Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel. Luzia Pfyl

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Название Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel
Автор произведения Luzia Pfyl
Жанр Языкознание
Серия Frost & Payne - Die gesamte Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958344112



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Miss.« Galant hob er den Hut kurz an, und Helen machte einen höflichen Knicks.

      »Dr. Baxter, dies ist Helen Liddle, meine Gehilfin. Helen, das ist Dr. Finnley Baxter, der brillante Wissenschaftler, von dem ich dir erzählt habe«, stellte Frost die beiden einander vor. Vergnügt stellte sie fest, dass Baxter knallrot im Gesicht wurde und sich verlegen den Nacken rieb.

      »Na, ich weiß nicht, ob ich so brillant bin, wie Miss Frost sagt, aber ich gebe mein Bestes.«

      Helen lächelte. »Miss, ich mache mich dann mal besser an die Arbeit.«

      »Sie wollten mich sprechen?«, fragte Frost, als Helen aus dem Zelt gehuscht war.

      Baxter nickte. »Es ist soweit alles vorbereitet, wie wir es besprochen haben. Mr. Payne wird sich während der Präsentation unter die Zuschauer mischen. Inspektor Jones und Constable Manju sind ebenfalls unter den Zuschauern. Ich selbst werde jedoch keinen guten Beobachter abgeben, sobald es losgeht.«

      Frost tätschelte ihm den Arm. »Helen ist eingeweiht und hält mit uns die Augen offen, Baxter. Konzentrieren Sie sich lieber auf die anderen drei Prototypen. Nicht, dass Sie selbst aus Versehen den Duke noch vor dem Attentäter abschießen.«

      »Das ist nicht komisch, Miss Frost.«

      Sie lachte auf. »Verzeihen Sie. Galgenhumor hilft mir, in solchen Situationen die Ruhe zu bewahren.«

      »Was tun wir, wenn der Attentäter zuschlägt? Ich bin nur ein Wissenschaftler.« Baxter sah aus, als wäre ihm schlecht. Dafür, dass er Waffen konstruierte, war er ein ziemlicher Hasenfuß, befand Frost.

      »Das überlegen wir uns, wenn es soweit ist«, antwortete sie. Sie wollte noch etwas hinzufügen, doch eine gemischte Gruppe aus Männern in dunklen Mänteln und Frauen in grellen Kleidern, die soeben über den Kiesweg geschritten kamen, lenkte sie ab. »Entschuldigen Sie mich, Dr. Baxter.«

      Frost ließ den Tüftler stehen und ging der Gruppe entgegen. »Was machst du denn hier?«, fragte sie laut, und Michael Cho, der an der Spitze der Gruppe ging, blieb verwundert stehen. Seine dunklen Augen musterten Frost eingehend.

      »Ich könnte dich das gleiche fragen, Lydia. Aber wenn du es genau wissen willst, mein Vater und Lord Greyson waren alte Freunde. Greyson hat mich eingeladen, und ich habe ihm versprochen, ein paar nette Damen zur Unterhaltung der Gäste mitzubringen.« Er grinste bis über beide Ohren, als Frost sich zur Seite beugte und die grell geschminkten jungen Frauen betrachtete. Unter ihren Mänteln trugen sie traditionelle Seidenkleider, ihre Haare waren kunstvoll hochgesteckt. Kichernd hielten sie sich buntbemalte Papierfächer vor ihre roten Münder.

      »Ich nehme an, Madame Yueh lässt auf diese Weise Grüße ausrichten«, meinte Frost sarkastisch.

      Michael schnalzte mit der Zunge und schüttelte in belustigter Missbilligung den Kopf. Dann bot er Frost den Arm an, damit sie gemeinsam weiterschlendern konnten. »Gehe ich recht in der Annahme, dass du wegen deines Auftrags hier bist?«

      »Das ist korrekt.«

      »Lass mich raten. Es wird, sobald die Präsentation losgeht, ein Attentat auf den Duke oder auf Greyson geben.« Als Frost überrascht zu ihm hochschaute, grinste er wieder. »Du darfst mir ruhig zutrauen, dass ich eins und eins zusammenzählen kann, meine Liebe.«

      Frost unterdrückte einen Seufzer und presste die Lippen zusammen. Natürlich hatte Michael recht. Sie hatte ihm noch nie etwas vormachen können. Und sein messerscharfer Verstand war etwas, das sie an ihm bewunderte.

      »Dein amerikanischer Freund redet mit Newman, Greysons Sicherheitschef. Alte Bekannte?«

      Payne stand tatsächlich noch immer neben dem Mann mit dem exzentrischen Backenbart. Ob die beiden sich kannten, fragte Frost sich ebenfalls zum wiederholten Male. Wie Michael jedoch amerikanischer Freund betont hatte, hatte sie sehr wohl gehört. War er etwa eifersüchtig?

