaler Mensch und ein Narr zugleich“, sagte Andrew Bartow eines Tages, während er und Bomba an der Reling standen und zum Horizont schauten. Sie waren eben Zeugen einer Misshandlung gewesen, die einfach unbegreiflich war. „Er steht kurz vor seinem Sturz. Letzten Endes können Menschen nur ein gewisses Maß an Grausamkeit und schlechter Behandlung hinnehmen. Der Kapitän kann von Glück sagen, wenn er nicht in einer dunklen Nacht über Bord geworfen wird.“

      „Die Männer hassen ihn wie Gift“, sagte Bomba. „Der Kapitän hat ein schwarzes Herz. Im Dschungel wäre man schnell mit ihm verfahren, aber auf hoher See tut er, was er will. Mehr als einmal hatte ich bereits den dringenden Wunsch, einzugreifen, aber hier macht ihn das Gesetz der See fast zu einem Gott. Was ist das?“ Er unterbrach sich plötzlich und schaute scharf in die Ferne.

      „Wo?“, fragte sein Vater. „Ich kann nichts sehen.“

      „Aber ich“, antwortete der Junge.

      „Was denn?“, brummte Kapitän Dondy, der zufällig in dem Augenblick vorbeikam.

      „Ein Schiff“, lautete die Antwort.

      Der Kapitän schaute angestrengt in die Richtung, in die Bomba wies.

      „Blödsinn“, sagte er mürrisch. „Der Ozean ist leer und glatt wie ein Brett.“

      „Ich sehe aber trotzdem ein Schiff“, antwortete Bomba ruhig.

      „Kapitän, ich würde die Sache nicht so unbeachtet abtun“, riet Andrew Bartow. „Bombas Augen sind bemerkenswert scharf. Obwohl ich das Schiff selbst nicht sehe, bin ich jederzeit bereit, ihm zu glauben. Ich schlage vor, Sie suchen die Richtung einmal mit Ihrem Glas ab.“

      Dondy, der immer noch brummte, es sei ein Unsinn, setzte doch sein Glas ans Auge; dann zuckte er heftig zusammen.

      „Beim großen Hirnlöffel, es stimmt“, gab er grollend zu. „Carson, stellen Sie fest, was Sie weiter ausmachen können“, rief er seinem ersten Offizier zu, der während des Gesprächs herangekommen war.

      Carson nahm das Glas, setzte es ans Auge und beobachtete scharf.

      „Ein Handelsschiff“, sagte er endlich, „und beim Jupiter, ein Schiff in Seenot. Ich kann die Signale sehen.“

      „Sind Sie sicher?“, fragte der Kapitän in schlecht verhohlenem Ärger.

      „Todsicher“, lautete die Antwort. „Das Schiff ist in Seenot, so viel steht fest. Es sieht so aus, als ob die Mannschaft schon in die Boote geht. Soll ich den Befehl geben, den Kurs zu ändern?“ fragte er.

      „Das werden wir wohl müssen“, sagte der Kapitän in unverhüllter Verärgerung und fügte eine Kette von Flüchen an. „Das ist wieder mein besonderes Pech, jetzt noch so aufgehalten zu werden, nachdem wir schon so viel Zeit verloren haben.“

      Es blieb ihm aber nichts anderes zu tun übrig. Kein Kapitän, so herzlos und brutal er auch sein mochte, hätte es gewagt, das Gesetz der See zu missachten, wenn man es mit einem Schiff in Seenot zu tun hatte. Der Kapitän wäre überall geächtet worden.

      Zögernd wurde der Befehl erteilt, den Kurs der ‚Pamela‘ zu ändern. Es dauerte nicht lange, bis sich der Dampfer dem Schiff in Seenot genähert hatte; es war wirklich keine Zeit zu verlieren, denn das andere Schiff war im Sinken. Das untere Deck wurde schon fast von den Wellen erreicht. Die Besatzung hatte die Bedienung der Pumpen aufgegeben und drängte sich in die Boote. Einige hatten schon abgelegt, wenn es auch nur unter Mühe gelang; denn die See war ziemlich rau geworden. Riesige Wellen ließen die kleinen Rettungsboote fast kentern. Einige der Männer fielen ins Wasser und wurden nur mit Mühe wieder geborgen. Endlich jedoch waren alle Matrosen gerettet, obwohl ihre Ruderboote bei dem Manöver zerschmettert wurden und aufgegeben werden mussten. Kaum war der letzte Mann der Besatzung an Deck der ‚Pamela’ als das Deck des Handelsschiffes steil in die Luft hochfuhr und danach fast senkrecht in die Tiefen des Ozeans versank.

      Die Freude der Geretteten war grenzenlos; sie wurde von den Passagieren und der Besatzung der ‚Pamela’ geteilt. Die einzige Ausnahme stellte Kapitän Dondy dar. Er nahm an der allgemeinen Freude nicht teil — er war übelster Laune und versuchte gar nicht, das zu verbergen.

      Zu den Offizieren der ‚Betty Jane’, so hieß die unglückliche Barke, war er kaum höflich, den Matrosen gegenüber aber ausgesprochen hässlich und gemein.

      „Fünfzig weitere Mäuler füttern, fünfzig weitere Männer, die man unterbringen muss“, grollte er Carson an, „und alles, weil dieser dumme Junge aus dem Dschungel Augen wie ein Falke hat. Verflixter Kerl, warum konnte er sich nicht um seine eigenen Dinge kümmern? Wenn er sich nicht eingemischt hätte, wäre das nicht so gekommen.“

      Selbst Carson, der Dondy doch kannte, war über diese Kaltherzigkeit entsetzt, die der Kapitän jetzt zeigte, und widersprach ihm tadelnd:

      „Sie wollen doch nicht sagen, es tut Ihnen leid, dass man die armen Kerle nicht Ihrem Schicksal überließ?“

      „Oh, es wäre schon noch jemand des Weges gekommen und hätte sie aufgenommen“, murrte Dondy. „Diese Meeresgegend ist ziemlich stark befahren. Ich sehe nicht ein, warum ausgerechnet ich das Opfer sein muss. Ich denke mir schon, unser Schiff ist verhext.“

      Er rächte sich dadurch, dass er seinen Männern gegenüber doppelt brutal war; er ließ sie wie Sklaven arbeiten, bis sie kaum mehr in der Lage waren, sich abends in die Kojen zu begeben. Diese erbärmliche Behandlung erstreckte sich auch auf die Matrosen, die aus der‘,Betty Jane’ gerettet worden waren. Seine Schläge fielen schneller als seine Worte, bis ihn schließlich die gerettete Besatzung genauso abgrundtief hasste, wie seine eigene Mannschaft.

      „Verflixt noch einmal“, hörte Bomba jemand sagen, „ich glaube, wir wären besser in den Booten geblieben und hätten trotz aller Gefahr gewartet, bis uns ein anderes Schiff aufnimmt.“

      Carson, der menschlich dachte, versuchte sich einzuschalten.

      „Kapitän, können Sie nicht etwas vorsichtiger auftreten?“, fragte er. „Die Stimmung bei den Männern ist sehr schlecht, und wenn sie zu hart angetrieben werden, kann man nicht sagen, was geschieht.“

      „Halten Sie sich an Ihre Aufgaben, Carson“, fauchte Dondy, „das Schiff befehlige ich.“

      „Natürlich