      Ein tiefes Dröhnen kam auf, ein Schatten fiel auf die Zelte. Frost und Michael schauten gleichzeitig in den Himmel.

      Der Zeppelin des Dukes schwebte so tief, dass manche sich instinktiv duckten. Er überflog den kleinen Park und machte über der Häuserreihe gegenüber eine halbe Drehung. Die Rotoren dröhnten auf, als die Piloten das Luftschiff abbremsten und langsam seitlich an einen schmalen Turm lenkten. Der Turm diente den Passagieren als Landungsbrücke. Seile wurden auf das Dach des Gebäudes hinuntergeworfen, Arbeiter zurrten sie dort fest.

      »Es geht los«, sagte Frost und löste ihren Arm aus Michaels Ellbogen. »Ich geh dann mal an die Arbeit. Wir sehen uns später.«

      Michael beugte sich zu ihr herab, um sie auf die Wange zu küssen. Frost ließ es zu. Sie bemerkte, dass Payne zu ihr herüberschaute.

      »Bist du bewaffnet?«, fragte Michael leise und schaute ihr dabei eindringlich in die Augen.

      Frost nickte und schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. Sie hoffte, dass sie ihren Revolver nicht einzusetzen brauchte. »Im Notfall hat es genügend Sicherheitspersonal und Polizei hier, um eine ganze Gang unschädlich zu machen«, scherzte sie. Zudem war sie sich sicher, dass auch Michael und seine Leute gerüstet waren. »Mir passiert schon nichts.«

      Sie verabschiedete sich von Michael und ging über die Wiese zu Payne. Er zündete sich gerade eine Zigarette an. »Sie kennen Greysons Sicherheitschef?«, begrüßte sie ihn.

      »Und Sie verkehren wieder mit der chinesischen Mafia«, gab Payne zurück. »Sie mögen chinesisches Essen also doch nicht ohne Grund.«

      »Das hat nichts damit zu tun.« Frost musterte den Pinkerton. Wenn er nervös war, so gab er es mit nichts zu erkennen. Vermutlich hatte er viel mehr Erfahrung mit solchen Wartespielen und Attentätern als sie. Sie hingegen spürte nun, als sie wieder auf den Zeppelin blickte, die Anspannung sehr deutlich. Ihr Magen kribbelte, sie atmete flach. »Kann ich einen Zug haben?«, fragte sie ungeniert.

      Payne hob die Augenbrauen und schaute verwundert auf sie herab, hielt ihr dann aber wortlos die Zigarette hin. Frost sog den Rauch tief ein und spürte das Brennen in ihren Lungen. Sie musste husten, doch das hielt sie nicht davon ab, noch einen Zug zu nehmen. »Danke«, murmelte sie und gab den Glimmstängel zurück.

      Oh, sie hasste diese Warterei.

      Die Ankunft des Dukes versetzte alle in hektische Aufregung. Bedienstete hievten letzte Platten mit Sandwiches auf Buffettische, zupften Servietten gerade. Frisuren wurden kontrolliert, Uniformen straff gezogen.

      Ein zweites Luftschiff schwebte dröhnend über den Park und machte eine Schleife über der Themse, während es darauf wartete, dass der Zeppelin des Dukes alle Passagiere ausgeladen hatte und den Landungsturm freigab. Frost erkannte das Wappen Lord Greysons auf der Hülle des Luftschiffes. Alle wichtigen Akteure waren nun also eingetroffen.

      »Baxter, atmen Sie.« Frost schmunzelte, denn der junge Wissenschaftler schien kurz vor einer Panikattacke zu stehen. »Tief ein und wieder aus, ein und aus, genau. Sie schaffen das.«

      Statt einer Antwort kam ein gequältes Quieken aus seiner Kehle, dann nickte er, straffte sein Jackett und ging mit hölzernen Schritten auf die Gruppe zu, die soeben aus dem angrenzenden Gebäude kam. Es war Lord Greysons Entourage, allen voran Sanderson. Der Duke ging neben Greyson und lachte gerade über etwas, was Greyson ihm erzählte.

      »Kriegt er das hin?«, fragte Payne und blickte Baxter nach, der soeben Sanderson die Hand gab.

      Frost zuckte mit den Schultern. »Er muss gleich drei völlig neuartige Waffen den höchsten und wichtigsten Männern des Landes vorführen und danach allen erklären, warum die vierte Waffe, die beste von allen, nicht da ist. Vermutlich wird er seinen Job verlieren.«

      Eine Musikkapelle spielte auf, als der Duke und Greyson durch den Park geschritten kamen. Beide Herren sahen stattlich aus, doch der Duke übertrumpfte alle anderen Anwesenden mit seiner dunklen Admiralsuniform. Ein geschätztes Dutzend Orden funkelte an seiner Brust, und sein grau melierter Bart umrahmte